Es ist ja noch nicht so lange her, da hing die politische Hygiene in Deutschland von der Frage ab, ob sich das Land einen Bundespräsidenten leisten kann, der bei Freunden auf Mallorca Urlaub macht, ohne zu bezahlen, oder sich von einem Filmproduzenten eine Hotelübernachtung in München spendieren läßt.
Die Entrüstung konnte nicht größer sein. Die Medien schickten die gewieftesten Rechercheure los, und auch die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelte, als gelte es das Abendland zu retten. 120 000 Seiten Akten wurden angehäuft, über zwei Millionen Euro für einen völlig überzogenen Prozeß verplempert, und am Ende war das Wild erlegt: Wulff trat zurück.
Heute ist unser Verhältnis zur Macht wesentlich entspannter. Bundeskanzlerin Angela Merkel muß sich praktisch an gar keine Gesetze mehr halten – nur noch an moralische, die sie sich selber ausdenkt. Und auch ihre Kollegin Hannelore Kraft fühlt sich pudelwohl an der Macht. Zwar wurden in ihrem Zuständigkeitsbereich massenhaft Frauen bestohlen und befingert, aber das stört sie nicht sonderlich, obwohl es auf dem wohl öffentlichsten Platz im ganzen Bundesland geschah.
Sogar ihr Innenminister habe sich tadellos verhalten, erklärt sie munter im Fernsehen. Die Nacht auf der Domplatte sei einfach anders verlaufen als erwartet – irgendwie unglücklich. Aber wo sie schon einmal bei den Erwartungen ist: Man soll jetzt, bitte schön, keine überzogenen daran hegen, was die Abschiebung der Täter angeht: „Selbst wenn die jetzt was begehen, und sie werden verurteilt, und wir könnten sie theoretisch abschieben, dann haben wir das Problem, daß die gar nicht aufgenommen werden von den Ländern.“ Denn anzunehmen, Algerien nehme jeden algerischen Vergewaltiger mit offenen Armen auf, findet die Ministerpräsidentin naiv: Die sind ja nicht blöd, die Algerier.
Vor nicht allzu langer Zeit konnte die Sozialdemokratin gar nicht genug „zukünftige Staatsbürgerinnen und Staatsbürger“ in ihrem Bundesland aufnehmen und gluckste auf einer sogenannten „Einbürgerungsfeier“ übermütig: „Unsere Feier soll ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung und der Anerkennung sein, das Landesregierung und Landtag Neubürgerinnen und Neubürgern entgegenbringen.“ Die Party im Juni vergangenen Jahres war „Bestandteil der sogenannten Landeseinbürgerungsoffensive“ mit dem originellen Titel „Ja, ich will. Einbürgerung jetzt“. Man kann also die Männer von der Domplatte durchaus als Krafts persönliche Gäste bezeichnen.
Sie hat sie gerufen, sie sind gekommen. Nun benehmen sie sich eben wie arabische Halbstarke, die zum ersten Mal in ihren Leben Alkohol trinken und Frauen unter den Rock fassen dürfen, ohne daß ihnen das von Papa, Mama und Imam verboten wird. Die Merkeldeutschen und ihre Polizisten nehmen sie ohnehin nicht ernst. Warum das Frau Kraft verblüfft, verstehe ich nicht, aber ich bin auch kein Sozialdemokrat. Und außerdem sollte auch für eine Ministerpräsidentin gelten, daß Dummheit nicht vor Strafe schützt.
Möglicherweise hat sie demnächst ja im Fernsehen Gelegenheit, ihre seltsamen Ansichten unters lästige Volk zu bringen. Aber was muß ich da lesen? Mit der AfD, diesen Rechtspopulisten und Zweiflern, gehe sie in keine Talkshow, hat sie erklärt, dazu habe sie keine Lust, das habe sie nicht nötig.
„Übermuth und Anmaaßung sind ein unzertrennliches Gefolge“, schrieb Schopenhauer. Dabei kann er Hannelore Kraft gar nicht gekannt haben.