Von Til Biermann.
Eine Woche Urlaub und Stacheldraht in den Taschen, also wenig Geld über. Wer günstig ans Meer will, muss nicht an die Ostsee zum Zelten. Man kann von Berlin nach Antalya fliegen, mit einem Mini-Bus die südtürkische Riviera nach Alanya fahren und sieben Nächte in einem sauberen Hotel unterkommen. Inklusive Frühstück, alles für 240 Euro. Dabei haben diese günstigen Preise auch mit Terror-Angst, dem Despoten Recep Tayyip Erdogan und der Krim zu tun. Wer jetzt in die Türkei reist, könnte also auch fragen: Geld oder Moral?
Die Burg der Seldschuken-Dynastie thront hoch auf einer Felsspitze über Alanya. Von hier herrschte Sultan Ala im 13. Jahrhundert über die umliegenden Ländereien. Schon die Griechen hatten im zweiten Jahrhundert vor Christus Mauern hochgezogen, nannten den Ort Korakesion („Rabenhorst“). Zu Fuß ist dieser Horst innerhalb einer Stunde gut zu erreichen. Wer auf der Burgzinne steht und 250 Meter tiefer das blaue Meer an den Felsen klatschen sieht, kann sich vorstellen, wie schwer es früher gewesen sein muss, die Festung einzunehmen.
Aber damit hat es sich auch mit der Historie. Der restliche Ort ist eine Hotelwüste, so wie die gesamte Küste von Antalya bis Alanya. Ein Betten-Turm reiht sich an den nächsten. Etwas größenwahnsinnige, Milliarden Euro teure Hotelschlösser mit kitschigen Verzierungen und Türmchen sind noch im Bau.
Wer außerhalb der Saison nach Alanya reist, läuft durch eine Geisterstadt. Nur ein paar deutsche Rentner versuchen, der Kälte ihrer Heimat zu entkommen.
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