Cigdem Toprak, Gastautor / 30.11.2014 / 17:29 / 8 / Seite ausdrucken

Wir brauchen Helden!

Cigdem Toprak über Tugce Albayrak

Leider hat sie uns verlassen, aber sie hat uns ein Erbe hinterlassen, das keiner unserer Politiker, Verbandsvertreter und Medien hätten überreichen können. Tugce hat uns nicht nur gezeigt, was es heißt, nicht wegzuschauen, wenn Ungerechtigkeiten in unserem Alltag geschehen, dass es eine Bürgerpflicht ist, sich einzumischen, sondern uns als Gesellschaft zusammen geschweißt. Es wird noch etwas dauern, bis uns das bewusst wird, und vor allem: bis wir erkennen, dass jeder Bürger in diesem Land den Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit selbst führen muss. Nicht nur der Staat oder unsere Regierung sollte Intiative ergreifen, um uns gegen Islamisten, Radikale und gewalttätige junge Männer zu schützen. Vielmehr müssen wir das selbst stärker fordern und dürfen nicht wegsehen. In der Türkei herrscht seit den Protesten und den Tod junger Männer, die ihr Leben für eine bessere Türkei opfern mussten, der Gezi-Geist. Er tritt überall in Erscheinung, wo junge Menschen Ungerechtigkeiten bemerken, und dann dagegen öffentlich protestieren. Istanbul ist seit Gezi sicherer geworden, denn die Leute wollen nicht mehr wegsehen. Hoffentlich wird der Geist von Tugce auch über uns wachen, damit wir dieses Gewaltverbrechen nicht vergessen wird und wir überall dort einschreiten, wo wir Ungerechtigkeiten bemerken. - So wie es Tugce tat, unser Vorbild, unsere Heldin.
http://cigdemtoprak.de/2014/11/29/wir-sehnten-uns-nach-helden-und-dann-kam-tugce/

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Leserpost

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Wolf Doleys / 01.12.2014

Tugce Albayrak propagierte auf Facebook (s. FB) die Eroberung Israels. Dies kann nicht als vorbildlich gelten.

Johannes Fritz / 01.12.2014

“[...] dass die gut integrierte Studentin, trotz gutem Deutsch und Klavierunterricht, eben doch auch noch im Islam und Türkentum im schlechtesten Sinne verwurzelt war. Und das äußerte sich u.a. in einer recht unschönen Facebookseite, die die Bloggerkollegen ausfindig und öffentlich gemacht haben. Hier zeigte sich die schöne Tugce als hässliche Judenhasserin, die Israel von der Landkarte tilgen wollte. Und sie sang das Lied der rassistischen Deutschen, die Türken diskriminieren.[...]” Ups.

Felicitas Küppers / 01.12.2014

Der tragische Tod der jungen Frau wird in nahezu beispielloser Weise instrumentalisiert.  Obwohl der genaue Tathergang bisher noch gar nicht ermittelt werden konnte, wird das Opfer seitens der türkischen Bevölkerung und Presse in immer pathetischeren und Betroffenheit genüsslich zelebrierenden Artikeln zur türkischen Jeanne D’arc stilisiert, wobei der Artikel Cigdem Topraks in seiner überbordenden Schwülstigkeit den Vogel abschießt. Und nun zieht auch die deutsche Presse mit, die sich bisher, bis auf die Bildzeitung, eher abwartend verhalten hat. Nach wie vor ist nicht erwiesen, was sich genau abgespielt hat. Die Schilderungen der Freundinnen konnten bisher offensichtlich weder durch die Aussagen der McDonald-Mitarbeiter, noch durch die Überwachungsvideos bestätigt werden. Die von den Frauen angegebenen Zeugen sind nicht auffindbar. Insofern stellt sich die Frage, ob all diejenigen, die die Betroffenheitsmaschinerie ankurbeln, einmal darüber nachgedacht haben, was geschieht, wenn sich herausstellen sollte, dass der Tathergang doch anders war, als von den Freundinnen des Opfers dargestellt? Was sie damit dem Opfer und dessen Familie antun? Und bereits angetan haben? Menschenhorden, die das Krankenhaus belagern, das durch den geschäftstüchtigen Onkel in Szene gesetzte Sterben der jungen Frau, die Liveschaltung ins Krankenzimmer, ein Sprecher mit Megaphon, der die “betroffene” Menschenmenge vor dem Krankenhaus zur Ordnung ruft und sämtliche “Neuigkeiten” aus dem Krankenzimmer weitergibt, dass den unter Schock stehenden Eltern dadurch die Möglichkeit genommen wurde, sich von ihrem Kind in Ruhe verabschieden zu können, all das lässt einen sprachlos werden. Anders als in den Berichten und auch in obigem Artikel suggeriert, ist das Thema ist nicht Zivilcourage. Zivilcourage zeigen zwar nicht die Mehrheit der Menschen, aber doch mehr Menschen, als man denkt. Zum Glück bezahlen allerdings die wenigsten Menschen diese mit ihrem Leben. Das Thema ist vielmehr Gewalt und der Umgang mit Gewalttätern. Die Gewalt gegenüber Jonny K., Daniel S., nun Tugce A., die Gewalt gegenüber Frauen, die aus Gründen der “Ehre” von ihren Familienangehörigen ermordet werden, die Gewalt gegenüber Mädchen, die von türkischen und arabischen Männergruppen vergewaltigt werden und für den Rest ihres Lebens schwerbehindert sind, um diese Gewalt geht es. Bei den Gewaltverbrechen, bei denen die Täter türkischer und die Opfer nichttürkischer Herkunft oder weibliche Familienangehörige waren, wartete man vergebens auf Betroffenheitsäußerungen der türkischen Bevölkerung und Presse, so dass der Eindruck entsteht, dass in diesem Fall einzig die türkische Herkunft des Opfers und die nichttürkische des Täters interessiert.  Auch Frau Toprak erwähnt Jonny K. und Daniel S., die von türkischen jungen Männern totgeprügelt wurden, weil sie sich schützend vor ein anderes Gewaltopfer gestellt haben, nicht an einer Stelle. Die von der türkischen Bevölkerung und Presse geschürte und zur Schau getragene Betroffenheit, die einzig der nationalen Herkunft des Opfers und der nichttürkischen des Täters gilt, birgt daher auch die Gefahr, dass es hier zur Gewalteskalation zwischen zwei Zuwanderergruppen kommt. Junge gewaltbereite Männer gibt es nicht nur unter Serbien bzw. Bosniern. Es würde mich daher auch nicht wundern, wenn auch die McDonald-Mitarbeiter bedroht werden, worüber aus Gründen der PC dann natürlich nicht berichtet wird. Mein Mitgefühl gilt dem Opfer und der Familie des Opfers.  Denn die Eltern der jungen Frau sind es, die den tragischen Tod ihres Kindes bewältigen müssen und als wäre das nicht schon entsetzlich genug, auch noch miterleben müssen, wie der Tod ihres Kindes in skrupelloser Weise instrumentalisiert wird. Auch von einer Cigdem Toprak.

Helmut Driesel / 01.12.2014

Mal ganz vorsichtig gefragt: Ist dieser Text gewollt verfassungsfeindlich? Oder nur, weil das Grundgesetz Ausländer von bestimmten Freiheiten ausschließt? Ich meine, es könnten sich ja auch andere Kräfte auf solche Brandschriften berufen, da gab es schon mal einen, der hätte das nicht viel anders formuliert. Auch ein Einwanderer, der mit seinem Status nicht zufrieden war.

Henryk R. Chrusciel / 01.12.2014

Wir brauchen keine Helden. Wir brauchen einen Staat, der seine Bürger schützt, die unter anderem genau dafür Steuern zahlen.  Wir brauchen eine Justiz, die jugendlichen Verbrechern einen Riegel vorschiebt. Tugces Killer war bereits wegen mehrerer Delikte polizeibekannt.Dank der Appeasement-Politik gegenüber Gewalttätern mit Migrationshintergrund wird er vom weisungsgebundenen Staatsanwalt weder wegen Mordes noch Totschlags angeklagt. Möglicherweise ist er bald wieder auf freiem Fuß, da angeblich keine Fluchtgefahr besteht. Vielleicht bekommt er eine weiter Bewährungsstrafe? Was der Normalbürger aus diesem Vorfall lernt, erfuhr ich an einer Bushaltestelle aus einem Gespräch zweier älterer Herren: Der eine erklärte mit großer Bestimmtheit, er würde nun keinesfalls eingreifen, um den anderen vor einem Angriff zu retten. Ihm sei sein eigenes Leben lieber.

Thomas Schlosser / 01.12.2014

Mit den Vorbildern ist es so eine Sache… Tugce Albayrak wurde totgeschlagen, wie ein räudiger Hund, weil sie Bedrängten helfen wollte. Der Täter, ein muslimischer Serbe, wird maximal mit einer Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge zu rechnen haben und aufgrund seiner Jugend schon auf die üblichen, verständnisvollen Richter treffen, die ihm ‘seine Zukunft nicht verbauen’ wollen…. Ob das motivieren wird, in ähnlichen Situationen Zivilcourage zu zeigen, lasse ich mal dahin gestellt… Und mit den ‘Helden’ ist es auch so eine Sache…. Als ein junger Mann namens Daniel Siefert seinerzeit in Kirchweyhe Zivilcourage gezeigt hat und einen Streit schlichten wollte, wurde er von einem Vertreter des gleichen Milieus, aus dem auch der Täter im Fall Tugce Albayrak stammt, zu Tode getreten. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Die Freunde des Täters verhöhnten das Opfer und bedrohten dessen Familie in den sozialen Netzwerken, so dass die Beerdigung von Daniel Siefert nur unter Polizeischutz stattfinden konnte. Ein Scheusal von Bürgermeister rief parallel dazu noch zu einem “Runden Tisch gegen Rechts”, weil sich unter die Trauernden auch einige Vertreter verpönter Parteien gemischt hatten. Wer also Daniel heute ebenfalls einen Helden nennt, macht sich bei der Gedankenpolizei verdächtig, mit allen Folgen, die dies heutzutage haben kann. Tugce dagegen darf aufgrund ihrer ethnischen Herkunft eine Heldin sein und auch als solche bezeichnet werden, der Bundespräsident erwägt jetzt, Tugce posthum einen Orden zu verleihen. Wer verleiht Daniel Siefert einen Orden…?

Eckehard Will / 30.11.2014

Es tut mir leid, das ist doch Käse. Wer hier für Freiheit und Gerechtigkeit kämpft, der wird im leichteren Falle als Nazi diffamiert, in den Steigerungsfällen zusammengedroschen oder totgeschlagen. Im übrigen lässt sich herausfinden, wie sich Tugce bei Facebook präsentiert hat. Wäre sie in ihre geliebte Türkei umgezogen, dann wäre sie noch am Leben.

Caroline Neufert / 30.11.2014

Ja, vielleicht brauchen wir auch Helden. Aber das Mädchen ist keine Heldin. Was sie wohl tat, ist ganz selbstverständlich. Und ich finde es erschreckend (für uns), dass was eigentlich normal sein sollte, derart überhöht und sogar über Auszeichnungen nachgedacht wird. Das ist unsere Gesellschaft, in der Normales/ Selbstverständliches schon als Vorbild dient.

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