Fundstück / 24.01.2013 / 12:46 / 0 / Seite ausdrucken

“Wir haben aufgrund des Holocaust eine besondere Verantwortung“

„Für die Journalistinnen und Journalisten gilt das Gleiche wie für alle anderen Deutschen auch: Wir haben aufgrund des Holocaust eine besondere Verantwortung“, sagte Konken. „Dieser Verantwortung kann aber nur gerecht werden, wer sich kritisch mit der Politik und den Entwicklungen im Nahen Osten auseinandersetzt. Das ist weit entfernt von Antisemitismus.“

sehr geehrter herr konken,
sie haben vor einigen tagen eine erklärung zugunsten von jakob augstein abgegeben, was ich bei allen inhaltlichen differenzen in der sache selbst richtig finde. ein berufsverband ist dazu da, sich schützend vor seine mitglieder zu stellen. (http://www.djv.de/startseite/profil/der-djv/pressebereich-info-download/pressemitteilungen/detail/article/israel-kritik-erlaubt.html)

ich vermute, es ist ihnen im trubel der letzten tage entgangen, was christian bommarius in der FR und der berliner zeitung über mich geschrieben hat: “Es spricht für den deutschen Rechtsstaat, dass Henryk M. Broder bis heute frei herumläuft.” ich bin mir sicher, wäre ihnen der satz aufgefallen, hätten sie nicht gezögert, sich mit mir zu solidarisieren, wo wie sie es mit jakob augstein getan haben. nun ist die debatte noch nicht zu ende, und sie könnten, finde ich, auf die entgleisung des kollegen bommarius hinweisen. kaum liest er meinen namen, hört er schon die handschellen klicken. ich kann es mir nicht vorstellen, dass sie so etwas unkommentiert durchgehen lassen.
(http://www.fr-online.de/kultur/antisemitismus-broder-diffamiert-augstein,1472786,21374630.html)

mit besten grüßen
ihr h.m.broder

Sehr geehrter Kollege Broder,
ich kann nachvollziehen, dass der Kommentar Sie ärgert. Die Diskussion um Augstein war ein Thema, das viele Gemüter stark erhitzte und eine intensive Diskussion auslöste. So, wie sie die demokratische Meinungsbildung erfordert. Ich bitte um Ihr Verständnis, und ich bin sicher, dass Sie es nachvollziehen können, dass sich der DJV nicht in Auseinandersetzung zwischen Kollegen einmischt. Sollten Sie sich durch die Kommentierung verletzt fühlen, empfehle ich Ihnen, den Deutschen Presserat anrufen. Als einer der Träger des Deutschen Presserats sind wir dazu angehalten, keine Wertungen abzugeben, die später im Presserat verhandelt werden. Dies würde die Unabhängigkeit unseres Selbstkontrollorgans negieren. Der Presserat ist ein Gremium, das sehr gewissenhaft prüft, ob Journalisten mit ihren Artikeln den Pressekodex verletzen oder nicht. Ich empfehlen Ihnen daher, sich an den Deutschen Presserat zu wenden, der den Fall prüfen wird.

Ich habe Jakob Augstein gegen den Vorwurf des Antisemitismus in Schutz genommen, nachdem dieser vom Simon- Wiesenthal-Zentrum auf eine internationale Liste der Antisemiten gesetzt worden war. Das war ein anders zu bewertender Sachverhalt, da es hier um den Schutz der Presse- und Meinungsfreiheit ging, die durch die Listung Dritter eingeschränkt wurde. Ich bitte daher um Verständnis, dass kein anderer Weg in Ihrem Fall möglich ist. 

Mit kollegialen Grüßen
Michael Konken

sehr geehrter herr konken,
verstehe ich sie richtig, dass der DJV dann stellung bezieht, wenn ein deutscher journalist von einer ausländischen institution angegangen wird, weil dies als ein angriff auf die meinungsfreiheit verstanden wird, aber nicht aktiv wird, wenn ein deutscher journalist einen anderen deutschen journalist hinter gittern sehen möchte, nur weil dieser von seinem recht auf freie meinungsäußerung gebrauch gemacht hat?
für ein klärendes wort wäre ich ihnen sehr verbunden.
dank und gruss
b

sehr geehrter herr kollege,
nur eine kurze nachfrage zu meiner mail von vorhin:
in anbetracht ihrer pressemitteilung vom 4.1.13 (http://www.djv.de/startseite/profil/der-djv/pressebereich-info-download/pressemitteilungen/detail/article/israel-kritik-erlaubt.html), in der sie darauf verweisen, dass “wir” aufgrund des holocaust “eine besondere verantwortung haben”, der nur der “gerecht werden kann, wer sich kritisch mit der politik und den entwicklungen im nahen osten auseinandersetzt”, würde es mich brennend interessieren, ob diese “besondere verantwortung” auch gegenüber den 70 konflikten gilt, die in der statistik der opfer von krieg und terror seit 1949 noch vor dem israelisch-palästinensischen konflikt rangieren und ob es ihrerseits zu einem dieser konflikte bereits eine stellungnahme gegeben hat, in der sie auf “unsere besondere verantwortung aufgrund des holocaust” bezug genommen haben. (http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/relevant_wird_die_statistik_erst_ab_position_71/)
herzlichen gruss aus dem cafe “der kleine prinz” in tel aviv
ihr hb

Fortsetzung folgt

 

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