Der Punkt ist aber auch, WOFÜR denn die Syrer kämpfen sollen/wollen. Für die Freiheit? Für ein Syrien, in welchem Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit herrschen? Könnte man dafür Muslime begeistern? In der islamischen Welt ist es doch so, dass dort entweder säkulare Diktaturen herrschen, welche massiv die Menschenrechte verletzen und dementsprechend Flüchtlinge produzieren, oder aber religiöse Diktaturen, die ebenso massiv die Menschenrechte verletzen und ebenso viele Flüchtlinge produzieren. Und dort, wo die einen herrschen, stehen die anderen in Opposition und umgekehrt. Exemplarisch dafür ist die “islamische Revolution” 1978/79 im Iran, wo der brutal-despotisch herrschende Schah vom ebenso brutal-despotisch herrschenden Ayatollah Khomeini abgelöst wurde: also ein Wechsel vom Regen in die Traufe. Und diejenigen Muslime, die aus Europa in den nahen Osten ziehen, um dort gegen den unbestritten brutalen Diktator Assad zu kämpfen, kämpfen in der Regel ihrerseits für den bekanntlich nicht weniger brutalen IS - und, als ausdrücklich formuliertes Fernziel, auch gegen jenes - noch - freie Europa, in welches sie oder ihre Eltern zuvor geflohen waren und das sie auch großzügig aufgenommen hatte und welches sie gerne auch immer noch als “Rückzugsbasis” benutzen. Aber mit der Idee, FÜR Freiheit, Menschenrechte und Demokratie zu kämpfen, kann man in der islamischen Welt offenbar nicht viel anfangen.
Offenbar ist Ihnen nicht klar, dass eine von Deutschen ausgebildete syrische Truppe im Nahen Osten etwas völlig anderes wäre als eine von Syrern ausgebildete syrische Truppe im Nahen Osten. Vielleicht wird Ihnen die Bedeutung des Unterschieds klarer, wenn Sie zur Kenntnis nehmen, dass auch die israelische Armee zwar nicht von Deutschen ausgebildet wird, aber nach den vom deutschen Heer entwickelten Grundsätzen moderner Ausbildung, Auftrags- und Gefechtstaktik.
Vielleicht interessiert die Leser, dass das Deutsche Reich in den Jahren des 1. Weltkrieges Flüchtlinge aus dem damals russischen Finnland aufnahm und im Lager Lockstedt (bei Hamburg) militärisch ausbildete und ausrüstete. Die sog. >Finnischen Jäger< wurden dann nach der Landung in Vaasa und Hangö im Jahre 1918 dem Oberbefehl des Marschall Mannerheim unterstellt und waren maßgeblich am Unabhängigkeitskampf der Finnen beteiligt.
Die Afghanen könnten ihr Land von den Taliban befreien. Die irakischen Flüchtlinge könnten in ihrem Land gegen den IS kämpfen!
Sie schreiben “Im mittelalterlichen Europa bedeutete die Vielzahl junger Männer ... einen ständigen Unruheherd.” Dies war einer, wenn nicht der enttscheidende Grund für die Kreuzzüge, da wurde man die jungen Männer los (somit schließt sich hier ein Kreis). Ich mache der Vorschlag übrigens in Leserbriefen seit Wochen. Nur ist das in einer Freischärlertruppe sicherlich auch nicht so einfach. Eine professionelle Ausbildung und Organisation wäre sicherlich hilfreich und sinnvoll. Auch für Flüchtlinge aus anderen Ländern wäre eine gezielte Ausbildung sinnvoll um sie zu befähigen in ihrern Herkunftsländern Aufbauarbeit zu leisten. Das Problem besteht allerdings, wie Sie schreiben, in der Frage: “wogegen soll eine syrische Exilarmee kämpfen? Gegen Assad? Gegen den IS? Gegen all die anderen Terroristen?”. Wenn man eine klare Konzeption in der Aussen- und Sicherheitspolitik scheut und keine klaren Ziele vorgibt, bleibt halt nur das reagieren und durchwursteln. Dem haben wir ja die aktuelle Krise zu verdanken.
Die vielen syrischen jungen Männer fliehen gerade davor, in die syrische Armee einberufen zu werden. Deswegen sind es vor allem Männer, denn wie immer in der Weltgeschichte dürfen die Damen gemütlich daheim sitzen, während Männer sich von Granaten zerfetzen lassen sollen. Das ist stets so gewesen und das ist nun auch der Grund, warum junge syrische Frauen nur in signifikant geringerem Maße sich mit Fluchtideen abgeben. Natürlich kann man deshalb wohl darauf hoffen, daß viele “Flüchtlinge” unser Land schnellst möglich wieder verlassen werden, wenn sie sehen, daß sie hier vom Regen in die Traufe geraten sind.
...ein Ausweg aus einem Dilemma - aber nur sehr theoretisch. Dumm nur, dass selbst die Syrer (mit oder ohne syrischen Pass) nur zu einem Teil wirklich Syrer sind. Und wenn schon Kampf um Syrien - dann auf welcher Seite. Ich glaube nicht, dass irgendwelche Dschihadisten auf Fronturlaub in Berlin/Deutschland ausgerechnet Lust verspüren den IS zu vertreiben. Worum es uns ja gehen sollte. Also bleibt am Ende nicht viel Potential…
Diesen Artikel kann ich mit beiden Händen sofort unterschreiben. Stamme selbst in Polen und kenne die Geschichte des 2 Weltkriegs sehr gut. Die Polen haben sogar mit ihrem größten Feind den Sowjets kooperiert dort auch eine polnische Armee gegründet die mit der Roten Armee bis Mai 1945 zusammen gegen Wehrmacht gekämpft hat. Und das ganze nur mit einem Ziel: Polen von bestialischen, deutschen Besatzung zu befreien. Ach in Italien waren die Polen 1943 an schwersten Kämpfen an der Gustav Linie erfolgreich beteiligt, und haben die blutige Schlacht bei Monte Cassino zugunsten den Alliierten entschieden. Das nennt man Patriotismus. Die Araber dagegen sind anders. Sie denken, weil der Krieg in Syrien herrscht, den sie zum größten Teil selbst verschuldet haben, dann ist die ganze Welt verpflichtet sie zu retten und zwar nicht in Lager in der Türkei, Libanon oder Ägypten , sondern hauptsächlich in Deutschland und Schweden. Und hier angekommen reicht es denen nicht , dass die nicht mehr gebombt werden, gratis Verpflegung und medizinische Versorgung haben, sondern sind enttäuscht, dass sie in Turnhallen schlafen müssen, und das Essen nicht schmeckt. Viele von den Flüchtlingen fragen sogar wann sie ein Haus und ein Auto bekommen? Das nennt man kein Patriotismus, sondern Frechheit. Das ist der Unterschied zwischen der polnischen und der arabischen Mentalität. Der Herr Waszczykowski hat recht. Und machen wir es bitte step by step. Zuerst Soldaten ausbilden, dann werden sich mit Sicherheit für die genug Einsatzgebiete finden.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.