Mal halblang. Corbyn ist sowenig radikal wie Helmut Schmidt. Das ist klassische Propaganda. Früher nannte man seine Positionen “sozialdemokratisch”. Aber die europäischen Sozialdemokraten, egal wo, haben sich längst in “CDU light” bzw. Schlimmeres verwandelt. Da ist Corbyn eher ein Hoffnungsschimmer der zeigt, mit überzeugendem sozialdemokratischen Profil kann man Wahlen gewinnen. Nicht aber mit unverbindlicher Sozial-Wohlfühl-Rhetorik a la Schulz. Das durchschauen die Menschen halt.
Zu Frage/Antwort 3: In England versagen die Wahlstrategen, bei uns die Politiker. Und werden für ihr Versagen auch noch wiedergewählt. Es ist kaum vorstellbar, dass Leute wie Merkel, Steinmeier, Roth & Co. in anderen Ländern höchste Staatsämter bekleiden könnten, in England schon mal gar nicht, in Frankreich eher auch nicht. Deutschland ist da anders. Hier haben bildungsferne und berufslose Berufspolitiker ohne jegliches Niveau beste Aussichten auf diese Ämter.
Diese Wahl bestätigt einmal mehr, dass das Wählerverhalten immer volatiler wird. Stimmungen bauen sich innerhalb weniger Wochen wahlentscheidend auf. May wollte diese vorgezogenen Wahlen eigentlich nicht, doch ein Teil ihrer Berater und Fraktion vertraute auf die Meinungsumfragen. Eine feste Verwurzelung breiter Wählerschichten nimmt beständig ab. So können charismatische junge “Führer” wie Macron oder Kurz innerhalb kürzester Zeit “Bewegungen” ins Leben rufen und alte Parteienlandschaft durcheinanderwirbeln. Jeremy Corbyn hat etwas Ähnliches mit den jungen Wählern in UK erfolgreich veranstaltet. Boris Johnson ist im Grunde seines Herzens ein Clown, ein Aufschneider und Blender, den man sich an der Spitze einer Nation schwer vorstellen kann.
Elmar Brok hat sich hierzu entlarvend geäussert: Man spekulierte in Brüssel auf einen hohen Sieg Mays, mit dieser Mehrheit im Rücken hätte sie dann einen “pragmatischen” Brexit verhandelt werden können, also soft wie Softeis. Der Wähler im Uk hat diesen Braten wohl gerochen und Frau May für ihren kleinen Trick ordentlich abgestraft…
“[D]ie meisten Labour-Wähler wollen die Unabhängigkeit” - 65% der Labour-Wähler stimmten laut YouGov für “Remain,” Herr Peiser. Und Johnson hat, verglichen mit der letzten Wahl, in seinem Wahlbezirk Uxbridge die Hälfte seines Vorsprungs gegenüber dem Labour-Kandidaten verloren.
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