Erich Wiedemann
Die Masse der Ohnmächtigen hat keine andere Macht mehr als die Macht, vor den Augen der Wohlhabenden zu sterben. Ihre Botschaft lautet: „Wir sind arm, weil Ihr reich seid. Jetzt kommen wir zu Euch, damit Ihr uns sterben seht.“
In dem Fernsehfilm „Der Marsch“, den BBC-Regisseur William Nicholson 1990 drehte, wird geschildert, wie eine Masse von hungernden Schwarzen die spanischen Grenzbefestigungen in Marokko überwindet, in Boote steigt und nach Europa aufbricht.
Die Marschierer gehen jubelnd an Land. Im Schlussbild wird gezeigt, wie sie von schwer bewaffneten Soldaten aufgehalten werden. In ihrer Ansprache an die Invasoren sagt die aus Brüssel angereiste EU-Kommissarin: „Wir brauchen Euch, wie Ihr uns braucht. Wir können nicht weitermachen, wie bisher. Ihr könnt uns helfen, die Zerstörung aufzuhalten, die wir anrichten. Aber wir sind noch nicht bereit für Euch.“
25 Jahre nach der Verfilmung schickt sich die Wirklichkeit an, die Vision zu überholen. Millionen Afrikaner machen sich bereit zum Sturm auf die Festung Europa. Sie wollen Zugang zur Belétage der Völker. Es wird Zeit, dass sich die Europäer für sie bereit machen. Der Marsch der Schwarzen nach Europa wird sich, wenn er losbricht, nicht mit ein paar Bataillonen Soldaten aufhalten lassen.
Das Thema ist tabu, weil die Populisten es besetzt haben. Der AfD-Rechtsaußen Bernd Höcke hat im Dezember im „Institut für Staatspolitik“ die These aufgestellt, die Evolution habe Afrika und Europa "zwei unterschiedliche Reproduktionsstrategien beschert". In Afrika herrsche die "R-Strategie" vor, die auf eine möglichst hohe Wachstumsrate abziele, dort dominiere der sogenannte Ausbreitungstyp. Dem stehe die europäische "K-Strategie" gegenüber, "die die Kapazität des Lebensraums optimal ausnutzen möchte".
Höcke beschwor das Menetekel, um es für politische Zwecke auszuschlachten. Das ändert aber nichts daran, dass er in dem wichtigeren Punkt Recht hatte. Nach der Prognose der Vereinten Nationen vom Sommer vergangenen Jahres wird sich die Bevölkerung im Afrika südlich der Sahara bis zum Jahr 2100 auf 4,4 Milliarden nahezu vervierfachen. Irgendwann im frühen 22. Jahrhundert wird jeder zweite Mensch auf dem blauen Planeten ein Afrikaner sein.
Höcke hat das so nicht gesagt. Aber was er meint, ist klar: Wenn der Fortpflanzungstrieb der Afrikaner nicht gebremst wird, dann droht eine epochale Völkerwanderung. Wörtlich sagte er, es sei billiger, einen Zaun als Millionen Wohnungen zu bauen.
Wenn Deutschland seine Politik der offenen Türen beibehält und seine Sogwirkung behält, dann gerät das Problem irgendwann außer Kontrolle. Dann droht dem Melting Pot der Staatsnotstand.
Besonders stürmisch wächst die Bevölkerung an den tiefsten Stellen des Jammertals. In Simbabwe um 4,36, im Südsudan um 4,12 Prozent im Jahr. In Uganda ist jeder zweite Einwohner heute unter 15 Jahre alt. Wenn das Wachstum im gleichen Tempo weitergeht, werden aus den derzeit 36 Millionen Ugandern bis 2025 etwa 55 Millionen werden, bis 2050 wären es 120 Millionen. Das wäre eine Verdreifachung in weniger als einer Generation.
Botswana am Südzipfel des Erdteils hat einen Überschuss von nur 1,26 Prozent jährlich. Aber nicht wegen einer umsichtigen Verhütungspolitik, sondern weil ein Drittel seiner Bevölkerung von Aids infiziert ist.
Früher gab es Regulative gegen die Überbevölkerung: Epidemien, Mütter- und Kindersterblichkeit. Aber die moderne Medizin hat Dämme gegen die Plagen gebaut. Allerdings, das HIV-Virus hat die gestiegene Lebenserwartung wieder drastisch reduziert, von knapp sechzig auf 45 Jahre.
Ja, es gab Lichtblicke. Einige Länder haben zwischendurch einen respektablen Aufschwung hingelegt, trotz gesunkener Öl- und Rohstoffpreise. Ein paar Jahre lang lag Afrikas Wachstum über dem Weltdurchschnitt. 2013 investierte das Ausland 200 Milliarden US-Dollar.
Die Ölstaaten Nigeria und Angola machten tüchtig plus. Der „Economist“ der Afrika schon als „verlorenen Kontinent“ abgeschrieben hatte, titelte: „Africa rising“ (Afrika erhebt sich). Doch die Euphorie war schnell vorbei. Man sieht überall in den Städten junge Leute mit Mobiltelefonen. Die wachsenden Verkehrsstaus suggerieren Wohlstand.
Doch die Infrastruktur ist immer noch in einem katastrophalen Zustand. Ebenso die Energieversorgung. Fast alle Volkswirtschaften fußen auf einem einzigen Rohstoff, der unverarbeitet exportiert wird. Bis heute produziert Afrika nur ein Prozent der weltweit hergestellten Waren. Sein Anteil am Welthandel liegt unter drei Prozent. Die Hälfte des gesamtafrikanischen Exports entfällt aufs Erdöl.
Diversifizierung hat, außer in Ägypten, Kenia und Südafrika, nirgendwo stattgefunden. Nigeria lebt seit Jahrzehnten vom Erdöl, Senegal von Erdnüssen, Sambia vom Kupfer, Ghana vom Kakao. Wenn die Weltmarktpreise kippen, kippt auch das Sozialprodukt.
Selbst wenn es plötzlich steil aufwärts ginge zwischen Kairo und Kapstadt, wären die Aussichten düster. Die Bevölkerungsexplosion macht alles platt.
Die Entwicklungsstrategen sagen, die drohende Fluchtbewegung sei nur zu stoppen, wenn man deren Ursachen bekämpfe. Sicher, mehr Infrastruktur und bessere Bildung helfen, Druck abzubauen. Doch der galoppierende Siedlungsdruck reißt jeden Fortschritt ein. Wenn die Afrikaner ihr Bevölkerungswachstum nicht mindestens halbieren, bleibt Afrika ein Elendskontinent. Und es ist keine Frage, wohin sich der Überdruck entladen wird: nach Europa.
Wohlstand ist machbar, mit Leistungsbereitschaft und protestantischer Ethik. In Afrika vor allem mit Geburtenkontrolle. Die Wechselwirkung von kluger Bevölkerungspolitik und Entwicklung hat Südkorea exemplarisch gezeigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Südkorea eine ähnlich hohe Fertilitätsrate wie heute die afrikanische Staaten. Jahrzehnte lange gezielte Investitionen in Geburtenkontrolle und Volksbildung drosselten den Überschuss so massiv, dass die Nation heute die Überalterung als die größere Bedrohung empfindet.
Vor zwei Generationen war Südkorea ärmer als Ghana. Heute liegt sein Wohlstand gleichauf mit dem von Italien und Neuseeland. In den PISA-Tests der OECD schneiden die südkoreanischen Schüler besser ab als die in allen anderen Industriestaaten.
Warum machen die Afrikaner das nicht nach? Nigerias Präsident, Goodluck Jonathan, hat kurz vor seinem Abtritt erklärt, Nigerianer sollten "nur so viele Kinder bekommen, wie sie es sich leisten können". Die Zeit für "Geburtenkontrollgesetze" sei reif. Doch dabei blieb es. Familienplanung findet in Afrika nicht statt.
Jonathan plädierte für mehr Verhütungsmittel für die Massen und einen Ausbau des Sozialsystems für Eltern mit wenigen Kindern. Doch er erntete breiten Protest. Christen und Moslem verurteilten die Pläne unisono als Komplott gegen das Volk. Deshalb blieb alles beim Alten. Nach derzeitigen UN-Hochrechnungen wird Nigeria bis zum Ende des Jahrhunderts mit 730 Millionen Einwohnern die drittgrößte Nation der Erde sein.
Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllt die Erde, heißt es im ersten Buch Mose. Im Koran klingt es ähnlich. Diese Gebote sind für die Menschen verbindlich, die es auch sonst mit den Postulaten der heiligen Schriften nicht so genau nehmen. Das treibt den Kindersegen in die Höhe.
Aber die Religion trägt nicht die Hauptverantwortung dafür, dass sich die Menschen gegen die Verhütung sperren. Als der sechsmilliardste Mensch geboren wurde, sagte Salman Rushdie 1991, die Kirchen und der Islam seien für den fatalen Kinderüberschuss verantwortlich. Tatsächlich aber haben Bischöfe und Imame wenig Einfluss auf das Zeugungsverhalten der Afrikaner. Den wichtigsten Grund für den Babyboom hatte Fürstin Gloria von Thurn und Taxis 2001 in einem Fernsehinterview genannt: „Der Schwarze schnackselt gern.“ Sie war dafür mit Rassismus-Vorwürfen überschüttet worden. Aber die UN-Bevölkerungsstatistik hat sie bestätigt.
Die Stiftung des US-Milliardärs Bill Gates und seiner Ehefrau Melinda hat sich um breitflächige Empfängnisverhütung verdient gemacht. Sie hat Milliarden in die Verbreitung von Verhütungsmitteln investiert und ein Projekt gefördert, das Männer mit Hilfe von Ultraschall vorübergehend zeugungsunfähig macht.
Afrika ist ziviler und friedlicher geworden. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, haben fast alle Staaten demokratische Grundstrukturen. Es sind keine Demokratien wie im Westen. Doch der schwarze Kontinent ist freier geworden. Die Generation der Despoten - Idi Amin, Bokassa, Mobutu – ist abgetreten. Es gibt, von einigen Ausnahmen abgesehen, keine Unterdrückung von Minderheiten und keine staatlich gesteuerten Pogrome mehr.
Nein, die Afrikaner verlassen ihre Heimat nicht, weil sie Verfolgung und Unterdrückung fürchten müssen, sondern weil in Europa, vor allem in Deutschland, ein besseres Leben winkt. Vor den deutschen Gesetzen haben sie keine Aussicht auf Anerkennung als Flüchtlinge. Aber sie bauen mit Recht darauf, dass der deutsche Staat sie nicht zurückschickt, weil er sich seiner eigenen Souveränität schämt.
Und wenn einer heimgeschafft wird, dann ist es meist auch nicht tragisch. In Frankfurt wurde letzte Woche ein 37jähriger Marokkaner festgenommen, der schon neunmal abgeschoben worden und jetzt zum zehnten Mal wieder eingereist war. Er hatte 51 Ermittlungsverfahren in seiner Strafakte.
Wenn der deutsche Staat den Abgeschobenen loswird, hat er Glück gehabt. Die afrikanischen Staaten tendieren dazu, ihre eigenen Staatsangehörigen, wenn sie zurückgeschickt werden, nicht wieder aufzunehmen.
Alles kein Problem, sagen die Freunde der Willkommenskultur. Wenn die Afrikaner um sich greifen, weil ihr Lebensraum daheim knapper wird, dann gibt es künftig eben mehr dunkle Gesichter in Europa. Na und?
Ja, gewiss, Rumpfdeutschland hat die Vertriebenen, Hugenotten, Polen und Südeuropäer verkraftet. Es wird gegebenenfalls auch mit den Afrikanern fertig werden. Was zu bedenken ist: Afrika ist seit Jahrhunderten der rückständigste Kontinent der Erde. Der Verdacht drängt sich jedoch auf, dass die massenhafte Einwanderung von Menschen schwarzer Hautfarbe zwar die multikulturelle Vielfalt Europas, aber nicht seine wirtschaftliche und kulturelle Entfaltung beflügeln würde. Wird Europa von seiner christlichen Tradition und seiner schuldbeladenen Geschichte verpflichtet, sich dieser Prüfung zu stellen?
Die nackte Not ist es nicht, die die Flucht von der heimischen Scholle wegtreibt. Das Schreckensgemälde von einem Kontinent voller Hungernder, die „Der Marsch“ entwirft, war schon damals falsch. Das Pathos aber hat Wirkung gezeigt. In Afrika wird nicht breitflächig gehungert. Und da, wo Kriege und Naturkatastrophen Engpässe verursachen, sorgt eine gut geölte Hilfsmaschinerie stets für kurzfristigen Entsatz.
Langfristig könnte das subsaharische Afrika sogar viermal so viele Menschen ernähren wie heute. Das landwirtschaftliche Potential müsste nur sinnvoller genutzt würde. Wichtig ist: Die Betriebe brauchen mehr Technik und größere Flächen.
Afrika verfügt über mehr als die Hälfte der Agrarfläche der Erde. Aber nur ein Viertel davon wird genutzt. Auf der indonesischen Insel Bali wird bei vergleichbaren klimatischen Verhältnissen pro Hektar Ackerfläche zwanzig- bis dreißigmal soviel geerntet wie in der zentralafrikanischen Republik Gabun.
Ausländische Investoren haben vorgemacht, wie man brachliegende Äcker nutzen kann. China, Südkorea und Japan kaufen in Afrika im großen Stil Grund und Boden, um Nutzpflanzen anzubauen. Doch die großangelegte Landnahme riecht nach Neokolonialismus. In Madagaskar musste 2009 die Regierung zurücktreten, weil sie 1,3 Millionen Hektar Land, die Hälfte der Anbaufläche, an den südkorea-nischen Mischkonzern Daewoo verpachten wollte.
Es ist nicht zu bestreiten: Das von Ausländern finanzierte Agrobusiness bringt volkswirtschaftlichen Gewinn. Es schafft zum Teil auch Arbeitsplätze. Aber es bedroht den sozialen Frieden, weil es die bodenständigen Bauern entwurzelt. In einigen Staaten haben Großinvestoren die Einheimischen vertrieben, ohne sich um die Schaffung von neuen Siedlungsräumen zu scheren. Im Landgrabbing liegt für Afrika kein Segen.
Es sei denn, man macht es wie die staatliche Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG): „Wir investieren nur, wenn nachgewiesen wird, dass ökologische und soziale Standards eingehalten werden“, sagt DEG-Chef Bruno Wenn.
Was Afrika braucht, sind Projekte wie das der thailändischen Regierung in Nigeria. Die Thais wollen den Nigerianern zeigen, wie man wirtschaftlich Reis anbaut und verarbeitet und so dabei helfen, die Landwirtschaft anzukurbeln.
Ackerbau mit Augenmaß kann auch in Afrika segensreich sein. Aber nicht unbedingt für die Afrikaner. Die Düsseldorfer „Wirtschaftswoche“ berichtete im April letzten Jahres unter der Überschrift „Reich werden mit Acker-Aktien“, weltweit seien seit Beginn des 21. Jahrhunderts 36 Millionen Hektar gekauft worden, hauptsächlich in Südamerika, Afrika und Osteuropa. Das entspricht der Fläche von Deutschland. Im Sudan und in Sierra Leone sind fast die Hälfte des bebaubaren Bodens in ausländischem Besitz. Trotzdem gehören beide Länder noch immer zu den Ärmsten in Afrika.
Es liegt auch am sogenannten menschlichen Faktor. Die Entwicklungsstrategen unterstellen, dass die Afrikaner ebenso fleißig, strebsam und verantwortungsbewusst sind wie die restliche Menschheit. In Wahrheit fühlen sich die meisten nicht staatlichen Entwicklungszielen verpflichtet. Sie wursteln unkoordiniert vor sich hin. Ihr Ziel ist ausschließlich die Erfüllung ihrer persönlichen kurzfristigen Bedürfnisse.
Jeffrey Sachs, Direktor des „UN-Millennium-Projekts zur globalen Armutsbekämpfung“ und „einflussreichster Volkswirt auf dem Planeten“ („Die Zeit“) beschreibt in seinem Buch „Das Ende der Armut“ detailliert, wie es vier Fünfteln der Menschheit gelungen ist, sich aus der Elendsfalle zu befreien. Das Pro-Kopf-Einkommen ist weltweit gestiegen. Nur bei dem letzten Fünftel nicht.
Jeffrey Sachs hat ein Wirtschaftsmodell für afrikanische Bauernhaushalte entworfen. Der Haushalt verkauft eine von vier Tonnen Mais, die er erwirtschaftet, auf dem Markt. Von dem Erlös kauft er Hühner, Schafe und einen Ochsen. Eier und Wolle kann er verkaufen. Den Ochsen kann er als Zugtier für den Pflug benutzen. Dadurch verbessert er seine Ernteerträge. Das führt zu Kapitalakkumulation. Sachs lehrt, die Armen bräuchten nur Hilfe, um die erste Sprosse der Entwicklungsleiter zu erklimmen. Danach könnten sie sich selbst helfen
Das Modell ist überzeugend. Die Afrikaner wenden es aber nicht an. Sie bauen gerade soviel an, wie sie zum Überleben brauchen. Mehr nicht. Sie streuen Körner in Erdrillen und hoffen, dass irgendwas dabei rauskommt. Düngung und Bewässerung werden vernachlässigt.
Auch die Dutzende von Regierungen, die Sachs beriet, waren nicht uneinsichtig, aber sie waren total beratungsresistent. Keine von ihnen hat seine Ratschläge umgesetzt.
Angela Merkel sagt, man könne steigenden Flüchtlingszahlen vorbeugen, wenn man die Fluchtursachen wirksam bekämpfe. In Afghanistan und im Nahen Osten liegt sie mit dieser These wohl nicht ganz daneben. Aber in Afrika ist die Misere mit herkömmlichen Mitteln nicht in den Griff zu kriegen.
Die westlichen Länder haben im letzten halben Jahrhundert Hunderte von Milliarden Euro nach Afrika gepumpt. Sie haben viel Infrastruktur und gute Ansätze zur wirtschaftlichen Entwicklung geschaffen. Aber das meiste ist über die Jahrzehnte versickert.
Aberglaube, Korruption, Klimawandel und die gewachsenen Clan-Strukturen haben die Chancen nicht eben verbessert. Doch das sind zum Teil sekundäre Einflüsse. Pakistan, so hat Sachs auf seinen Reisen erfahren, sei noch korrupter als Afrika. Trotzdem machten die Pakistaner gute Fortschritte. Die zwei wichtigsten Bremsfaktoren in Afrika sind die überbordende Fruchtbarkeit und die unökonomischen Verhaltensweisen der Afrikaner.
Warum sich der Exodus noch nicht in Bewegung gesetzt hat? Vor allem, weil die wenigsten das Geld haben, um 5000 Dollar für eine Passage zu bezahlen. Das Schleppergeschäft lohnt sich noch nicht. Doch da baut sich was auf.
Prognosen über die Verschiebung der Bevölkerungsanteile gelten als fremdenfeindlich. Deshalb werden sie in der öffentlichen Diskussion weithin unterschlagen. Was auf Europa zukommt, zeigt der rasante Zuwachs der muslimischen Einwohner seit Anfang der fünfziger Jahre. Damals lebten in Europa praktisch gar keine Moslems. Heute sind es etwa zwanzig Millionen.
Wer die – horribile dictu – Überfremdung beklagt, gibt sich als platter Biologist zu erkennen. Schon die Thematisierung der Einwanderungsfrage gilt als rassistisch. Der britische Konservative Enoch Powell prognostizierte 1968, dass bei ungebremstem Immigrationstempo nach 30 Jahren große Teile von Yorkhire, der Home Counties und der Midlands vorwiegend afroasiatisch bevölkert sein würden. Das Echo war vernichtend. Powell wurde von der Konservativen Partei kaltgestellt. Er flog auch aus dem Schattenkabinett der Tories. Er hatte vorausgesagt, dass der Anteil der Asiaten und Afrikaner bis 2002 auf 4,5 Millionen Menschen steigen werde. Tatsächlich wurden es dann 4,63 Millionen.
Nun wartet Mitteleuropa auf die große Migrationswelle. Man kann nicht damit rechnen, dass sie gewaltlos erfolgt. Das hat die anstürmende „Vermehrungsmeute“, wie sie Elias Canetti nennt, an den Zäunen von Ceuta und Melilla deutlich gemacht. Wann sie kommt, kann niemand vorhersagen, in drei, in fünf, vielleicht erst in zehn Jahren.
Nur, dass sie kommt, das ist sicher.