Henryk M. Broder / 17.02.2012 / 23:32 / 0 / Seite ausdrucken

Was haben Kannibalen, Kinderficker und Antisemiten gemeinsam?

Von Dieter Bohlen stammt der Satz: “Das Problem ist: Mach einem Bekloppten klar, dass er ein Bekloppter ist.” Denn wäre es ihm klar, wäre er kein Bekloppter mehr, sondern ein Mensch, der über sich selbst nachdenkt. Gleiches gilt für Kannibalen, Kinderficker und Antisemiten. Armin Meiwes glaubte, er sei ein Feinschmecker und sein Festmahl eine Art Beitrag zur Erlebnisgastronomie. Kinderficker sind überzeugt, dass sie den Kindern, die sie missbrauchen, einen Dienst erweisen, weil sie ihnen helfen, ihre Sexualität auszuleben. Und viele Antisemiten meinen es subjektiv gut mit den Juden, die sie davor bewahren wollen, sich ins Unglück zu stürzen. In diese Kategorie gehört die grüne Aachener Bürgermeisterin Hilde Scheidt, eine echte Unschuld vom Lande, die darauf besteht, dass es ihre Aufgabe, je geradezu ihre Pflicht ist, “auch die israelische Politik zu kritisieren, etwa eine Regierung, die dem israelischen Volk schadet”. Von Aachen aus, wo seit zehn Jahren eine der aktivsten Neonazi-Gruppen der Republik, die “Kameradschaft Aachener Land (KAL)”, daheim ist.

Was auch der grünen Krampfader nicht entgangen ist. Die Konsequenz, die sie daraus zieht, lautet so: “Wir haben hier in Aachen schon genug mit rechtsradikaler Hetze zu tun - dieses Geschreibsel eines Herrn Broder brauchen wir ebenso wenig.” - “Er polarisiert, und seine Polemik ist gefährlich. Wir brauchen keine Hetze von dieser Seite.” -  - ““Er spaltet und bringt Streit, davon lebt er.”

Das ist “Stürmer”-O-Ton, auch wenn es Frau Scheidt, ganz im Sinne des Satzes von Dieter Bohlen, nicht merkt. Sie möchte sich die Einheit der arischen Volksgemeinschaft nicht durch einen jüdischen Zersetzer kaputtmachen lassen, der auch noch davon lebt, dass er spaltet. So denkt es in ihr, und so spricht es aus ihr. Aber das fällt in Aachen niemand auf. Denn auch in der Stadt, wo alljährlich der Orden wider den tierischen Ernst verliehen wird, gilt: Antisemitismus fängt bei sechs Millionen toten Juden an. Alles drunter ist - Friedenspolitik.

Siehe auch:
Stoecker erhielt 1879 ein Mandat für das Preußische Abgeordnetenhaus und 1881 eines für den Reichstag. Seine Partei schloß sich von 1881 bis 1896 der Deutschkonservativen Partei an, deren Programm den Kampf gegen den “zersetzenden jüdischen Einfluß” forderte.
http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/antisemitismus/index.html

Mehr vielleicht als die machtpolitische Gegnerschaft der ehemaligen Feindbundmächte des Weltkrieges hat das Vordringen jüdischen Einflusses und der zersetzenden jüdischen Geisteshaltung in Politik, Wirtschaft und Kultur die Kraft und den Willen des deutschen Volkes zum Wiederaufstieg gelähmt.
http://www.ns-archiv.de/verfolgung/auswanderung/aussenamt.php

Und:
http://books.google.pl/books/about/Das_Schlagwort_vom_zersetzenden_jüdisch.html?id=F8ceAAAAIAAJ&redir_esc=y

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