Es reicht nicht, dass die Stadt Frankfurt einer weithin überschätzten Philosophin, deren Ruhm vor allem darauf basiert, dass sie ihre eigenen Texte nicht versteht, den Adorno-Preis verleiht - demnächst wird sie Erich von Däniken mit dem Johannes-Kepler-Preis ehren -, vier Tage später kommt Judith Butler nach Berlin, um mit Micha Brumlik, dem Räuber Hotzenplotz unter den deutschen Professoren, über die Frage zu diskutieren: “Gehört der Zionismus zum Judentum?”
Es ist eine der vielen Fragen, die seit Jahrzehnten darauf warten, beantwortet zu werden, ebenso wie “Können Frauen einen Orgasmus haben?”, “Kann man mit einem Herzschrittmacher an Sportwettbewerben teilnehmen?” und “Sollte Muammar Gaddafi post mortem der Friedensnobelpreis verliehen werden?” Dass die Diskussion ausgerechnet im Jüdischen Museum stattfindet, zeugt vor allem von der ungeheuren fachlichen Kompetenz dieser Institution, die das Judentum als Lifestyle präsentiert. Frau Butler, heißt es in der Einladung, tritt für eine “universalistische Ethik” ein und “stellt sich als Frau, Jüdin und Intellektuelle gegen die Verengung des Judentums auf einen nationalstaatlich verstandenen Zionismus”. Als radikale Pazifistin “sieht sie sich zugleich Bewegungen verpflichtet, die mit friedlichen, aber aufsehenerregenden Strategien an einer politischen Lösung arbeiten, die eine Grundlage für das gleichberechtigte Zusammenleben aller Völker in der Region, der Israelis wie der Palästinenser schafft”.
Die Bewegungen, denen sich Frau Butler verpflichtet fühlt, die ihrerseits “mit friedlichen, aber aufsehenerregenden Strategien an einer politischen Lösung arbeiten”, heissen Hamas und Hisbollah, die Frau Butler als progressive, soziale Bewegungen definiert. ““Yes, understanding Hamas, Hezbollah as social movements that are progressive, that are on the Left, that are part of a global Left, is extremely important.“ Nun, das waren auch die SA und die SS, fortschrittliche soziale Bewegungen, die mit aufsehenerregenden Strategien an einer politischen Lösung der Judenfrage gearbeitet haben, was u.a. dazu führte, dass Adorno Deutschland verlassen musste. Und so schließt ich der Kreis. Frau Butler bekommt einen nach einem jüdischen Emigranten benannten Preis, weil sie sich für Organisationen einsetzt, die mit den in Israel lebenden Juden das anstellen möchten, was die Nazis mit den deutschen Juden gemacht haben. Sie sind, wie Frau Butler der Meinung, dass man das Judentum nicht auf “einen
nationalstaatlich verstandenen Zionismus” verengen sollte.
Das Judentum hat in der Tat mehr zu bieten: Gefilte Fish und Matzenbrei, das Holocaust-Mahnmal, das Jüdische Museum und Knallchargen wie Frau Butler und Herrn Brumlik.