Entzückend! Chapeau. Literarisch. Wie wahr.
Aber die Realität wird die Herrschaften einholen. Sobald das auf Fiat-Geld gebaute Kartenhaus der wirtschaftlichen Pseudostabilität einstürzt, wird es um die Bonvivant-Welt der Linksliberalen geschehen sein. Dann werden sie verstört auf ein nicht mehr ganz so schönes Leben blicken, das zum hässlichen Kampf ums Überleben mutiert.
Es ist nichts neues, dass die politische Korrektheit in Deutschland ein Umfeld generiert hat, in welchem der kritische Journalismus keinen Platz mehr findet. Alle haben es sich in dieser Blase gemütlich gemacht. Richtig toll wird es aber erst dann, wenn jene Leute anderen den Vorwurf machen, sie würden in einer Filterblase leben. Das Recht auf freie Meinungsäußerung wird teilweise auch massiv unterminiert. Ich kenne Foren, in denen werden harmlose Beiträge gelöscht, wenn diese auch nur entfernt Kritik an der Migrationspolitik enthalten. Das Ausmaß dieser selbstauferlegten politischen Korrektheit war mir noch vor wenigen Jahren nicht bewusst oder ich war zu naiv sie tatsächlich wahrzunehmen. Ich halte diese Entwicklung für sehr bedenklich. Wie erleben einen Rückschritt auf allen Ebenen. Das zurückliegende Zeitalter der Aufklärung in der Geschichte Europas und Nordamerikas wird teilweise zurückgedreht. Waren früher Vertreter eines heliozentrischen Weltbildes Aussätzige und wurden angefeindet, so gelten heute Kritiker des Klimawandels oder der Migrationspolitik pauschal als Feinde des Systems. Den Hauptgrund für diese Entwicklung sehe ich in den Redaktionsstuben der etablierten Medien, wo es sich bestimmte Gutmenschen gemütlich gemacht haben und jeden Kritiker kalt stellen. Die Fehler in der Logik dieser Menschen werden einfach ignoriert. Ob das nun die Heuchelei derjenigen ist, deren Humanität erst bei jenen beginnt, die es über die deutsche Grenze geschafft haben oder eine Bundeskanzlerin, die deutsche Grenzen nicht schützen kann, während genau das die größere Türkei erfüllen soll. Bis heute hat mir noch kein Linksliberaler erklären können, wie ein Sozialstaat den nahezu unbegrenzten Zustrom von Migranten verkraften soll, geschweige denn die Tatsache, dass die Ressourcen der Bundesrepublik nur für eine begrenzte Zahl von Personen ausreichend sind. Ob das nun Wohnraum ist, oder es schlichtweg um Arbeitsplätze und Geld geht. Diese Art von Debatte wird öffentlich gar nicht mehr geführt. Stattdessen betreibt unsere Bundeskanzlerin eine Politik des Infantilismus. Von wir schaffen das, bis hin zur Blockflöte. Als Akademiker, in dessen Umfeld methodisch-systematisches Vorgehen die Norm ist und wo die Ergebnisse für jeden objektiv nachvollziehbar oder wiederholbar sind, ist mir dieser Zustand fremd. Kurzum, ich verstehe diese Leute nicht. Ich verstehe nicht, warum sie zu Gunsten einer politischen Korrektheit sämtliche Errungenschaften der Aufklärung, jegliche Vernunft und Objektivität fallen lassen? Die Erkenntnis, die ich daraus gewinne ist jene, dass die Menschheit weit weniger aufgeklärt ist, als man glauben mag. Viele Personen folgen nur allzu leichtgläubig einer Elite und sind unfähig eigenständig für ihre Meinungen und Ansichten einzutreten.
Ganz große Klasse, Herr Röhl! Messerscharf analysiert und entwaffnend. Jetzt müssten nur noch viele “Linksliberale” den Artikel lesen UND Selbstkritik zulassen. Ich werde jedenfalls Ihren Text meinen Freunden und Bekannten, die zahlreich dieser Gruppe zuzuordnen sind, weiterleiten.
Die Verwendung des Begriffes “Linksliberal” ist ein eingedeutschter Anglizismus, richtiger Amerikanismus. In den USA werden die “Linken” als “Liberals” bezeichnet, warum auch immer. Vermutlich, weil mit richtig und explizit “links”, i.e. in der Tradition des Altvaters Marx und seiner Follower, dort keine gesellschaftliche Reputation zu erlangen ist, im Gegenteil. Der Begriff “Liberal” ist in Deutschland historisch bedingt sehr stark mit “nationalliberal” konnotiert, siehe F.D.P. in den ersten beiden Jahrzehnten der Bundesrepublik. Darnach hat man das “national” über Bord geworfen und sich dem 68er-Zeitgeist folgend umetikettiert, “linksliberal”. Eigentlich ein Widerspruch in sich, aber der Linksliberalismus ist auch nicht liberal im klassischen Sinn. Es geht nicht um die Freiheit des Einzelnen, “live and let live”. Es geht den Linksliberalen um ihre eigene aufgeklärte Selbstverwirklichung (“liberal”), während sie dem unaufgeklärten Rest vorschreiben, was gut für sie ist und wie sie ihr Leben zu führen haben (“links”).
Ein toller Text, der aus berufene Munde meine unterschwellig vorhandenen Eindrücke (Vorurteile?) bestätigt. “Links und liberal, „das passt zusammen wie Frösche und Rasenmäher“ - das ist einfach köstlich. Das habe ich mir gemerkt.
Ein umwerfender Text! Sie sollten hier wie bei Tichy eine schnelle Möglichkeit einrichten, so gute Sachen ordentlich zu honorieren. Danke jedenfalls, Herr Röhl, Sie haben mir den Tag gerettet.
Mich bekümmert die Stimmung, die ich unter Hochgebildeten wahrnehme. In Gesprächen ist mir mehr als ein Mal aufgefallen, wie bestimmte Themen (Klimawandel, Trump, AfD, Flüchtlingspolitik) zu betretenem Schweigen führen, wenn einer es wagt von der von den Leitmedien vorgegebenen Standardmeinung abzweichen. Die Schere im Kopf ist weit verbreitet. Es herrscht Angst, seine Meinung frei zu äussern, und jene, die es dennoch wagen, erleben nicht nur öffentlich Ausgrenzung, sondern auch privat. Die Demokratie schafft sich von allein ab. Ein Beispiel vom Mittagessensgespräch unter Kollegen. Ich drücke meinen Kummer über die monolithische Einförmigkeit der Meinung in den Leitmedien aus und bemerke, dass dies der Demokratie nicht zuträglich ist. Die Antwort kam mit einem süffisanten und höhnischen Lächeln, ob ich denn an eine Verschwörungstheorie glaube. Obzwar mir klar war, dass ein solches “Argument” lediglich eine Binsenkeule genau jener Leitmedien ist und allein den Zweck hat den Geist vor der Frage zu verschliessen, entgegnete ich sachlich, dass es gar keiner Verschwörung bedarf, da es sich um einen vegetativen und selbstregulierten Prozess handelt. Die Medienschaffenden sind um ihre berufliche Zukunft besorgt und orientieren sich an dem, was sie glauben ihr Fortkommen am besten sichert. Dies ist ein rückgekoppelter Prozess, der ohne jede zentrale Kontrolle auskommt und sich fortwährend in eine Richtung verstärkt. Der Gesprächsteilnehmer bedeutete mir mit seinem Schweigen und anschliessendem Themenwechsel, dass keine Bereitschaft bestand, sich mit dieser Aussage auseinanderzusetzen.
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