Als Familienvater mit kleinem Kind lebe ich täglich mit Ängsten in Bezug auf meine Kinder: Vor zu schnell fahrenden Autos in Spielstraßen, vor Sexualstraftätern, vor Giften in Lebensmitteln (insbesondere auch Kindernahrung), etc - mit Sicherheit aber nicht vor dem Wolf. Gegen die erstgenannten Gefahren wird kaum etwas unternommen. Die Bußgelder bzw. Strafen bei Verkehrsdelikten sind nach wie vor lächerlich. Die rigorose Einrichtung von 30er Zonen in Städten mit entsprechend harscher Sanktionierung bei einem Geschwindigkeitsverstoß könnte dabei wahrscheinlich hunderte Kinderleben retten. Interessiert und / oder emotionalisiert aber niemanden. Jeder Hund ist mehrfach gefährlicher als ein Wolf - der Hund ist an den Menschen gewöhnt. Die zahllosen Attacken durch Hunde werden größtenteil statistisch erfasst, das kann jeder nachlesen - schaffen wir deswegen Hunde ab? Im Endeffekt geht es doch nur den Jägern um die ungestörte Jagd und den Landwirten/Viehzüchtern um die Vermeidung von Mehrkosten durch entsprechende Schutzmaßnahmen. In diesem Kontext ist es lächerlich gleichzeitig aber zu verlangen, die Afrikaner sollen sich um den Schutz von Löwen und anderen Wildkatzen bemühen. Wenn wir das Recht haben die Top-Predatoren auszurotten, können wir das den afrikanischen Staaten wohl kaum verbieten. Wohlgemerkt: Dort kann ein Löwenriss schonmal die gesamte Lebensgrundlage einer Familie vernichten ...
Offenbar haben sich bei vielen die Ängste aus dem “Kosum” von Märchen ala “Rotkäppchen” derart innerlich verfestigt, daß dem Tier keine Chance geboten wird. Und was die bedrohte Landwirtschaft angeht, ein Hütehund wie in den Ländern üblich, wo der Wolf zur Fauna gehört u. gehört, wirkt schon mal Wunder. Dazu muß man aber den Willen zur Anpassung an neue Verhältnisse haben. Abschießen ist einfacher, so wie seinerzeit bei Stoi-Bärs Problem-Bär praktiziert, von dem angeblich keiner wußte, wo er ist , um ihn einzufangen, aber mit der Abschußlizenz das Gewehr sofort an der richtigen Stelle präsent zum Schuß kam.
Als Kinder haben wir in den Moor- und Geestebächen geangelt, haben im Spätsommer Pilze gesammelt und hatten einen Abenteuerspielplatz namens Wald. Diese Freiheit gehört, seit dem der Wolf wieder in unserer Kulturlandschaft sein Unwesen treibt, der Vergangenheit an. Frauen und Kinder fürchten sich wieder, und sie fürchten sich zu recht, denn die Scheu der Wölfe schwindet zunehmend. Hier im Norden ist es eine Frage der Sicherheit für die Menschen, dem Schutz der Deiche und unserer Tiere. Dies ist unsere Priorität und auch das Anliegen vieler bodenständiger Grüner, die jeden Tag um ihre Tiere bangen. Der Wolf mag einen Platz auf den großen Truppenübungsplätzen haben oder in besonderen Schutzgebieten. Hier, in den norddeutschen Küstengebieten, will eine zunehmende Anzahl von Menschen den Wolf nicht sehen. In dieser Angelegenheit wächst auch der Frust bezüglich der etablierten Parteien, da sie in ihrer selbstgerechten Arroganz die berechtigten Sorgen der Menschen nicht mehr ernst nehmen. Die bisherige Wolfspolitik einschließlich der Entschädigungen hier in Niedersachsen sind geradezu lächerlich. Es könnte folglich bei den nächsten Wahlen für einige Parteien zu bösen Überraschungen kommen.
Es gibt keinen edlen Wolf bei Jack London. In “Der Ruf der Wildniss” wandelt sich ein zahmer Haushund zum Menschenjäger, der die Mörder seines letzte Herrchens mitsamt ihres Clans zur Strecke bringt. In “White Fang” wird der Nachwuchs einer Menschenjägerin zum Haushund. Für Naivität gegenüber Wölfen und Hunden kann man als Tourist auf dem Balkan einen hohen Preis zahlen: - streunende Hunde haben in den letzten Jahren mehrere Kinder und Touristen tot gebissen - die Wölfe beherrschen die Taktik des Kesselns. Dabei wird der Naturfreund erst einmal leise eingekreist, bis sich die Meute dann aus mehreren Richtungen gleichzeitig auf ihr Opfer stürzt. Das steht natürlich im Gegensatz zu unzähligen Propagandavideos auf Youtube, die Hunde als Beschützer von süßen Babies verherrlichen. Mancher Tiernarr bräuchte mal einen herzhaften Biss ins Gesäß, um wieder normal zu werden.
Es ist eine Abwägung, die die Gesellschaft treffen muss: Sind die Interessen von Schäfern und Bauern höher zu werten als der Schutz der angestammten Fauna mit all ihren Risiken? Es wurde immerhin eine ganze Reihe von Unterarten des Wolfes ausgerottet und dies in Gegenden, wo eigentlich genügend Platz vorhanden sein sollte. Texas vermißt den Texaswolf (Canis lupus monstrabilis) und bei den Eskimos traf es den Bernhard-Wolf (C. l. bernhardi) auf den Banks- und Victoria-Inseln in Kanada. Den Falkland-Wolf (Dusicyon australis) erwischte es ebenso wie den Hokkaido-Wolf, den Japanischen Wolf, den Cascade Mountains Wolf, den Schwarzen Florida-Wolf, den Manitoba-Wolf, den Neufundland-Wolf, den Gregory’s Wolf, den Kenai Peninsula Wolf, den Southern Rocky Mountains Wolf sowie den Mongollon Mountains Wolf. Diese Unterarten sind unwiederbringlich dahin, ganz im Gegensatz zu den Schafen und Rindern. Überall hatten die Menschen das Gefühl, sie könnten mit diesem Tier nicht leben und rotteten es aus, ein Armutszeugnis für unsere Spezies. Bei diesem Thema ist einfach Umsicht und Vernunft angesagt, nicht jedoch Schwarzweißmalerei.
Für mich als Biologin ist klar: Canis lupus ist ein Vertreter der Caniden - ein Tier halt, mit dem ich mich beruflich gerne beschäftige (wie mit vielen anderen Tieren eben auch). Aber leider ist ein Tier eben nicht nur ein Tier. Meist steht hinter oder vor der biologischen Art ein größeres und mächtigeres Symboltier, das den Blick auf das arme Real-Getier versperrt. In der öffentlichen Diskussion und Wahrnehmung geht es dann praktisch nur um den Symbolcharakter der jeweiligenWildtiere: hier das edle Geschöpf, das die Wildnis verkörpert (was immer darunter verstanden wird), die blutrünstige Bestie. Das passiert auch dem Rothirsch, der ebenso als Art unsichtbar geworden ist, hinter seinem übermächtigen Symbol-Hirsch. In realiter ist Rotwild ein 1a Beutetier für den Wolf, in der Diskussion aber der Stellvertreter für fette Kapitalisten-Trophäenjäger. Also wird der Hirsch von den aufgeklärten Waldfreunden verteufelt und verfolgt, der Wolf aber gepriesen und gelobt. Wie sollen da realistische Managementpläne herausgearbeitet werden, wenn an den Verhandlungstischen nur über die Symboltiere und nicht über die biologische Realität gesprochen wird?
Der Wolf als lebendes Raubtier hat in einer dicht besiedelten Kulturlandschaft nichts zu suchen. Punkt. Nur grüne Ideologie, die verfälscht den Menschen als Aussatz in der Welt ansieht, kann auf die Idee einer Wolfs-Ansiedlung kommen. Interessanterweise ist ja keiner der Verantwortlichen dann verantwortlich, wenn etwas schlimmes passiert. Meiner Ansicht nach ist der Tod eines Kindes durch ein angesiedeltes Raubtier Todschlag, und spätestens dann - und es wird passieren - wird mittels des Strafrechts diese fehlgeleitete Aktion beendet werden. Anders als durch persönliche Konsequenzen dringt nämlich die Kultur nicht zu Ideologen durch. Die Großeltern sagten noch weisheitsvoll: “Wer nicht hören will, muss fühlen”, zumindest darin hatten die Altvorderen recht.
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