Henryk M. Broder / 21.06.2017 / 22:08 / 15 / Seite ausdrucken

WDR: Miese Tricks in letzter Minute

Der WDR trickst bis zum letzten Moment. Der Dokumentation über den zeitgenössischen Antisemitismus in Europa wird eine Worttafel vorangestellt, auf der das Haus den Zuschauern versichert, man habe sich immer gegen Antisemitismus engagiert. (Eine tolle Leistung, als ob eine öffentlich-rechtliche Anstalt die Wahl hätte und sich für Antisemitismus entscheiden könnte.) In den laufenden Film werden dann an drei Stellen Inserts eingeschnitten, in denen sich der WDR von der Doku distanziert.

Das ist ein in der deutschen TV-Geschichte einmaliger und einzigartiger Vorgang. Vor die Wahl gestellt, den Film zu senden oder nicht zu senden, hat sich das Haus klammheimlich und ohne Absprache mit den Autoren der Doku dafür entschieden, die Arbeit zu denunzieren und zu verfälschen. 

Die Verantwortung dafür trägt in letzter Instanz der amtierende Intendant.

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Martin Landvoigt / 22.06.2017

Verfälschen? Der Hinweis auf den sogenannten Faktencheck ist zwar lästig und lässt einen üblen Verdacht aufkommen. Aber das reicht noch nicht zu diesem Vorwurf. Interessanter die Diskussion danach: Der WDR Fernsehdirektor Jörg Schönenborm stellte seltsame Behauptungen auf: Der WDR habe erst im April kenntnis von dem Film erhalten und sei danach in intensive Gespräche mit den Autoren eingestiegen. Da war der Film aber bereits seit einem halben Jahr bereits eingereicht gewesen. Mit den Filmemachen hätte es keinen entschiedenen Austausch gegeben. Was stimmt nun? Michael Wolfssohn hat hervorragend argumentiert. Er wurde lediglich von dem überragenden Ahmad Mansour übertroffen. Was eigentlich die Intention eines Norbert Blüm hier gewesen sein mag, bleibt aber im Dunkeln. Er hat die Geschichte wiederholt, die er schon mal im Fernsehen erläuterte: Eine erlebte Diskriminierung eines jungen israelischen Soldaten. Was sollte das? Soll es exemplarisch für alle Israelis sein? Soll es den Judenhass in Europa rechtfertigen?  Man solle zwischen Israel-Kritik und Antisemitismus scharf trennen. Das aber geht gerade nicht. Auch wenn es berechtigte Israel-Kritik gibt, die nicht gleich Antisemitismus ist, so bleibt die Frage nach den doppelten Standards und der nachgewiesenen Amalgamisierung der Beiden in vielen Fällen bestehen.

Berthold Stern / 22.06.2017

So ist es, die Verantwortung für die Fehler der öffentlich-rechtlichen Anstalten sollten letztendlich die Intendanten tragen. Und weil diese die Verantwortung nicht so einfach übernehmen wollen, lassen sie dann auch mal so ganz nebenbei die für die Abnahme der Dokumentation verantwortliche Redakteurin über die Klinge springen, ohne ihr die Möglichkeit zu geben, die Gründe für die Abnahme des Films erläutern zu können. In den letzten Monaten waren die “handwerklichen” Mängel des Films offenbar überhaupt kein Thema, anders lässt es sich nicht erklären, dass weder der WDR noch Arte den Kontakt zu den Autoren der Dokumentation zwecks erforderlicher Nachbesserungen aufgenommen hat. Wirklich skandalös ist aber das kollektive (verordnete?) Schweigen sämtlicher öffentlich-rechtlicher Medien zu der ganzen Angelegenheit, vor allem während des “frechen” Leaks der Bild-Mediengruppe. Wer will noch ernsthaft an die Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Medien glauben, wenn es denen gelingt, praktisch die komplette Belegschaft zu diesem Kadavergehorsam des kollektiven Schweigens zu nötigen? Diese auf Kommando aktivierbare kollektive Disziplin ist absolut erschreckend, weil sie Zweifel daran weckt, dass es so etwas wie unabhängigen Journalismus bei den Öffentlich-Rechtlichen überhaupt geben kann.

Thomas Schade / 22.06.2017

Höre ich die Aussagen des französischen Bürgermeisters am Ende des Films und sehe ich auf die aktuelle Zuwanderungssituation in Deutschland, komme ich zu Schlüssen, die mir der WDR wohl nicht zumuten wollte. Nie hätte ich gedacht, jemals im Leben Bild für etwa dankbar zu sein.

Breeham Druz / 22.06.2017

Ist es nicht schön, dass eine Krähe der anderen kein Auge aushackt? Der gute Herr Buhrow wird so lange seinen Hut nicht nehmen müssen, bis er sich genug (welche Höhe das auch immer sein mag) Pensionsansprüche gesichert hat. Die Blockparteien werden es zu richten wissen, man kennt sich, man hilft sich.

Martin Wessner / 22.06.2017

Zitat: “Der Dokumentation über den zeitgenössischen Antisemitismus in Europa wird eine Worttafel vorangestellt, auf der das Haus den Zuschauern versichert, man habe sich immer gegen Antisemitismus engagiert. “ Nein. Der deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunk hat sich immer für(!) die ZWEISTAATENLÖSUNG engagiert! Das ist wohl wahr, denn darum geht es letztendlich bei der sehr einseitig-tendentiösen, sprich: parteilichen Berichterstattung zugunsten der Palästinenser im Ersten und im Zweiten. Denn wenn(!) die Zweistaatenlösung umgesetzt würde, wären die Palästinenser anschließend den Israelis(Juden) nicht mehr böse und es gäbe sowohl in Nahost, als auch unter den Arabern und Muslimen in aller Welt kein Antisemitismus mehr und es herrschte fortan Friede und Harmonie auf der ganzen Welt. Ich unterstelle mal, dass es in den Köpfen bei sehr vielen Kirchentagsjournalisten, die bei den “Öffis” tätig sind, auf diese krude und einfältige Art und Weise “denkt”. Epilog: Israel ist in der Levante politisch, militärisch und wirtschaftlich am längeren Hebel.  Linke Medienmacher setzen sich insofern bevorzugt für Palästinenser ein, weil diese am kürzeren Hebel sitzen. Das Schlachtfeld der MacBook-Infantrie ist berufsbedingt vornehmlich die “Propagandafront”, auf der sie sich -im Krieg und der Liebe ist schließlich alles erlaubt-auch nicht scheuen ihre Gegner mit “miesen Tricks”, mit Denunziation und mit Verfälschung zu füsilieren, weil die Gegenseite einfach zu machtlos und zu verzagt ist und daher nur hilflos auf Fairplay im Meinungswettbewerb pochen kann und will.

Karl Renz / 22.06.2017

Die Verlogenheit, der Opportunismus, die Perfidie, die Dummheit steuern auf immer neue Höhepunkte zu. Und das im Namen der Werte die auch mir am wichtigsten sind, wie Humanität. So etwas noch erleben zu müssen ist zutiefst desillusionierend. Mir ist übel.

Peter Lancester / 22.06.2017

Wer ein Islamfreund ist, kommt nicht umhin, mit Antisemitismus in Verbindung zu kommen, von dem er sich dann “distanzieren” muss. Was letztlich jedoch ein unredliches Lippenbekenntnis ist, wenn man ehrlich ist. Einfach diese Doku zu senden und ansonten den Mund zu halten, das ging offenbar nicht. Sehr schade. Nein, nicht schade. Besorgniserregend!

Moritz Schneider / 21.06.2017

“Notwendige Erläuterungen und Ergänzungen zu diesem Film finden Sie auf [...]” Das lief immer schön am unteren Bildrand durch. Auf diesen Seiten des WDR/ARD gibt es auch einen Faktencheck. Ich würde gerne anregen, dass Achgut mal den Faktencheck selbst einem Faktencheck unterzieht. Z.B. die Finanzierung des Mausoleums betreffend, Herr Broder hat doch auch mal einen EU-Beamten damit konfrontiert. Vielen Dank auch für die gute Betreuung durch Achgut in dieser Sache, da fühle ich mich richtig mitgenommen.

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