Roger Letsch / 17.06.2016 / 06:15 / Foto: Steindy / 10 / Seite ausdrucken

Der Islam, der Fussball und die Angst vorm Elfmeter

Ich lebe in Deutschland, in Niedersachsen um genau zu sein. Es lebt sich nicht schlecht hier, der Alltag funktioniert ganz gut. Die Straßen sind meist recht brauchbar, Strom und Wasser fließen zuverlässig. Gesundheitssystem, Polizei, Justiz und Verwaltung tuen ihre Arbeit, viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich in unterschiedlichsten Bereichen. Kurz, dieses Land ist eigentlich ganz passabel. Etwas ausführlicher gesagt: Nein, perfekt funktioniert es natürlich nicht. Es gibt stets Bedarf, Dinge zu verbessern. Es gibt auch bei uns Korruption, Betrug, Raub und Mord. Und Religion, die gibt es auch. Jede Menge davon. Nicht immer unangenehm.

Sieht man nur die positiven Aspekte Deutschlands, kommt man zu dem Schluss, dass die Menschen, die derzeit regelmäßig aus Protest auf die Straße gehen, die Lage einfach komplett falsch einschätzen und die Vorzüge unserer Gesellschaft unberechtigterweise geringschätzen. Aber auch ich habe das ungute Gefühl, dass irgendetwas momentan gehörig schief läuft. Ich glaube, es ist nicht mal was Großes, es kann auch etwas ganz Kleines sein. Ein Splitter nur, den wir kaum sehen, den wir aber schon spüren.

Woher nur kenne ich dieses unbestimmte Gefühl?Aus der DDR, glaube ich

Woher nur kenne ich dieses unbestimmte Gefühl? Aus der DDR, glaube ich. Die Polarisierung in Gut und Böse, das Lagerdenken, entweder Nazi oder Kommunist sein zu müssen, das Gefühl, zu ersticken. Nicht nur an der schlechten Luft, sondern an den Konventionen, dem Eingesperrt sein, auch der Langeweile. Fragte man, ob da nicht noch etwas Anderes sein könne, hieß es nur „…bei uns hat jeder Arbeit und die Krippenplätze sind umsonst – worüber beklagst du dich also!“. Diese „Kleinigkeit“, Herr Gauck würde es sicher staatstragend Freiheit nennen, fehlte aber. Gut, dass die meisten Ostdeutschen diese „Kleinigkeit“ am Ende doch vermisst haben und die Notbremse zogen. Auch heute sind es wieder nur „Kleinigkeiten“, die sich verändert haben und nun das Gesamtbild trüben. Ob etwas fehlt oder zu viel vorhanden ist, lässt sich oft nur sehr vage beschreiben.

Es gab in der DDR zum Beispiel ein Thema, das fester Bestandteil jedes offiziellen Diskurses war. Egal ob in der gleichgeschalteten Presse, der Mitgliederversammlung der Taubenzüchter oder einem Symposium über anorganische Chemie – die unverbrüchliche Freundschaft zur Sowjetunion, deren überragende Rolle bei Allem und Jedem, ihre Unfehlbarkeit, die Errungenschaften, die Befreiung Deutschlands vom Faschismus. Das Äquivalent zu dieser Hybris stellt heute die EU-Besoffenheit vieler Politiker dar, die nicht hinterfragt werden soll, die in jedem politischen Diskurs einfach immer mitschwingt.

Ein anderes ewiges DDR-Thema war die „unverbrüchliche Solidarität mit den unterdrückten Völkern der Welt“, etwas, das man einfach mal so glauben sollte, weshalb man auch von Religionsersatz sprechen kann – und wir genau beim Thema sind, der Religion und der mit ihr assoziierten „Political Correctness“.

Seit 2001 bestimmt eine einzige Religion die Debatte: Der Islam

Früher…Können Sie sich erinnern, wann etwa in den 90ern ein Politiker öffentlich und lautstark in die Bresche sprang, um einer „bedrängten Religion“ beizustehen? Mitgliederschwund in den großen Kirchen, Diskussion über Religions- oder Ethikunterricht an den Schulen, Empörungen über Alimentierungen des Klerus, erste Missbrauchsskandale. Johannes Paul II. war noch kein Heiliger und musste sich besonders von der Linken maßregeln lassen, wie schäbig er die Befreiungstheologen Mittelamerikas behandelt hatte und wie uncool seine Haltung zu Empfängnisverhütung und Abtreibung war. Der Kölner Kardinal Meissner war gern gesehener „Gast“ auf den Motivwagen am Rosenmontag und christliches Fasten ab Aschermittwoch war Hochsaison für verrückte Diät-Ideen und Schokoladenverzicht.

Dann kam der 11. September 2001 und alles war anders. Seit diesem Tag bestimmt eine einzige Religion die Debatte in Deutschland, der Islam. Der Islam war plötzlich der universelle Maßstab für Toleranz, für Demokratie, für Gastfreundschaft, für Demütigung, für Nationalismus, für Sozialstaat und ziviles Zusammenleben geworden. Menschen, die mit Religionen nichts am Hut haben, müssen heute darauf achten, religiöse Gefühle nicht zu verletzen. Träger katholischer Gesundheitseinrichtungen, die es teils schon seit Jahrhunderten gibt, reiben sich verwundert die Augen, weil die in ihren Räumen hängenden Kreuze plötzlich als unangemessen gelten und von muslimischen Patienten von der Wand gerissen werden. Weihnachtsmärkte werden zu respektvollen Wintermärkten, die Tage, da das Schwein noch als Glückssymbol in Deutschland galt, scheinen gezählt und Versicherungen stufen Karikaturisten in eine höhere Risikogruppe als blinde Hochseilartisten.

Warum ein Staatsvertrag, wenn er nichts regelt?

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ist stolz. Ein guter Kompromiss sei es geworden, der Staatsvertrag mit den Muslimen sei unter Dach und Fach. Dieser Staatsvertrag enthalte nichts Neues, erklärt Weil. Er fasse aber die bestehende Rechtslage zusammen. Ich frage mich, Herr Weil, was es in einem Staatsvertrag zu regeln gibt, wenn dieser eigentlich nichts regelt. Warum die Verhandlungen mit den großen Islamverbänden, wenn bereits alles geklärt ist?

Warum ein Staatsvertrag auf Landesebene, wenn bereits das Grundgesetz das Recht auf freie Religionsausübung hinreichend und unverrückbar schützt? Bekommt demnächst jede Bäcker-Innung ein Gesetz geschrieben, in dem alles zusammengefasst steht, was Bäcker so alles dürfen und müssen? Und die Konditoren auch? Was ist da in Niedersachsen passiert?

Ungeheuerliches! Sie und Ich, liebe Leserin, liebe Leser, treten dem Staat als Bürger gegenüber, ausgestattet mit Bürgerrechten. Ob sie Protestant, Katholik, Bahai oder Atheist sind, ist dem Staat völlig egal. Muslime in Niedersachsen, Bremen und Hamburg haben aber eine Doppelpersönlichkeit. Sie sind Bürger vor dem Grundgesetz und Muslime per Staatsvertrag, also gewissermaßen doppelte Rechtspersonen, Bürger 4.0, Muslimbürger oder Bürgermuslim. Durch solche zwischengeschobenen Gesetzesebenen etabliert man langfristig gewissermaßen ein Gleitmittel, auf dem man Parallelgesellschaften beliebig in andere Richtungen bewegen kann. Hier ein Gesetz, dort eine Ausnahme, da eine Unklarheit, die der Staat nicht regeln mag, die Scharia aber schon. Man gibt die Verantwortung an die Zwischeninstanz ab, weil diese sich bereitwillig anbietet. Ganz gleich, was der betroffene „Grundgesetzbürger im Staatsvertragsmuslim“ davon halten mag.

Seit wann gelten elementare Bürger- und Menschenrechte in Deutschland nicht mehr?

Wir reiben uns die Augen und fragen uns angesichts zahlreicher Gerichtsurteile, seit wann denn elementare Bürger- und Menschenrechte in Deutschland nicht mehr universell gelten. Was haben wir verpasst? Wenn ein Gericht in Bamberg etwa entscheidet, dass die Ehe mit einem 14 Jahre alten Mädchen in Deutschland rechtens ist, weil sie in Syrien geschlossen wurde. Oder wenn ein anderes Gericht entscheidet, dass die plötzlich aufgetauchte Zweitfrau des Verstorbenen Anspruch auf die Hälfte der Witwenrente hat. Ob die Lautsprecher von Linke und Grünen bei ihrer Forderung nach schnellstmöglichem Familiennachzug auch an die Dritt- oder Viertfrauen der Neuankömmlinge denken? Liest eigentlich noch jemand die EMMA, oder ist die in den Auslagen der Kioske bereits verschwunden, weil man muslimische Kopftuchträgerinnen nicht provozieren möchte?

Aber die Feministin von heute liest als perfekte Gastgeberin sowieso lieber in Koran und Scharia. Jede evangelische Grundschullehrerin aus Düsseldorf weiß heute mehr über die Regeln des Ramadans, als ein türkischer VW-Gastarbeiter in den 60er Jahren, der sich beim Griechen um die Ecke nach der Schicht immer ein oder zwei Raki unter den Schnäuzer kippte. Wenn es biodeutsche Jugendliche anlässlich ihrer Konfirmation sonntags etwas zu sehr krachen ließen, meldeten die Eltern am darauffolgenden Tag eine „Erkältung“ an die Schule, heute machen sich die Lehrer während des Ramadans Gedanken, um den ausgehungerten und dehydrierten Jung-Muslimen längere Pausen und Ruhezeiten anzubieten.

Die Neue Presse in Hannover rät: „Wollen Eltern um besondere Rücksichtnahme während des Ramadans bitten, tun sie das am besten im Verbund: „Eltern haben die besten Karten, wenn sie sich mit anderen zusammenschließen und nicht nur mit ihrem Kind als Einzelfall argumentieren“, …. Gemeinsam können sie versuchen, erweiterte Unterrichtspausen oder das Einrichten eines Gebetsraums durchzusetzen.“

Aktuell beschränkt sich der Beitrag des Islam zu unserer Demokratie auf Abgrenzung

Früher taten sich Eltern zusammen, um Klassenräume zu renovieren, den Pausenhof umzugestalten, die Einstellung neuer Lehrer zu fordern oder für die Einrichtung eine Computer-Raumes zu kämpfen. Heute räumen sie widerspruchslos einer Religion – und zwar genau einer – das Feld und helfen dem Laizismus noch beim packen. Denn darauf läuft es immer wieder hinaus, wenn es um Gebetsräume geht. So geschehen an der TU Dortmund, wo aus dem für alle Studenten eingerichteten „Raum der Stille“ erst unverschleierte Frauen und dann alle Nichtmuslime hinausgeworfen wurden. Seltsam nur, dass erst die Schließung des Raumes von den Muslimen als Diskriminierung und islamophober Angriff verstanden wurde. Diskriminierung, so lernt der Muslim hierzulande, ist immer das Unrecht, das er – und nur er – als solches empfindet!

In Großbritannien ist man übrigens schon einen Schritt weiter. Dort dürfen sich muslimische Angestellte schon seit 2008 weigern, Christen eine Bibel zu verkaufen. Christen dürfen sich dort allerdings nicht weigern, Muslimen den Koran zu verkaufen. Der Grund: die Bibel sei aus islamischer Sicht ein „unreines Buch“, der Koran aus der Sicht der Christen aber ein heiliges Buch. Das akzeptiert auch die britische Rechtsprechung.

Seit Christian Wulf sagte, der Islam gehöre zu Deutschland, empören sich immer wieder Menschen, wenn jemand Zweifel an dieser These vorbringt. Die epidemische Neigung, Dinge möglichst in maximal fünf Worten auf den Punkt bringen zu wollen („Hauptsätze, Hauptsätze…“), hat dafür gesorgt, dass hinter dem Komma niemand mehr so genau hinschauen mag. Ist ja auch bequemer so. „Der Islam ist ja da. Der Islam gehört also zu uns. Ist doch so.“ Das ist aber nicht das, was gemeint war. Es gibt in Deutschland Hochwasser, Rheuma und Stechmücken – ist doch auch so. Sprechen Sie aber mal den Satz „Rheuma gehört zu Deutschland“ laut aus und erwarten dann noch Applaus von den Nicht-Rheuma-Geplagten. Gesagt ist eben nicht gleich gemeint. Aktuell beschränkt sich der Beitrag des Islam zu unserer Demokratie auf Abgrenzung, Sonderregeln, Parallelgesellschaften und permanentes beleidigt sein. Recht dürftig, wie ich finde. Nichts, was dieses Land auch nur einen Millimeter voranbringt.

Im Fussball gibt es für muslimische Spieler keinen Migrationsbonus

Heinz Buschkowsky, den ehemaligen Bürgermeister von Berlin-Neukölln gab der Augsburger Allgemeinen Zeitung am 4.3.2015 ein Interview. Bemerkenswert ist seine Antwort auf die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört: „Das Christentum und das Judentum waren über Jahrhunderte unsere Impulsgeber bei der Entwicklung von Ethik, Kultur und Moral. Der Islam ist heute Teil unserer Lebenswirklichkeit und auch ein wesentlicher Einflussfaktor. Ich sehe aber nicht, dass er einen ähnlichen Beitrag zur Entstehung der Bürgerrechte, des Humanismus und der Aufklärung geleistet hätte.“ Besser hätte ich es auch nicht sagen können. Leider ist Christian Wulf diese Erklärung nicht eingefallen, hinter dem Komma wäre noch Platz gewesen.

Ich sehe ihn kommen, den Einspruch. Jetzt, da EM ist: „Im Fußball funktioniert sie doch, die Integration! Warum dort und nicht anderswo? Özil, Kedira, Mustafi – alles Muslime, Topspieler, Weltstars, Vorbilder und auch noch Deutsche!“ Absolut richtig! Es ist eben alles eine Frage der Rahmenbedingungen – und der Regeln! Für muslimische Spieler gibt es keinen Migrationsbonus. Ob sich die Gebetszeiten mit den Spielzeiten überschneiden, interessiert niemanden. Keine Ausnahmen, für Garnichts! Im Fußball zählt ausschließlich die Leistung, die auf dem Rasen erbracht wird. Abseits ist Abseits und ein Foul wird auch gepfiffen, wenn der Spieler eine schwere Kindheit hatte. Kein Gebetsraum für Boateng, keine längere Halbzeitpause im Ramadan für Mustafi. Keine Staatsverträge für Kedira und Özil, nur Verträge, wie alle Spieler sie haben.

Es wird höchste Zeit, dass in unserem Rechtssystem wieder ähnlich klare Regeln gelten, wie im Fußball. Dann können wir uns in Zukunft auch Debatten darüber schenken, ob eher der Islam oder doch der Rheumatismus zu Deutschland gehört.

Anmerkung: Der ursprünglich in der Aufzählung muslimischer Spieler enthaltene Jerome Boateng ist Christ. Sorry für den Fehler. Auch wenn Jerome Boateng kein Muslim, sondern Christ ist, bekommt er keinen eigenen Gebetsraum. Allerdings gebe ich gern zu, mich im Fußball nicht wirklich auszukennen und nie im Leben eine Leidenschaft für Panini-Sammelbildchen entwickelt zu haben. Gibt es da drauf vielleicht einen Punkt Religion? Gleich unter Schuhgröße? Vermutlich liege ich aber richtig in der Annahme, dass in Jogi’s Aufstellung die Religionszugehörigkeit generell kein Rolle spielt – und so sollte es auch sein. 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Roger Letschs Blog Unbesorgt hier.

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Leserpost

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Thomas Bode / 17.06.2016

“Diskriminierung, so lernt der Muslim hierzulande, ist immer das Unrecht, das er – und nur er – als solches empfindet!” Gut gesagt! Und im Grunde ist ohnehin alles schon mehrfach gesagt. Wer es immer noch nicht kapiert will es nicht kapieren. Vor allem haben die, die die Lage klar sehen sich schon viel zulange verdruckst entschuldigt. Wenn linke Ideologen, verwirrte Multikultis und all die Opportunisten, den harten politischen Kampf wollen sollen sie ihn haben. Es wird Zeit andere Saiten aufzuziehen. Wir brauchen einen konsequenten Politik-Wechsel. Ich sehe nicht zu wie man unser gutes Land ruiniert. Ich weiß dass ich kein Nazi bin, nichtmal ein klitzekleines Bisschen. Aber wenn mich jemand so nennen will soll er es tun. Es schreckt mich nicht mehr. Und wenn man es mir ins Gesicht sagt, könnte es sein dass man sich einen Satz heiß Ohren einfängt.

Alexander Geithoff / 17.06.2016

In einem Punkt (und nur in diesem einen) möchte ich Ihnen (bzw. Heinz Buschkowsky) widersprechen. Ich sehe nicht, dass Christentum und Judentum einen aktiven Beitrag zu Humanismus und Aufklärung geleistet haben. Beides wurde eher gegen den Widerstand der Kirchen vorangebracht. Ansonsten sind meine Augen schon ganz rot vom vielen Reiben ....

Lars Jährling / 17.06.2016

Sehr geehrter Herr Letsch, auf die Gefahr hin als Klugscheisser zu gelten: MeinesWissens ist und war Boateng kein Muslim. Mit freundlichen Grüßen Lars Jährling

Toralf Henke / 17.06.2016

Hallo, sehr schön, aber Sie haben ein richtiges Eigentor geschossen:  Jerome Boateng ist praktizierender Christ, das sollte man doch schon mitbekommen haben oder? VG Toralf

Erwin Cords / 17.06.2016

Verehrter Herr Letsch, soweit Sie davon ausgehen, dass dem Land Niedersachsen völlig egal sei, ob man Protestant, Katholik, Bahai oder Atheist ist, liegen Sie falsch. Hierzu empfiehlt sich das Studium zB der Verträge des Landes Niedersachsen mit der evangelischen und der katholischen Kirche, mit denen den Religionsgemeinschaften enorme Privilegien garantiert worden sind. Eine Auflistung findet sich etwa hier: http://gbs-koblenz.de/staatsvertraege. Ferner noch ein Wort zu einem Beitrag eines bekannten muslimischen Verbands zur Verständigung zwischen den Kulturen: In der sog. Charta der Muslime des Zentralrats der Muslime in Deutschland e.V. heißt es unter Nr. 14 wie folgt: “Die europäische Kultur ist vom klassisch griechischrömischen sowie jüdisch-christlich-islamischen Erbe und der Aufklärung geprägt. Sie ist ganz wesentlich von der islamischen Philosophie und Zivilisation beeinflusst”. Diese Verlautbarung hat mein Interesse erregt und mich veranlasst, den Zentralrat per Email um die Benennung von Fachliteratur zu diesem Thema zu bitten. Eine Antwort habe ich leider nicht erhalten und fürchte nun, dass es sich bei den Thesen um inhaltsleeres Geschwafel handeln könnte.

Schneider, Bärbel / 17.06.2016

Ich stimme Ihnen im Großen und Ganzen zu. Man sollte auch Muslimen nicht mehr Rechte als anderen Menschen zugestehen – positiver Chauvinismus (Neusprech: „Rassismus“) ist nicht besser als negativer: Kein getrennter Schwimmunterricht, keine Gebetsräume in öffentlichen Einrichtungen (dafür gibt es Moscheen), kein Abhängen der Kreuze in christlichen Einrichtungen, keine Gebetspausen während der Arbeit, keine Burka in der Öffentlichkeit, keine Rücksichtnahme auf muslimische Schüler im Ramadan, kein Weghören bei abwertenden Äußerungen über Frauen, Homosexuellen, Juden (man denke an die berüchtigte Essener “Juden-ins-Gas”-Demo)  usw. usf.  Kein Vegetarier käme auf die Idee, die Schließung der Fleischerläden zu verlangen, weil er sich durch den Anblick des Fleisches beleidigt fühlt. Die Regeln des Zusammenlebens in unserem Land sollten wir, die Noch-Mehrheitsgesellschaft, kompromisslos durchsetzen, anstelle uns jetzt schon bereitwillig zu unterwerfen. Niemand ist gezwungen, gerade in unserem Land zu leben. Je mehr zugestanden wird, desto mehr wird gefordert. In einem Punkt muss ich Ihnen allerdings widersprechen: Der Beitrag des Islam beschränkt sich nicht auf die von Ihnen genannten Punkte (Abgrenzung, Sonderregeln etc.). Er bringt auch schon massive Nachteile für den nichtmuslimischen Teil unserer Gesellschaft mit sich: Schon seit Jahren werden deutsche Lehrer und Schüler von muslimischen Schülern als „Schlampen“ oder „Schweinefleischfresser“ tituliert und misshandelt (Kraus, Deutschenfeindlichkeit an deutschen Schulen), nimmt man sich Übergriffe auf nichtmuslimische Kinder und Frauen heraus, weil sie ja sowieso ehrlose Schlampen wären. In Köln hat sich nur verstärkt gezeigt, was sowieso schon vielerorts geschehen ist und geschieht. Terroranschläge konnten bisher glücklicherweise verhindert werden. Ich habe nicht gehört, dass auch bei anderen Einwanderergruppen Ähnliches vorgekommen wäre. Über die Rolle des Islam in unserer Gesellschaft muss dringend nachgedacht werden.

Marc Jenal / 17.06.2016

Insbesondere die letzten beiden Abschnitte zeigen sehr gut das tatsächliche Problem. Niemals sind die Gäste/Migranten/Migrationswilligen, die ein völlig anderes Rechts- und Selbstverständnis(*) mitbringen das eigentliche Problem, sondern hauptsächlich ein beachtlicher Teil der hier lebenden Bürger/Wähler/Behörden/Politiker, der Teil der Gesellschaft, die diese Gäste nicht dem gleichen Massstab wie alle anderen unterziehen, ihnen unerklärbare, teils gesetzeswidrige Ausnahmerechte/-regeln zugestehen, also bei Bedarf nicht massregeln, bei groben Vergehen ihnen nicht die Tür weisen oder den Einlass verwehren, sondern ihnen im Gegenteil den dauerhaften Aufenthalt im Haus ermöglichen. Wer so plan-, ziel- und konzeptlos mit Gästen umgeht, bleibt zu Recht nicht lange Herr im Haus und sein Haus versinkt im Chaos oder erhält neue Regeln. (*) Viele bewunderns- und nachahmenswert selbstbewusst und durchsetzungsstark! Im Gegensatz dazu das Auftreten mancher hiesigen Menschen leider oft desinteressiert/infantil oder ideologisch verblendet, sich nicht der eigenen und der zuwandernden Werte/Leistung bewusst, teilweise sogar von Selbsthass/falscher Selbstkritik zerfressen, dementsprechend erbärmlich, sich duckend, ziellos oder sogar den Untergang der Grundwerte, welche Erfolg, Entwicklung, Freiheit und Wohlstand ermöglicht haben, zelebrierend. Zum Glück gibt es genug Länder/Gesellschaften, die dies nicht so machen, wohin man notfalls auswandern kann.

Andreas Müller / 17.06.2016

“.. Özil, Kedira, Lieblingsnachbar Boateng, Mustafi – alles Muslime, ..” Ich habe mal gelesen, daß Boateng Christ ist. Diese Aussage verwundert mich doch sehr.

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