Danke: Die Legende von dem durch die EU gesicherten jahrzehntelangen Frieden und die damit verbundene Zuschreibung dieses friedlichen Zustandes an die Euro-Clique sollte zerstört werden. Herr Röhl hat ein wichtiges Narrativ des Bestrebens dieser Schulzes und Junkers demontiert, nämlich Europa auf Dauer und ewig zu domestizieren und auf Einheitlichkeit zu trimmen. Das Europa lässt sich nicht nach dem undemokratischen und zentralistischen Muster der aus guten Gründen vergangenen großen Vielvölkerstaaten konstruieren, wie unsere zentralistischen Bürokraten in Brüssel meinen. Neues Personal mit größerer geschichtlicher Bildung und demokratischer Sensibilität muss her!
Die vorgeschobene Weltläufigkeit erinnert mich an die spießige DDR. Je weniger ein Volk in der Lage ist zu vergleichen, desto mehr gehören offenbar „Weltniveau“, „Weltspitze“ und „Weltklasse“ zum abgestandenen Repertoire der Staatsideologie. — Unser biologisches Erbe bewirkt, dass wir uns wohlfühlen, wo wir die Menschen um uns kennen, und unwohl in der Anonymität der Wohnmaschinen. Dieses Erbe bewirkt auch, dass wir Vertrauen haben zu Menschen, die aussehen wie wir, und Misstrauen, je mehr das Gegenüber anders aussieht. Das ist nicht logisch, würde Spock sagen; aber es hat sich in der Evolution bewährt. Jahrtausende alte Erfolgsmodelle zu ignorieren, darin sind wir Weltmeister!
Nun, man wird wohl den Menschen nach den Verheerungen der Jahre 1914-45 nachsehen können, dass eine tiefe Sehnsucht nach Frieden und einer friedlichen oder zumindest friedlicheren Welt, in der die biologische Entität “Mensch” sich nicht wechselseitig zu Millionen massakriert, in der Hoffnung auf einen “Weltstaat” nebst dazugehörigen Weltbürger ihren Ausdruck gefunden hat. Denn der Nationalstaat hatte sich - zumindest in Europa - als völlig unfähig erwiesen, diese gigantischen Weltgemetzel zu verhindern, auch nur angemessen zu beenden. Die Antwort auf einen Weltkrieg konnte also nur der Weltfrieden sein und damit der Weltstaat, mithin Konstrukte wie der Völkerbund oder die UNO. Dass der Völkerbund wohl eher gescheitert ist (infolge auch der mangelnden Bereitschaft der USA, als ordnende Kraft in Europa einzugreifen nach dem 1. Weltkrieg), steht außer Frage, aber tatsächlich hat die Idee eines grenzüberschreitenden Zusammenwirkens der Nationen etwas für sich. Nur war es nicht die Politik, war es nicht die UNO, die tatsächlich Konflikte verhindert oder eingedämmt hat, sondern es waren die Handelsbeziehungen der Staaten untereinander, die Prozesse, die man heute “Globalisierung” nennt, die letztlich - trotz der zahllosen Konflikte seit 45 - einen neuen Weltbrand verhindert haben. Ich denke, man kann sehr wohl sich als “Bürger” dieses Erdballs, als “Europäer”, als “Deutscher” und als Hesse und als Bad Nauheimer zugleich fühlen, ohne schizophren zu sein. Es gibt keinen vernünftigen Grund, eine Ebene zugunster der anderen aufzulösen oder zu leugnen. Das eigentliche Problem liegt darin, wie man die Ebenen abgrenzt, welche Kompetenzen wo angesiedelt werden, sowohl im privaten wie im großen Rahmen. Fest steht aber: die Ebenen (Bezugsräume mit eigenen narrativen Strukturen, Identitäten) gegeneinander auszuspielen, ist falsch. Und daher ist auch Ihr Artikel nicht zielführend.
Grundvoraussetzung von Weltbürgern wie Ustinov, ist immer ein ausgewogenes Bankkonto der Rahmstufe.Das dürfte auch bei den Light-Ausführungen Schulz,Brok und Asselborn der Fall sein,denen die alte Kaufmannsregel »All business is local« sicherlich näher ist ,als der Weltspartag.
Wenn man früher Verwandten ein Küßchen geben mußte, die man nicht mochte..Die schreckliche “Weltmusik” paßt auch zu piefigen “Weltbürgern”, die einen derart liebevoll angrinsen, daß man sofort Erstickungsangst bekommt…. Großartiger Text - merci, grazie, thank you, toda raba, mange takk, spacibo etc…
Der “Weltbürger”, der EU/UNO-Politker/Beamte oder auch der “Digital Native” hat keinen Bezug zu den Dingen, die er lokal (aus-)nutz. Wer ihm an seinem aktuellen Kurzzeitaufenthaltsort sein Brötchen bäckt oder vor der Verbrecherwelt beschützt, spielt keine Rolle. Aber man geht natürlich nur dorthin, wo Dienstleitungen, Stabilität und Sicherheit existieren. Wie sie entstanden sind und erhalten werden, ist das Problem der “Kleingeister”. Mit dieser Haltung ist die EU nicht in der Lage, die katastrophalen Entwicklungen (etwa die Auswirkungen der hirnlosen, unbegrenzten Personenfreizügigkeit) zu verstehen.
Gemäß der letzten Umfrage von Globescan, wer sich selbst als Weltbürger einstuft, sind dies auf den ersten Plätzen Menschen aus Nigeria , Peru und China, Deutschland liegt weit unter Durchschnitt mit 30% der Befragten. Der Traum nach diesem Zustand scheint mithin dort besonders groß zu sein, wo man ihn nicht leben kann und sich noch etwas davon verspricht. Und dort, wo man ihn leben (muss), schätzt man ihn nicht mehr. Noch gibt es einige Ustinov-Nachfolger oder Klums, die ihren weltmännischen Lauf nach Deutschland trompeten, aber immer weniger interessiert das. Schönes Leben ist eher ein Lokal vor Ort, in dem man keine Lust hat, täglich alle Dinge neu auszuhandeln und in Ruhe frühstücken oder sein Bier trinken will. Die interpluralsozialistische Weltpartei SPD hat den Unterschied zwischen Traum und Realität in harten, fehlenden Kreuzen wahrnehmen müssen. Noch versucht man mit allerlei Banderolen den Fußball als Refugium der Weltbürger zu vermitteln, aber die Zahl der Deutschen, die dem Nachbarland Polen statt der Söldner-Mannschaft die Daumen drückt, wächst rasant. So hat die Position des Light-Europäers gewisse Vorteile, die die niederschwelligen Apparatschiks so aber nicht beabsichtigt hatten. Schulz, Brok, Asselborn - man hört die geistigen Rasseln dieser Truppe und weiß, der Haushaltskommissar Ihro Gnaden ist ein Schwabe durch und durch, der seine Rolle als missglückter Witz eines Weltbürgers spielt. Fehlende Vorbilder aller Orten und dann noch eine Musik, die dem Weltbürger die rote Karte zeigt: Rap aus muslimischen Kehlen? Das hatte er so nicht gemeint! Trotzdem ruft die Presse immer noch: Willkommen in Deutschland, unsere Schuld möge verschwinden im großen Teich der Weltbürgersehnsucht, so wie wir unseren Schuldigern vergeben. Amen.
Der Globalist ist für mich das Gegenteil vom Kosmopoliten. Was unterscheidet den Kosmopoliten vom Globalisten? Der Globalist will die Welt vereinheitlichen, während der Kosmopolit sich in verschiedenen “Welten” bewegt und zuhause fühlt, viele Sprachen spricht, sich der jeweiligen Kultur anpasst und die Unterschiede dieser Welt genießt. Der eine passt sich an die Welt(en) an, der andere will die Welt seinen Vorstellungen anpassen.
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