Dieser inhaltlich und formal beeindruckende Artikel ist es mir wert, als Kalenderblatt aufgehoben zu werden. Das Dilemma besteht fort, “weiter so” geht wohl nicht.
Eine sehr gute Analyse. Wertfrei und treffend. Das Beste, was bisher zu lesen war. Diese Merkel-Bestandsaufnahme mit all ihren negativen Folgen sollte man als interessierter Leser aufbewahren. Sollte es zu Neuwahlen kommen,, so wird es für die CDU noch dramatischer, da sie nun die von ihr angekündigte Familienzusammenführung angehen wird. Eine weitere Million Menschen ohne Berufsaussichten, was bedeutet, dass der arbeitende Bürger noch mehr belastet wird. Wann ziehen ihre treuen CDU-Varsallen endlich die Notbremse?
Herr Weimar, ich teile ihre Einschätzungen! Seit der Bekanntgabe der Wahlergebnisse kann ich jedenfalls wieder freier atmen. Der Selbstgerechtigkeit, Überheblichkeit und Ignoranz führender Politiker in Bund und Ländern wurde von einem Teil der Wähler ein großer Dämpfer verpasst, was man ihren konsternierten Gesichtern ansehen konnte. Bei aller berechtigten Kritik an der AfD und ihren ideologischen Haltungen führt das Wahlergebnis der AfD mit ihrem Einzug in den Bundestag zu einem Überdenken der bisherigen Politik und Meinungsunterdrückung. Meine Hoffnung ist, dass die Koalitionsverhandlungen führenden Politiker im Interesse des gesellschaftlichen Gesamtwohls über ihren Schatten springen, zu Abstrichen bei ihren Maximalforderungen bereit und fähig sind, um zu tragbaren Kompromissen zu finden. Dass dies insbesondere den Grünen mit ihren rigorosen moralischen und politischen Vorstellungen schwerfällt, konnte man an den Äußerungen des Grünen-Politikers Robert Habeck in der gestrigen Sendung “Hart aber fair” erkennen, der von der Populistenbeschimpfung nicht ablassen konnte. Seit dem Wahlsonntag wird in den Medien offener diskutiert und es werden immer mehr kritische Stimmen zu den Fehlern, Versäumnissen und Fehlentscheidungen der Politik der Bundesregierung geäußert, was wohltuend und befreiend wirkt. Ein “weiter so” von Merkel, die mit dieser Wahlschlappe erheblich Federn lassen musste, wird es wohl nicht mehr geben. Dafür steht für die Parteien zu viel auf dem Spiel bei den kommenden Landtagswahlen, in denen es auch um die Mehrheit im Bundesrat geht. Es würde außerdem den Zulauf zur AfD noch verstärken, was man m.E. zurecht verhindern sollte.
Ich las gerade in der Sächsischen Zeitung online unter dem Titel “Warum wählten so viele Männer im Osten die AfD?”, dass das ganz ander Gründe hat, als Sie hier schreiben. In diesem Artikel liegen die Gründe bei der Abwanderung der Frauen in den Westen, beim Wegbruch der Arbeitsplätze, bei Hartz IV, die die Migranten besser stellt, bei einer höheren Gewaltbereitschaft des Ostens. Und die Integrationsbeauftragte in Sachsen meinte gar, die Ostdeutschen wollten selbst erst einmal integriert werden. So wird sich in die Tasche gelogen, wenn eine Zeitung regierungsnahe verflochten agiert. Da scheinen mir doch die Argumente Ihres Artikels plausibeler zu sein. Danke und weiter fleißig Aufklärung betreiben, die Achse wird auch im Osten gelesen.
Gute Analyse, sehe ich genau so! Aber man darf den Erfolg der FDP auch nicht vergessen! Ich meine, in meinem Umfeld festgestellt zu haben, daß mindestens 50% (eher mehr) des Erfolges der FDP dem AfD-Bashing vor der Wahl zu verdanken ist. Alle die, die sich deshalb nicht getraut haben AfD zu wählen, haben FDP gewählt. Die FDP ist sozusagen die weichgespülte Protestalternative.
Für die den AfD-Wähler betreffende Korrektur bedanke ich mich herzlich!
CDU/CSU - eine Drittel-Partei, SPD - eine Fünftel-Partei. Das Wort Volkspartei sollte bei denen endlich gestrichen werden.
Frau Merkel hat jetzt ein besonderes Problem, da sie nicht wirklich verhandeln kann. Jede ihrer bisher erreichten ‘Lösungen’ waren nur dadurch zu erreichen, dass sie die Positionen der eigenen Verhandlungsseite schlicht preisgab. In den letzten Koalitionsverhandlungen ermöglichte sie der SPD nahezu alle deren Wunschvorstellungen durchzusetzen - die Union musste verzichten. Heraus kam ein Koalitionsvertrag, der den Eindruck erweckte, der Wähler hätte der SPD den Regierungsauftrag gegeben, nicht den Konservativen. Jetzt aber steht sie vor dem Problem zwei Parteien (FDP/Grüne) mit widerstreitenden Positionen zur Einigung zu bringen und keine davon ist ihre eigene. Sie kann also nicht mehr einfach eine Unionsposition opfern, um einen Vertrag zustande zu bringen. Der eigenen Partei den Kürzeren ziehen zu lassen fiel ihr nie schwer - die gaben schon Ruhe. Dieses Prinzip wandte sie auch bei internationalen Problemen an.
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