Vera Lengsfeld / 21.07.2016 / 07:35 / 11 / Seite ausdrucken

Was der Einzelfall von Würzburg nebenbei ans Licht bringt

Wie zu erwarten war, geht es nach dem Attentat von Würzburg mit voller Kraft ans Beschwichtigen. Als oberster Beschwichtiger betätigt sich Innenminister Thomas de Maizière. Der Attentäter sei ein Einzeltäter, der vom IS „angestachelt“ worden wäre. Es gäbe auf seinem Bekennervideo keine Hinweise auf eine „Anordnung“ des IS. Wie das Video aus der Wohnung der Pflegefamilie, wo es aufgenommen wurde, zum IS gekommen sei, wisse man nicht, dennoch gäbe es keine Hinweise auf eine Verbindung zum IS. 

Diese durch und durch verschwurbelten Aussagen hätte man in kommunistischen Zeiten „dialektisch“ genannt. Dass es ein Innenminister wagt, mit solchen Verdrehungen an die Öffentlichkeit zu treten, zeigt, für wie dumm er die Bürger hält. Sollen die glauben, dass die Bekennerbotschaft irgendwie ohne Wissen des „Jugendlichen“ zum IS gebeamt wurde?

Nachdem bereits feststeht, dass der Terrorist weder Afghane, noch unter seinem richtigen Namen registriert, noch minderjährig war, wird er in den Medien weiterhin als Jugendlicher oder gar Junge bezeichnet. Das klingt so schön harmlos und lenkt von der mörderischen Realität des Anschlags ab. Natürlich, das hat man inzwischen von den Pflegeeltern und deren Nachbarn erfahren, war der Terrorist, ein „unauffälliger, offener, netter Junge“. Wenn die von ihm Verletzten wieder lesen können, wird sie es sicher freuen, dass sie von einem netten Jungen attackiert wurden.

Verirrt im Grenzgebiet zwischen Amoklauf und Terror

Was den Terrorismus betrifft, sendet die Regierung zwei Botschaften aus: de Maizière versichert, es gäbe keinen Zusammenhang mit dem Flüchtlingszuzug nach Deutschland. Zwar schätze er die Terrorgefahr weiterhin hoch ein, es gebe auch "Hinweise auf Bezüge zum internationalen Terrorismus" unter den Flüchtlingen, aber  die hätten sich nicht als relevant herausgestellt oder müssten noch überprüft werden. „Es ist vielleicht auch ein Fall, der im Grenzgebiet zwischen Amoklauf und Terror angesiedelt ist.“ Mit offenen Grenzen kennt sich de Maizière inzwischen aus.

Einen Schritt weiter geht Kanzleramtsminister Peter Altmeier. Für ihn sind wir alle potentielle Terroristen. Alle Erkenntnisse aus den vergangenen zwölf Monaten deuteten darauf hin, dass die Gefahr des Terrorismus bei Flüchtlingen "nicht größer und nicht kleiner ist als in der übrigen Bevölkerung“, sagt er tatsächlich. Oder meinte Altmeier nur die linksradikalen Biodeutschen, die regelmäßig in Leipzig, Berlin, Frankfurt und anderswo Autos anzünden und Polizisten angreifen? Dieser Vergleich wäre dann wirklich eine Beleidigung für die mehrheitlich friedlichen Schutzsuchenden. Wenn es der Bevölkerung gelingt, ihre terroristischen Neigungen zu zähmen, gibt es bald keine Messer- und Beilattacken mehr, wenn man dem schwarzen Peter glauben darf.

Interessant ist auch die Enthüllung von Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen. Der Attentäter, teilt Maaßen mit, sei wahrscheinlich unter einer falschen Identität als Flüchtling nach Deutschland gekommen.“ Es spricht viel dafür, dass er sich unter falscher Identität gemeldet hat", sagte er am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin". Diese Praxis sei aber verbreitet und spreche nicht unbedingt für einen terroristischen Hintergrund. Viele Flüchtlinge hätten bei ihrer Einreise keine oder gefälschte Papiere.

Keine oder gefälschte Papiere sind jetzt völlig normal...

Die Bürger sollen es also inzwischen für völlig normal halten, dass tausende „Flüchtlinge“ nach Deutschland gekommen sind und weiter kommen, von denen niemand weiß, wer sie sind. Nach unseren Gesetzen kann nur Asyl beantragen, wer sich mit gültigen Papieren ausweist und seine politische Verfolgung glaubhaft machen kann. Wie soll das mit gefälschten oder ohne Papiere gehen? Der tägliche Gesetzes- und Verfassungsbruch ist für den obersten deutschen Verfassungsschützer so zur Normalität geworden, dass er gar nicht mehr sieht, dass er qua Amt gegen solche Zustände einschreiten müsste.

Das Würzburger Attentat hat in aller Klarheit gezeigt, dass Verfassung, Recht und Gesetz bei Angehörigen der politischen Eliten keine Beachtung mehr finden. Von vielen Medien wird das ebenfalls nicht als Problem betrachtet. Sie sehen nur noch eine Schwierigkeit darin, die Bevölkerung mit allem Mitteln dazu zu bringen, das als normal zu akzeptieren.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf meinem Blog "Freedom is not free"

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Leserpost

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Heinz Dieterich / 21.07.2016

Christoph Kaiser - ich fürchte, daß es nicht gar so einfach ist. Mit Sicherheit hatten viele der Flüchtlinge absolut keinen richtigen Plan, auf welche gesellschaftlichen Grundwerte sie hier in Europa wohl treffen werden. Und ihnen wurde von zweifelhaften Personen (z.B. Schleusern) völlig absurde Hoffnungen auf verschiedene Annehmlichkeiten (nennen wir’s mal so…) gemacht. Unzufriedenheit ließe sich so erklären. Auch haben sie ja ihr Herkuftsland meist Hals über Kopf verlassen. Das soll allerdings keineswegs eine Rechtfertigung für kriminelles Verhalten sein. Ich gehe auch davon aus, daß z.B. den mehrfach gemeldeten sehr wohl bewußt ist, daß sie Betrug begehen, wenn sie mehrfach Unterstützung unter verschiedenen falschen Identitäten kassieren. Andere gesellschaftliche Normen wiederum können sie evtl. noch nicht kennen, da sie unter einer ganz anderen Kultur mit anderen Werten aufgewachsen sind. Die müssen sie sukzessive lernen. Und da wird es noch sehr viel zu tun geben in den nächsten Jahren.

Dirk Jungnickel / 21.07.2016

Indem von Politik und Medien die Täter sowie die Fahndung nach ihnen absolute Priorität haben und ihre Anschlagsmotive möglichst verklausuliert in den Bereich der Psychopathologie transportiert werden, wird uns Sand in die Augen gestreut. In absurder “Toleranzweltsicht” sollen einer schon immer politische Religion - nichts anderes ist der Islam ( der Begriff Islamismus ist eine blauäugige europäische Erfindung) -  die politischen Zielrichtungen (z.B. die weltweite Gemeinschaft der Umma)  indirekt abgesprochen werden. Und den IS als eine Mörderbande islamischer Radikalinskis zu begreifen, wird ihm nicht gerecht. Aus ihm saugen Attentäter wie die von Nizza und Würzburg ihren ideellen Honig.Weder der psychische Zustand dieser Totschläger ist entscheidend noch ob es sich um direkte Aufträge des IS handelt. Die Wurzeln des Übels wuchern in Syrien und dem Irak.   Wie lange wird es sich noch hinziehen, bis der Westen begreift, dass nur ein radikales Vorgehen in einer konzertierten Aktion - selbstverständlich mit Bodentruppen -  gegen den IS unsere Werte, von denen so viel die Rede ist, unsere Freiheit und ein angstfreies Leben wieder herstellen könnte? Sicher: Leichter gesagt als getan. Mit Verschleierungen und ein paar Luftangriffen werden wir jedenfalls aus dem Schlamassel terroristischer Gewalt nicht herauskommen.

Christoph Kaiser / 21.07.2016

Vielleicht sollte Frau Merkel mal allen Asylsuchenden unmißverständlich klarmachen, daß wem es hier nicht gefällt, er doch ganz einfach dieses Land verlassen kann!

Mike Pan / 21.07.2016

Der Lothar d.M. war der, der den 2+4-Vertrag für die DDR unterzeichnet hat 1990. Der Thommy ist “nur” sein West-Neffe. Und Fakt ist eins: mit diesem Land wird es kein Ende nehmen ( glaube / hoffe ich ), auch wenn das Erwachen für viele sehr, sehr schmerzhaft werden wird ( befürchte ich ). Aprops Wahlumfragen: wer da noch irgendetwas glaubt, der ist auch sicher, daß der Klapperstorch die Babys bringt.

Martina Lakomy / 21.07.2016

Ich habe mich immer gefragt, warum meine Großeltern, die 1933 29 und 30 Jahre alt waren, nichts gegen das NS Regime unternommen haben. Wie so viele meiner Generation habe ich die KOnfronation mot der <generation gesucht, befeuert durch die 68 er Wende, die in den 70ern an den Schulen ankam. Immer wieder hörte ich, wir haben das nicht gewusst. Ich habe mir das nicht richtig erklären können, da ich, trotz Geschichtskenntnisse und auch großem Interesse an Geschichte, kein Vorstellung davon hatte, wie Regierungen in Vereinigung mit Medien ein Volk manipulieren können. heute bin ich mir sicher, ohne das Internet und die damit verbundene Möglichkeit auch nichtgesteuerte Medien zu konsumieren, würden wir alle nicht wissen, was auf uns zukommt. Zumindest heute kann tatsächlich niemand mehr sagen: Das haben wir nicht gewusst, und ihr da daraußen, die ihr erst alle so entsetzt tut , um dann unisono sofort jeden Mechanismus der Beschwichtgung gegen den Islam zu tätigen: Eines Tages werdet ihr gefragt, was habt ihr Euch dabei gedacht? Mal sehen, wer eine Antwort hat.

Werner Liebisch / 21.07.2016

Ich hatte die Tage mit einem Rettungssanitäter und Feuerwehrmann gesprochen der mir von einem Mann erzählte, der an 5 verschiedenen Stellen gemeldet war, mit jeweils anderen Namen. Er fuhr zum Geldkassieren zwischen den Stellen umher. Ich vermute dass das kein Einzelfall sein wird. Dann erzählte er, sie hätten einen syrischen Arzt gebeten, der seit mehr als 15 Jahren in Deutschland lebt und auch als Notarzt arbeitet, in einer Asylunterkunft zu übersetzen. Der Arzt kam raus und meinte ob sie ihn veräppeln wollten. Kein einziger sprach arabisch, fast alle kamen aus dem Balkan oder sonst woher. Da denke ich an die Leute die wegen kleiner Steuerdelikte fast ins Gefängnis wandern. Oder wenn ich beim Schwarzfahren erwischt werden würde, ich müsste zahlen, andere lachen die Kontrolleure aus. Wenn ich die TV Zwangsgebühren verweigere, wird bei mir gepfändet oder ich gehe in den Knast. Da frage ich mich schon, wo da die Verhältnismäßigkeit geblieben ist. Ich habe mir auch schon überlegt meine Papiere weg zu werfen, aber bei der nächsten Gelegenheit wird dann sofort die Polizei auftauchen.

Lars Bäcker / 21.07.2016

@Carsten Köllmann: Das macht’s auch nicht besser…

Joachim Kuhlmann / 21.07.2016

Und diese letzte Schwierigkeit, das der Bevölkerung alles als “normal” zu verkaufen, scheint ja (leider) auch sehr gut lösbar zu sein, wenn ich mir die Wahlumfragen so ansehe. Wenn aber in diesem Land alle Warnungen ignoriert, die massiven Probleme geleugnet und die wenigen mutigen Warner verfemt werden, lässt das leider nur einen Schluss zu: Es wird kein gutes Ende nehmen mit diesem Land.

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