Windbeutel und Sturmschreiber

Ein Hurrikan aus Dummheit und Vergesslichkeit fegt durch die Medien. In Bewegung gesetzt werden die schwülen Luftmassen von Praktikanten-Androiden und Volontärs-Robotern, die aus sogenannten Journalistenschulen stammen. Sie landen für kleines Geld in den überzahlreich unterbesetzten Redaktionen der tausendundein Ausspielkanäle für Balla-balla-Content und streamen dem verehrten Publikum die letzten klaren Gedanken aus den Köpfen.

So ungefähr funktioniert die Berichterstattung über Wirbelstürme und andere Wetterphänomene. Seit etlichen Tagen ist Irma der absolute Nachrichtenhit. Selbst ein umgefallener Baukran in Miami wird als Spitzenmeldung in der deutschen Lokalpresse verbreitet. Es gibt für dieses extremgeile, genießerische Gehechel zwei bis drei Gründe, von denen nur einer öffentlich sagbar ist: Katastrophen sind halt interessant.

Alles weitere lässt sich nur mit psychoanalytischem Operationsbesteck herauspräparieren: es ist die klammheimliche Freude darüber, daß es die verdammten USA mit ihrem blöden Trump trifft. Und es ist die rechthaberische Genugtuung, daß die Klimakatastrophe scheinbar doch im Gange ist. Scheinbar – denn außer den scheinwissenschaftlichen Gebetsmühlen der Polit-Propheten spricht nichts für irgendeinen tiefgreifenden Wandel. Diese Tatsache auf jeden Fall zu verbergen, ist die strategische Funktion der Dummheit und Vergesslichkeit der Medienfuzzis.

Deshalb hier unser kleiner Archiv-Service für diejenigen, die 2004 noch Pampers trugen, aber 2017 bereits Headlines schreiben (und hier noch eine Aufstellung "The Most Intense Hurricanes in the United States 1851-2004")

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Mi 18. August 2004

„Der Hurrikan Charley, der am vergangenen Wochenende weite Teile des Bundesstaates Florida zwischen Punta Gorda und Orlando zerstörte und dort mindestens sechzehn Menschen das Leben kostete...“

Süddeutsche Zeitung, Fr 20. August 2004

„Der Hurrikan Charley hat für die Versicherungsbranche offensichtlich geringere Auswirkungen als ursprünglich befürchtet.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Mo 06. September 2004

„Der zweite Hurrikan binnen eines Monats hat am Wochenende die Küste Floridas erreicht.“

Süddeutsche Zeitung, Mi 08. September 2004

„Der Hurrikan Frances, der am Wochenende über Florida gefegt ist, verzögert womöglich die Wiederaufnahme des Shuttle-Programms. Das Unwetter hat im Nasa-Raumfahrtzentrum in Cape Canaveral erheblichen Schaden angerichtet…“

Neue Zürcher Zeitung, Fr 10. September 2004

„Nach dem Wirbelsturm in Florida hat der amerikanische Präsident Bush Nothilfe im Umfang von zwei Milliarden Dollar für die sturmgeschädigte Bevölkerung zur Verfügung gestellt.“

Süddeutsche Zeitung,Fr 10.September 2004

„Charley hatte Florida letzten Monat heimgesucht, 27 Menschen getötet und etwa sieben Milliarden Dollar Schaden hinterlassen. Nachfolger Frances, der vergangenes Wochenende über der amerikanischen Halbinsel tobte, hat offiziellen Angaben zufolge 15 Menschen das Leben gekostet. Eine Million Haushalte sind in Florida immer noch ohne Strom.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Sa 11. September 2004

„Auch Florida, wo binnen eines Monats schon die Hurrikane "Charley" und "Frances" große Schäden angerichtet hatten, ist abermals bedroht. Amerikanische Behörden forderten die Bewohner der "Florida Keys" auf, sich vor dem neuen Hurrikan in Sicherheit zu bringen, der für Sonntag oder Montag auf der Inselkette im Süden des amerikanischen Bundesstaates erwartet wird.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Mo 13. September 2004

„Wenn "Ivan" auf Florida trifft, wird dieser amerikanische Bundesstaat zum vierten Mal innerhalb von nur fünf Wochen Opfer einer dieser unberechenbaren rotierenden Orkane.“

Süddeutsche Zeitung, Do 16. September 2004

„Mit einer Windgeschwindigkeit von rund 250 Kilometern pro Stunde raste Hurrikan Ivan am Mittwoch auf die amerikanische Küste des Golfs von Mexiko zu. Knapp zwei Millionen Menschen in Florida, Mississippi, Alabama und Louisiana wurden von den Behörden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Fr 17. September 2004

„Hunderttausende Bewohner der amerikanischen Golfküste werden noch Tage oder gar Wochen die Folgen von Hurrikan "Ivan" spüren…“

Süddeutsche Zeitung, Fr 17.September 2004

„Während das Auge des Sturms nach der Flucht von Millionen von Menschen in Alabama auf eine leergefegte Küste traf, rissen seine Ausläufer in den Bundesstaaten Florida und Louisiana mindestens acht Menschen in den Tod. Der dritte Hurrikan in fünf Wochen peitschte bis zu fünf Meter hohe Wellen an Land, überflutete ganze Orte, ließ Strandwohnungen wie Kartenhäuser zusammenfallen und kappte Stromleitungen. Allein in Alabama waren 250 000 Haushalte ohne Strom.“

Focus, Mo 20. September 2004

"Ivan" war noch nicht abgeklungen, da braute sich schon "Jeanne" zusammen. Obwohl der jüngste Hurrikan, der bereits auf seinem Weg durch die Karibik rund 70 Menschenleben gefordert hatte und noch wenige Stunden, ehe er das US-Festland erreichte, mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 265 Stundenkilometern wütete, längst nicht das Ausmaß erreichte, das anfangs befürchtet wurde, hat er doch mindestens 33 Menschenleben im Süden der USA auf dem Gewissen. Die Sachschäden werden vermutlich eine Größenordnung bis zu zehn Milliarden Dollar erreichen.“

Süddeutsche Zeitung, Mo 20. September 2004

„"Ivan" hat 116 Menschen getötet und ganze Orte verwüstet, Entwarnung gibt es nicht: Die Sturmsaison in den USA endet erst im November…“

Tagesspiegel, Di 28. September 2004

„Nach Berechnungen der Rating-Agentur Fitch wird allein der Hurrikan "Jeanne", der am Wochenende eine Spur der Verwüstung durch Florida gezogen hatte, die Versicherungsbranche weltweit zwischen vier und 14 Milliarden Dollar kosten. "Jeanne" war nach "Charley", "Frances" und "Ivan" bereits der vierte Wirbelsturm, der die Region seit Mitte August heimgesucht hat.“

Foto: Sasha Benedetti CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Patricia Steinkirchner / 11.09.2017

Das gilt nicht nur für alle Küsten der Welt, sondern auch für alle Flusslandschaften und die Städte darin. Man möge mal nach Regens- burg fahren und in der “Historischen Wurstkuchel” die Hochwassermarkierungen der Donauüberschwemmungen während vieler Jahrhunderte ansehen.

Dietmar Schmidt / 11.09.2017

Hallo zusammen, das einzig konstante ist die Veränderung. Dies gilt auch für das Klima, es war noch nie konstant und wird es nie sein. Dazu braucht man nur die Daten der Vergangenheit zu Rate ziehen und siehe da, ob Sturm oder Temperatur alles war schon mal da. Gruß Dietmar

Erik Meinhardt / 11.09.2017

“Never let the truth stand in the way of a good story.”

HaJo Wolf / 11.09.2017

Katastrophen aller Art passen in die verlogene, ideologisch verquaste Gedankenwelt linksgrün er Gutmenschen und Klimakatastrophenbeschwörer. Sie beziehen daraus ihre Nahrung für ihre abstrusen Behauptungen, denn Fakten widerlegen schon lange die Lügen dieser Schreihälse. Solange die Lemminge (das Volk) den Weltklimarat-Lügnern, den Grünen und Typen wie Lesch oder Latif mit offenen Mündern an den vorsätzlich wissenschaftlichen Unsinn verbreitenden Lippen hängen, solange werden wir alle zahlen - mit katastrophalen Folgen nicht fürs Klima (das schert sich einen Dreck um uns Menschen), sondern für Wirtschaft, Sozialsysteme und Staat.

Rüdiger Kuth / 11.09.2017

Das Problem besteht ja auch darin, dass über Florida in den letzten 12 Jahren(!) wohl kein starker Wirbelsturm mehr gezogen ist und die schlafende Gefahr gern immer mehr verdrängt wird. Wer schön nahe am Meer (am liebsten ohne Deich) wohnen möchte, hat nun mal mit den Widrigkeiten von Stürmen und Fluten zu rechnen - das war schon immer so und wird sich nie ändern. Dafür braucht man keinen menschlich verursachten Klimawandel herbei phantasieren. Ein Blick in historische Unterlagen und Geschichtsbücher wirkt da sehr aufklärend, gilt übrigens auch für die deutschen Küsten.

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