Sehr geehrter Herr Al Hashash, Unsinn wird nicht dadurch richtig, dass man ihn oft wiederholt. Jeder Begriff hat eine Geschichte und die Bedeutung jedes Wortes wird durch den Kontext und die Intention seines ursprünglichen Gebrauchs bestimmt, nicht durch ethymologische und anachronistische Spielereien/Ablenkungsmanöver. Es reicht schon ein Blick in Wikipedia, um zu erfahren, dass der Begriff “Antisemitismus” von Judenhassern geprägt wurde, um ihre Ablehnung Juden gegenüber zu bezeichnen. Wenn Ihnen also der Inhalt des Begriff nicht passt, dann treten Sie doch mit Ihren sprachkritischen Anmerkungen in Korrespondenz mit seinen Erfindern. Aber selbst, wenn das möglich wäre, würde das die Rezeptionsgeschichte des Begriffs nicht ändern. Und egal, wie “Semit” definiert wird, kann ein Semit natürlich auch Anti-Semit sein - Selbsthass ist sowohl in der Psychologie des Individuums als auch in der Politik (zB Anti-Deutsche Bewegung) ein bekanntes Phänomen, und das würde umso mehr gelten, wenn man “Semit” als Sammelbezeichnung verstehen will. Darüber hinaus könnten Sie uns auch mal an Ihrer tragfähigen Definition von Semit teilhaben lassen: Sprachlich? Nur weil jemandes Vorfahren der arabisch-islamischen Kolonialisierung zum Opfer gefallen sind, macht ihn das zum Semiten? Genetische Abstammung von “Sem”? Ziemlich schwer zu verifizieren und kaum relevant für das aktuelle Fühlen und Handeln. In Wahrheit sind also “die” von Ihnen genannten Araber, die Sie gerne pauschal und grundsätzlich durch einen sprachlichen Winkelzug zur Verschleierung der Sachebene vom Vorwurf des Antisemitismus freisprechen wollen, kollektiv eher als Moslems denn als “Semiten” sachgemäß bezeichnet.
Seit 40 Jahren (vorher konnte ich noch nicht denken) frage ich mich: Was hat das kritische Beobachten israelischer Politik mit Antisemitismus zu tun?) Umgekehrt wird natürlich ein Schuh draus: Wer alles, was Juden tun, schlecht findet, wird auf Seiten der Palästinenser stehen, auch wenn er in seiner Freizeit auch noch islamkritisch ist (doch, das geht!). Also was jetzt? Darf man Raketen auf Schulen schießen? Oder ist das nur eine Ente? Dann habe ich mich eben geirrt (auch seit vierzig Jahren, schon bei Sjöwall/Walhöö findet man irgendwo den Vergleich von Steinewerfern und Panzern und steht instinktiv auf Seiten der minderbewaffneten). Nur - wieso ist der, der sich auf die Seite der einen Semiten stellt oder wenigstens Verständnis erheischt und die Mittel der anderen Semiten als überzogen ansieht (meinetwegen fälschlich) ein Antisemit und was erklärt das eigentlich und was hilft das eigentlich in diesem Konflikt? Krieg ist Scheiße, verfluchte Axt, es sterben Menschen. Und wer aus den sterbenden Männern und Frauen und Kindern Zivilisten und Soldaten und Terroristen und “unschuldige Opfer” macht - der ist ein Rassist. Der sagt nämlich, dass es für die eine Sorte Menschen ganz in Ordnung ist zu sterben und für die andere nicht. Wenn ich zwei prügelnde Kinder trenne, von denen das eine sagt: “Der hat angefangen”, sage ich: “Aha. Und du hörst auf” Anders geht es nicht. Ich weiß nicht, wer angefangen hat. Aber ich will, dass es aufhört. Und Broder reibt sich an einem unterirdischen Komiker, statt sich irgendwie wenigstens publizistisch gegen das Sterben auf beiden Seiten zu engagieren. Wer ihm dabei applaudiert, dem sollen die Hände abfallen.
Ich habe es schon oft geschrieben: Araber könne nicht antisemitisch sein. Sie sind Anti-Israel und vielleicht auch Anti-Jüdisch, aber wie kann ein Semit antisemitisch sein? Vielleicht ist es nur Semantik in den Augen vieler, aber das Wort als solches wird seit mehreren Jahrzehnten falsch benutzt. Kritik an der israelischen Regierung macht mich nicht zum Judenhasser, sondern ich kritisieren die Politik und nicht die Religion. MfG
So ein Unsinn, was Broder schreibt: Wenn ich etwas bewerte, dann nur das Verhalten von Menschen in Wort und Tat, und grundsätzlich pauschaliere ich nicht. Wenn ich von idiotischen Machthabern auf beiden Seiten eines Kriegsschauplatzes schreibe, dann meine ich NUR über die soziopathische narzisstischen Machthaber von den 2 oder mehreren Ländern. Dann bin ich überhaupt kein Antisemit. sondern übe gerechtfertigt Kritik an den Machthabern, und das nur aus einem einzigen Grund: Weil ich ein tiefes empathisches undogmatisches Mitgefühl für die zivilen Opfer und deren Angehörigen (vorallem Kinder) eines barbarichen teuflischen sadistischen Höllenkrieges habe, der nur von den verückten idiotischen tyrannischen Machhabern angezettelt wird, weil sie sich vorher nicht diplomatisch wie zivilisierte Menschen sich kooperativ mit Rspekt voreinander miteinander einig werden konnten. Nur dadurch entstehen Kriege. Sie reden von Gott, doch haben NULL Respekt vor KINDER und Menschen und Gott, denn wenn sie Kinder lieben würden, dann würden sie keine gegenseitigen idiotischen Kriege führen, wo sinnlos unschuldige Opfer abgeschlachtet werden.
Sehr geehrter Herr Broder Auch wenn ich mit Ihnen übereinstimme, dass eine obsessive Fokussierung auf den ungelösten Konflikt zwischen Pal. u. Isr. verbunden mit heftiger Kritik an Israel ein im Grunde recht treffsicherer Antisemitismusanzeiger ist (so wahrscheinl. auch im Falle D.H.), so bin ich doch skeptisch ob es wirklich angebracht ist, von jedermann eine buchdicke Stellungnahme zu allen Konflikten der Erde zu verlangen, bevor dieser jemand auch nur ein kritisches Wort etwa über die isr. Regierung verlieren darf. Insofern ist Ihre Definition zwar alltagspraktikabel aber doch nicht ganz ausgegoren und auch nicht hinreichend. Denn was ist etwa von Aussagen zu halten die objektiv in der Tradition antisemitischer Klischees stehen, von dem Betreffenden aber ohne den inneren Tatbestand des “den Juden übelnehmen” getätigt werden. Ist man dann einfach nur dumm ohne “antisemitendumm” zu sein?
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.