Wie nett! Wem sagen Sie das! (kein Fragezeichen!)
Das erscheint mir alles ein wenig weit hergeholt und arg aufgeblasen. Pegida und AfD sollen im bestimmten Kontext plötzlich Mainstream sein? Mit Verlaub, es ist doch Unsinn. Die Definition von Mainstream ist überhaupt nicht diskutabel: Es geht um den politischen bzw. kulturellen Geschmack der meisten Menschen in einer Gesellschaft. Die Mehrheit in diesem Land ist zwar sehr verunsichert, bleibt aber stur bei ihrer linken Gesinnung. Und was die syrischen Nachbarn betrifft, so hat Bernd doch völlig recht. Ihre Meinung entspricht exakt dem Mainstream. Man solle doch offen sein gegenüber der anderen Kultur. Am Ende wäre man noch positiv überrascht und womöglich kulturell bereichert. Die Leute haben aber schon ein unglaubliches Maß an Offenheit gezeigt. Die Bereicherung rückt uns allen dermaßen auf den Leib, dass jede allergische Reaktion vollkommen nachvollziehbar ist. Verstehen Sie das wirklich nicht, oder muss man als Liberaler immer auf Distanz zur Realität bleiben?
Herr Schneider, beim Gewusel während Arbeit oder Freizeit in den Städten oder im Internet und überhaupt im Leben denken die Menschen entweder gar nicht oder zumeist bequem. Ab einer Anzahl von zwei Menschen, ob bereits vorher in Beziehung zueinander oder einander fremd, entsteht wie aus dem vermeintlichen “Nichts” heraus für sie eine Welt mit Potenzial zu sowohl Anspruch wie auch Unüberschaubarkeit. Eine Möglichkeit zur Reduzierung dieser Komplexität ist, sich einfach nur zu verhalten, anstatt willentlich zu handeln. Beim Verhalten lassen die Menschen sich regeln, beim Handeln versuchen sie zu steuern. Wenn sich in ihrem Dasein Diskrepanzen auftun, deren Ursachen für sie zumeist im “Nichts” liegen und das Sichverhalten zur Linderung von damit auftretendem Unwohlsein nicht mehr ausreicht, sondern dieses auch noch schmerzhaft ins Bewusstsein dringt, dann schaltet sich irgendwann automatisch die normalerweise ungenutzt verrottende Denkmaschine zu. Leider ist diese aber nur zur Bearbeitung von Situationen mit linearem Charakter optimiert und nicht sehr vertrauenswürdig in dynamischen Zusammenhängen. Das Fazit ist, belegt durch Beispiele aus der Geschichte, dass ab einem bestimmten Level an Verkorkstheit die ganze Veranstaltung zur Hölle fährt. Oder es ist da ein Reset-Knopf, den sie irgendwann benutzen. Was am Ende dabei herauskommt, das liegt nicht in ihrer Hand. Auch das belegen Beispiele insbesondere aus der zeitgenössischen Geschichte.
“Kann sein, dass sie deine Meinung doof finden. Dürfen die. Das ist erlaubt.” Das zu verdeutlichen - da liegt doch nicht im Geringsten die Notwendigkeit. In Zeiten wie diesen, wo tatsächlich mittlerweile fas t ALLES anders geworden ist, bestände die Notwendigkeit eher darin, folgendes zu betonen: sofern man das Schild “Merkel muss weg” doof findet, darf man noch lange keine Weckgläser voll Farbe durch Kinderzimmerfenster werfen und so das Überleben von Kindern zum Element des Zufalls machen. Und das hätte in den 80igern NIEMENDEM im Lande erklärt werden müssen. Ideologen nicht, der Mafia nicht und selbst einem Psychopaten nicht! Heute hingegen müsste man das ernsthaft unseren sogenannten ‘Studierenden’ erklären.
Was mich nervt, ist das “Blasen”-Geschwafel. Aus meiner Sicht gibt es zu viele Orte/Gruppen/Seiten wo keine rationale Diskussion möglich ist - das ist übrigens unabhängig von politischen Schubladen. In diesem hochemotionalen Sandkastenspiel gilt, wenn mir die Argumente ausgehen, bewerf ich dich mit Steinen - oder anderes ausgedrückt, es ist wie Schachspielen mit Tauben: sie rennen übers Brett, scheißen überall hin und erklären hinterher triumphierend, dass sie das Spiel gewonnen haben. Dass es ermüdend ist, sich so etwas längerfristig auszusetzen, ist nur natürlich. Deswegen bekennen ich freimütig: ich begebe mich ab und zu sehr gerne in eine “Blase”, nämlich in die, in der ein sachlicher Diskurs gepflegt wird - sozusagen als Erholung.
Alles richtig, doch dann sollte man etwas präziser besser vom Medien-Mainsteam oder Fernseh-Mainstream oder Presse-Mainstream, oder einem Mainstream der veröffentlichten Meinung sprechen. Den gibt es, der ist links. Und der gibt eine Meinung vor, der viele folgen, Die Inseln des Nicht-Mainstreams, wie etwa eine Pegida-Verananstaltung, sind im Vergleich dazu doch recht überschaubar. Schön wäre, wenn die verschiedenen „Streame“ sich in ihrer potentiellen Stärke messen könnten. Das ist aber nicht der Fall, deshalb ist das mit dem Relativieren so eine Sache. Es gibt „den“ Mainstream. Man kann ihn nicht wegdiskutieren. Gestern Abend war ich im Schanzenviertel in Hamburg in einer Kneipe. Ganz in der Nähe der Roten Flora. Da hab ich kurz überlegt, was würde passieren, wenn ich jetzt aufstünde und zu einer kurzen Rede über meine Meinung zum Thema Antifa ansetzen würde… Ich hab das dann gelassen. Bin allerdings heute Abend wieder dort… Zweite Chance.
In der Regel ist die Hauptstrommeinung die teure Variante für den Steuerzahler und darum geht es. Soll doch der Syrer nebenan einziehen, doch warum soll ich für Kost und Miete bezahlen, wenn man doch noch nicht einmal weiß, ob der überhaupt Syrer ist? Soll doch jeder Solarstrom gut finden, aber warum soll ich für den Irrsinn mit der doppelten Stromrechnung aufkommen? Sollen doch die Tagesthemen den ganzen Tag lang ihre Grundversorgung an billiger Propaganda verbreiten, und sich dem Medienwettbewerb stellen, aber nicht von meinem Geld. Soll sich doch die Caritas zur ersten Milliarde helfen, aber nicht durch Enteignung. Das Blöde am Sozialismus ist, dass einem irgendwann das Geld anderer Leute ausgeht, soll mal Maggie Thatcher gesagt haben.
Mainstream als kollektive Vermeidung brisanter Themen entsteht nicht spontan. Er ist eine Meisterleistung unserer Mediendemokratie, der aktivistischen unheimlichen Zusammenarbeit von Journalisten mit der Politik. Diese zielt u.U. gebührenfinanziert darauf ab, eine Stimmung zu schaffen, in der fast konzertiert unliebsame, widerständige, ja echt oppositionelle Meinungen marginalisiert oder Informationen und Diskussionen gezielt unterdrückt werden. Es ist schon tollkühn zu behaupten, dass Teile des Demos selbst schuld seien, wenn sie sich am “demokratischen Diskurs” nicht (mehr) beteiligen. Nicht zur “einfache”, lebenserfahrene Menschen, sondern vor allem Intellektuelle, karrierestrebige Menschen sind es, die sich massenhaft für den Fisch entscheiden. Sie fühlen sich vom machtvollen Mainstream bedroht und fürchten Konflikte im Arbeitsumfeld. Fast täglich bekommen sie vorgeführt, was richtige Meinung ist und wie mit Politprofis, Journalisten und Publizisten verfahren wird, die sich dem staatlichen Mainstreamgebot nicht beugen. Dieser Mechanismus hat in zwei deutschen Diktaturen bestens funktioniert. Die aktuelle Tabuliste der Richtigmeiner ist endlos und reicht neuerdings bis hin zur Forderung, die deutsche Sprache (wie Österreich und die Schweiz) im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland zu verankern.
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