Was wir immer schon wussten: Die Bundesrepublik ist ein gutes Land. Worin wir uns aber bis heute nicht sicher sind, ist, ob man es auch sagen darf. Statt dessen gehört es zu unseren täglichen Bemühungen, zu beweisen, dass es um ein gutes Land geht. Ein solcher Beweis ist auch der Offene Brief, den die 17 Unions-Politiker am Mittwoch veröffentlicht haben. Was kann schöner sein als ein solcher Brief! Unsere Öffentlichkeit muss sich zumindest emotional ein Extra einfallen lassen, um dieser Geste gerecht zu werden.
Die Grundthese der siebzehn Guten lautet, die Integrationspolitik sei eine zu ernste Angelegenheit, um zum Wahlkampfthema degradiert zu werden. An dieser Stelle wird man dann doch wieder unsicher. Nicht wegen des eigenen Weltbildes sondern wegen der Vorstellung von den Aufgaben eines Wahlkampfes. Will man uns vielleicht sagen, dass ein Wahlkampf etwas Unernstes ist, Fasnacht beinahe? Wer aber sind die Narren? Die Politiker oder die Wähler? Oder gar beide?
Außerdem: Der Wahlkampf in Hessen ist zu Ende, er ist zu einem guten Ende gekommen. Zur Pattsituation. Und das, dank der Wähler, die zu Hause blieben. Nur die Kommunisten und ihre zukünftigen Verbündeten aus den Blockparteien sind aus althergebrachter Disziplin zu den Urnen gerannt, könnte man denken.
Disziplin, zumindest Parteidisziplin, bewiesen aber auch die offenen Briefschreiber von der CDU. Sie warteten mit ihrem Schreiben bis die Wahl vorüber war. Es herrscht einfach ein guter Umgang in unserem Land. Niemand hat was gegen Ausländer, selbst wenn diese ab und zu etwas gegen Inländer haben sollten. Minderheiten dürfen schließlich hetzen, das ist ihre Entschädigung dafür, das sie nicht die Mehrheit haben.
Wer aber hat die Mehrheit in Deutschland? Nichts ist einfacher zu beantworten als diese Frage. Es sind die Guten. Und die Guten sind überall. Im Schloss Bellevue, im Musikantenstadel, am Max-Planck-Institut, sogar in der CDU. Sie tragen alle denkbaren Hautfarben, einige von ihnen sind sogar Rapper. Und wenn sie mal, als Rapper, einen unguten Vers zum besten geben sollten, dann liegt das nicht an ihnen sondern am Rap, sozusagen am guten Ton des Genres.
Bei diesem Stand der Dinge ist eine wirklich dringende Frage zu stellen: Wo um Himmels willen sind die Bösen? Das wüsste man doch gerne, schon der Ordnung halber.