Henryk M. Broder / 10.07.2017 / 19:31 / Foto: Henryk M. Broder / 8 / Seite ausdrucken

Worte statt Wasserwerfer! Und Freibier für alle!

Caroline Fetscher schreibt im Berliner Tagesspiegel über eine verpasste Gelegenheit beim G20-Gipfel in Hamburg. „Mit ihnen zu sprechen wäre der Weg gewesen“.

Mit "ihnen" meint die Autorin "abertausende Außenstehender", die "mitreden" und "gehört werden" wollten,  "stellvertretend für 'die Verdammten dieser Erde'". Aber: "Das war nicht drin." Denn der "'Black Box' der Macht stand der 'Schwarze Block' der Ohnmacht gegenüber, der dann marodierend durch die Straßen zog: lokaler Krawall gegen den globalen Krawallmacher Trump, Randale vom Rand wider das Zentrum der Globalisierung".

Und: "Einfacher, klüger, weniger teuer wäre Deeskalation gewesen. Die Parks für Zeltlager öffnen, Freibier und Pizza spenden, mit Sprechern Vereinbarungen über das spätere Aufräumen treffen, Fragen zulassen an die Mächtigen, Demonstranten zu Mediendebatten über ihre Forderungen einladen: Worte statt Wasserwerfer. Die Hell-Hooligans wären isoliert worden." Und hätten ganz bestimmt nach dem Ende des G20-Gipfels Frau Fetscher mit einer Fahrrad-Rikscha nach Hause gefahren.

Friedlich ist vieldeutig und unpräzis

Auf einer ähnlichen Wolke schwebt auch Werner Rätz, Gottvater des Abrissunternehmens "Attac". Nachdem die Autonomen das Schanzenviertel demoliert hatten, gab er ZEIT ONLINE ein Interview über eine bevorstehende Demo in einem "großen Bündnis" unter Beteiligung des Schwarzen Blocks: "Wir wollen eine Demonstration, die gemeinsam losläuft und ankommt und während der sich alle Menschen sicher fühlen können, auch Familien mit Kindern."

Auf die Frage nach dem "friedlichen" Charakter einer Demo, an der auch der Schwarze Block teilnimmt, sagte Rätz: "Friedlich ist ein vieldeutiger Begriff. Er wird benutzt, um ein bestimmtes Verhalten einzufordern – aber auch, um das eigene Verhalten zu beschreiben. Deshalb haben wir uns darauf verständigt, konkret zu beschreiben, was wir meinen, anstatt so einen unpräzisen Begriff zu benutzen."

"In diesem Sinne", so Rätz weiter, "können da auch gewaltfreie Organisationen und solche, die Militanz nicht ausschließen, punktuell zusammenfinden".

So gesehen ist "friedlich" tatsächlich ein vieldeutiger Begriff. "Idiot" auch.

Foto: Henryk M. Broder

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Leserpost

netiquette:

Heiko Stadler / 11.07.2017

Wenn ich mal mein abgebranntes Autowrack in der Innenstadt vorfinden sollte, werde ich die Linken zur einer Diskussion mit Freibier und Pizza einladen

B.Klingemann / 11.07.2017

Ich kann dieses verkopfte und zugleich dumme Nivellierungs- und Rechtfertigungsgeschwafel der “Linken” (auch wieder so ein vieldeutiger Begriff) nicht mehr hören: “... Militanz nicht ausschließen, punktuell zusammenfinden.” Christen und Moslems finden auch irgendwo punktuell zusammen (z.B.: EIN Gott). Ein Pflasterstein ist ein Pflasterstein. Ein Loch im Kopf ist ein Loch im Kopf. “Ein Idiot ist ein Idiot. Zwei Idioten sind zwei Idioten. Zehntausend Idioten sind eine politische Partei.” - Franz Kafka.

Werner Geiselhart / 11.07.2017

Sehr geehrter Herr Broder, wie können Sie nur in diesem Zusammenhang das Wort “Idiot” verwenden. Schmeicheleien sind hier in keinster Weise angebracht!

Emmanuel Precht / 11.07.2017

Warum hat Rätz nicht herausgearbeitet, dass Polizisten lieber mit Pizza statt mit brennenden Wurfgeschossen beworfen werden? Das leuchtet doch Jedem ein und der Widerspruch wäre ausgeblieben denn: Äußert der Edle seine Worte gut so stimmt ihm das Volk zu in einem Umkreis von 1000 Meilen, aber tut er dies schlecht ist der Widerspruch eben genauso groß. Wohlan…

Sonja Brand / 11.07.2017

Das Beste am Artikel ist der letzte Satz. Danke!

Helmut-Ernst Kaßner / 10.07.2017

Helmut-Ernst Kaßner Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als das Linke (Kommunisten/Bolschewisten)  auf die Option verzichten “... und willst du nicht mein Bruder sein dann schlag ich Dir den Schädel ein” Auf diese Option zu verzichten heißt sich selbst aufzugeben. Man muss nur in die Geschichte bis zum heutigen Tage schauen.

Max Mertens / 10.07.2017

Einen ähnlichen quasi-akademischen Seim wie die oben Vorgeführten hat heute in einem ARD-Journal Herr Prof. Heitmeyer losgelassen, der als Experte seine mühsam errungenen Bielefelder Forschungsergebnisse zum Thema Aggression/De-Eskalation dieser bayerisch-rasselnden Moderatorin per Leinwand servieren durfte. “Danke, Herr Professor Heitmeyer!” sagte sie dann am Schluß. Wofür? Für das Forschungsergebnis, daß sich Protestierer vom Aufgebot der Poizei provoziert fühlten usw usf.

Hubert Bauer / 10.07.2017

Vielleicht hätten Trump und Putin gerne bei einem Bier mit den Linken über ihre Sicht der Welt gesprochen. Aber leider hatten sie in vielen Lokalen, in denen die Linken gerne verkehren, Hausverbot.

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