Was Europa an Israels Stelle täte, wenn es hier Kassamraketen hageln würde, das machen praktisch alle Weltdeuter von taz bis ARD seit Tagen deutlich: auf gar keinen Fall zurückschießen. Denn das wäre unklug. Und unvorsichtig. „Nicht weniger, sondern mehr Israelis müssen sich in Bunker flüchten, Nicht weniger, sondern mehr Palästinenser werden die israelische Politik verfluchen“, weiß die taz. Und Jakob Augstein stellt die Welt sowieso wie auf bewährte Art vom Kopf auf die Füße:„ Gaza ist ein Ort aus der Endzeit des Menschlichen. 1,7 Millionen Menschen hausen da, zusammengepfercht auf 360 Quadratkilometern. Gaza ist ein Gefängnis. Ein Lager. Israel brütet sich dort seine eigenen Gegner aus.“
Menschen in Lager sperren – das wäre in Europa natürlich undenkbar. Aber was wäre denkbar? Nach den Erkenntnissen der theoretischen Physik existieren unendlich viele Parallelwelten. Manche haben mit der unsrigen kaum etwas gemeinsam – dort ist Adolf Hitler schon 1930 ums Leben gekommen, Jakob Augstein arbeitet nicht als Teilzeitantisemit, sondern hauptberuflich als Gärtner, und in Berlin existiert ein hochpräzises Nahverkehrssystem a là Singapur. Andere Welten unterscheiden nur im Detail: Alles verhält sich wie bei uns, mit dem einzigen Punkt, dass auch in Berlin, Paris, Athen und sonst wo im alten Europa Raketen der Hamas niedergehen.
Dank Wurmlochphysik erhält Achgut auch Meldungen aus dem Universum next door:
BERLIN/dpa Im Konflikt mit den Kassam-Brigaden plädiert Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble für eine „nachhaltige Lösung“. Sein Plan, der er am Vormittag dem Bundeskabinett vorstellte, sieht eine umfangreiche Finanzhilfe für die andere Konfliktpartei vor. „Das einfachste ist, wenn wir denen das Zeug einfach abkaufen“,“ so Schäuble anschließend vor der Bundespressekonferenz. Ein Angebot von „ungefähr hundert Millionen pro Stück“ werde seine Wirkung auf die Waffenmärkte nicht verfehlen. Bei einem Faijr-5-Langstreckengeschoss könne es auch mal „ein Stück weit mehr“ sein. Schäuble sagte, er gehe von „erst mal grob 100 Milliarden“ Gesamtvolumen aus. Eine Mehrbelastung für die Steuerzahler folge daraus nicht, „jedenfalls nix nennenswertes.“
BERLIN/AP Kassam-Raketen hatten gestern Nacht das Empfangsgebäude des neuen Berliner Hauptstadtflughafens zerstört, das allerdings wegen irreparabler Schäden am Fundament ohnehin bis 2015 abgerissen werden sollte. „Dadurch rückt der Eröffnungstermin wieder näher, ein Datum vor 2020 könnte klappen“, sagte der Regierende Bürgermeister und BER-Aufsichtsratschef Klaus Wowereit gegenüber AP. „So blöd sind diese Brüder gar nicht, jedenfalls nicht viel blöder als wir.“
TV-Tipp: 22 Uhr ZDF Claudia Roth, Margot Käßmann, Pierre Vogel, Elmar Theveßen, Ismail Haniyya und Jakob Augstein diskutieren bei Maybritt Illner: „Raketen aus dem Morgenland – letzter Warnschuss für den Westen?“
PARIS/afp Frankreichs Präsident Francois Hollande kündigte in einer nationalen Erklärung im Fernsehen an,er werde die Situation genau analysieren, und dann geeignete Maßnahmen ergreifen. Sie müssten allerdings sozial ausgewogen sein. In einem ersten Schritt werde er eine Steuer von 60 Prozent für den Besitz oder den Neubau von Schutzbunkern einführen. Eine Kommission, der 24 der 39 französischen Kabinettsmitglieder angehören sollen, werde noch die Frage zu klären haben, worauf sich die 60 Prozent eigentlich beziehen sollten - auf die Baukosten des Bunkers oder auf das Vermögen des Eigentümers.
Der Führer der französischen Linksfront Jean-Luc Mélenchon nannte Hollandes Maßnahmen „absolut lächerlich und halbherzig. Steuern unterhalb von 100 Prozent sind überhaupt keine Steuern, sondern Almosen.“
Premierminister Jean-Marc Ayrault sagte in einem Gespräch mit „Libération“, früher oder später werde die Fremdenlegion die unkomfortable Lage natürlich bereinigen. Aber jetzt rate er, „erst einmal die interessanten fiskalischen Effekte abzuwarten“.
ATHEN/ANA Mit Empörung reagierte der Vorsitzende der griechischen Syriza-Partei Alexis Tsipras auf die jüngsten Kassam-Attacken. „Jahrelang hat uns das faschistische Regime in Deutschland gezwungen, Fregatten und U-Boote für die griechische Marine zu kaufen. Wie sollen wir damit Raketen abwehren? Was denkt sich Frau Merkel dabei?“ Tsipras stellte klar, dass Berlin die entstandenen Schäden „vollumfänglich“ bezahlen müsse, und erhielt dafür breite Unterstützung der anderen Parteien und der Gewerkschaften. „Bis heute hat Berlin kein Cent Wiederaufbauhilfe gezahlt“, so Tsipras. „Merkel will den sozialen Holocaust Griechenlands.“ Er werde zusammen mit der Kommunistischen Partei und den Gewerkschaften einen Massenprotest organisieren, „mit Barrikaden, Hakenkreuzfahnen, bengalischem Feuer und allem Chichi“, so der Politiker weiter. Die Vorbereitungen würden aber noch ein paar Tage in Anspruch nehmen. Zurzeit erwarte seine Partei eine neue Lieferung von entflammbaren Hitler-Merkel-Puppen und Hakenkreuzfahnen aus Taiwan.
Von: cavaliere@fininvest.com
An: ihaniyya@alquds.org
Caro Commandante,
vielleicht wissen sie noch gar nicht Bescheid, aber die meisten ihrer ungelenkten Geschosse treffen überhaupt nichts strategisch Wichtiges in Rom. Da mal einen hässlichen Andenkenstand auf dem Petersplatz, dort ein Auto im Parkverbot - das müsste nicht sein. Ich könnte Ihnen für Ihre Raketen ein paar elektronische Steuerelemente aus libyscher Lizenzproduktion überlassen, eigentlich schon abgelaufen, aber noch nagelneu und unbenutzt. Mit gleicher Post würde ich Ihnen auch einige Zielkoordinaten zukommen lassen. Im wesentlichen handelt es sich um gut aus der Luft zugängliche Adressen der italienischen Justizverwaltung, außerdem um diverse Parteizentralen in Rom. Eine finanzielle Entschädigung wäre nicht nötig, jedenfalls nicht für mich. Aber wenn Sie eine Tochter im geeigneten Alter haben sollten, wäre es mir eine Ehre, ihr ein Praktikumsplatz in einer meiner Firmen anzubieten. Cari saluti! Silvio