Seit Tagen reißt die Diskussion nicht ab, erbittert streitet die Intelligenz des Landes. Der Disput wird dermaßen beharrlich geführt, dass selbst die Politik nicht mehr umhin kommt, "Handlungsbedarf" zu signalisieren. Kommt es nun oder kommt es nicht, fragen sich die Frauen und Männer des Landes, das Burkaverbot? Keine leichte Sache für die Politik, hier eine für alle verträgliche Lösung zu finden, stehen sich doch drei Parteien unversöhnlich gegenüber. Fangen wir mit den Islamverbänden an, die um Neutralität bemüht sind und in dieser Angelegenheit auch mal Unterstützung durch Jürgen Todenhöfer erfahren.
Ein Burkaverbot ist unnötig, so die Stellungnahme des Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, da es in Deutschland keine Burkaträgerinnen gibt. Da hat er Recht. Die himmelblaue, recht luftige und mit Stoffgitter zum Sehen ausgestattete klassische Burka wird eher von der afghanischen Frau getragen und ist im Westen nicht sehr verbreitet. In deutschen Großstädten trifft man, vor allem im Sommer, wenn sich zu den einheimischen Muslimas die Touristinnen hinzugesellen, den weniger luftigen, dafür schwarzen Niqab an, sowie die in IS-Gebieten getragene Variante des konservativen Niqabs, bei welcher der Schleier an der Stirn befestigt wird und auch die Augen züchtig verhüllt. Derart vor lüsternen Blicken geschützt, torkelt die Muslima nun nicht mehr halbblind durch die Gegend, sondern komplett blind hinter ihrem Mann her, manchmal geführt von den Kindern.
Dieser Position stimmt der linksliberale ältere Herr der schreibenden Zunft prinzipiell zu, möchte die Diskussion aber grundsätzlicher führen. Ein Burkaverbot, entrüstet er sich, hebelt die Grundwerte einer jeden liberalen Demokratie aus und führt auf direktem Wege in die dunklen Zeiten jüngster deutscher Geschichte. Sollte nicht jeder Mann, egal ob Jude, Christ, Atheist oder Muslim frei entscheiden dürfen, wie sich seine Frau anzuziehen hat?
Ein Burkaverbot wird kommen, zumindest ein bisschen
An der Aufrichtigkeit dieser Männer besteht kein Zweifel. Sollte sich in unserem liberalen Land je eine Religionsgemeinschaft ausbreiten, deren Glauben auf dem seit Generationen überlieferten Brauch fußt, ältere linksliberale Männer während einer feierlichen Zeremonie zu kastrieren, sie würden mit ihrem Leben dafür eintreten, auch dieser Minderheit ihre kulturelle Identität zu belassen.
Die CDU ihrerseits wäre nicht die CDU, schaffte sie es nicht, in dieser heiklen Sache eine für alle genehme Lösung zu finden, um das unangenehme Thema schnell und elegant vom Tisch zu bekommen. Ein Burkaverbot wird kommen, zumindest ein bisschen. Künftig, so die Idee, wird das Tragen einer Vollverschleierung in Ämtern und im Straßenverkehr verboten. Keiner Burkaträgerin soll es erlaubt sein, vor Gericht verschleiert aufzutreten oder ein Fahrzeug zu steuern.
Damit verprellt man vielleicht linksliberale ältere Herren ein wenig, die für die totale Burkafreiheit auch in Ämtern und im Straßenverkehr plädieren, stellt aber den Koalitionspartner zufrieden. Hatte die SPD, die das Burkoaverbot rigoros ablehnt, nicht erst kürzlich ein Fahrverbot für säumige Unterhaltszahler und Verbreiter von Hassbotschaften auf Facebook gefordert? Das Fahrverbot kommt bestimmt, das Burkaverbot nur in abgemilderter Form. Mehr Realpolitik geht nicht.
Und auch als nette Geste in Richtung Saudi-Arabien kann dieser Geniestreich der CDU gewertet werden. Dürfen doch auch im wahabitischen Wüstenstaat Burkaträgerinnen kein Fahrzeug lenken.
Siehe auch:
Doch, die Burka passt in eine liberale Demokratie. Hier
Burka: das freiwillige Stoffgefängnis ist für Linke Freiheit. Hier
Ein Burkini ist keine Burka. Hier