@Hansjörg Schrade Ach ja, Glyphosat verbieten und alles wird gut. Das einzige, wo ich Ihnen im Ansatz Recht gebe, ist der Unsinn der Maismonokultur im Rahmen der Energiewende. Ansonsten, was glauben Sie, hat dazu geführt, dass z.B. in Afrika die Anzahl der hungernden Menschen abgenommen hat, obwohl sich die Bevölkerung in 50 Jahren vervierfacht hat. War das a) der biologisch dynamische Anbau mit Hilfe von kosmischen Einflüssen durch vergrabene Kuhhörner (bei Demeter nachzulesen)? oder b) intensive Landwirtschaft unter Ausnutzung von modernen chemischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln? Dass in der biologischen Landwirtschaft absolut bodenschädliche Mittel wie Kupfersulfat gespritzt werden, die beim Menschen zu Leberschäden führen, ist viel zu wenig bekannt, ist ja alles Öko. Wenn Sie Glyphosat und andere Mittel verbieten, hat das auch nachteilige Folgen für den Öko-Landbau. Die effektive Unkraut- und Schädlingsbekämpfung in der konventionellen Landwirtschaft erzeugt nämlich eine Art Herdenschutz für die biologische Landwirtschaft. Diese ist umgeben von einem konventionellen “Schutzwall”, der Schädlinge fernhält. Würden sich diese wieder vermehren durch Verbote von effektiven Mitteln, wäre der Öko-Landbau wirtschaftlich nicht mehr zu halten. Mehr wissenschaftliches Denken und weniger Ideologie wären eigentlich beim Thema Ernährung angebracht. Mit kosmischen Kuhhörnern lässt sich die Welt nicht ernähren!
Glyphosat wird in D hauptsächlich im Maisanbau eingesetzt und ist im Rest der Welt zwingender Bestandteil der Gentechnik - mit Gentechnik werden v.a. Sojabohnen gegen das “Total”-Herbizid Glyphosat resistent gemacht, dadurch wird die Unkrautbekämpfung in Soja stark vereinfacht. Ich weiß wovon ich rede: im Sommer ‘87 war ich in Iowa wochenlang im Einsatz mit ‘walking beans’, sprich manuelle Unkrautbekämpfung mit der Hand am Arm in den gegen andere Herbizide empfindlichen Sojabohnen. Tatsächlich würde ein Glyphosatverbot gleich mehrere Auswüchse und Probleme der Landwirtschaft bekämpfen, a) der durch Biogas-Mais in vielen Gegenden explodierte Pachtpreis würde wieder fallen; b) Mais als Entsorgungsfläche für durch intensive Tierhaltung auf Importfuttermittel-Basis zuviel anfallende Gülle wäre knapper c) die Fruchtfolgen würden wieder weiter, was Boden, Biodiversität und Grundwasser nützen würde. Es findet hier ein legitimer politischer, wirtschaftlicher Kampf statt. Ob die liberale Achse des Guten (!) sich hier einen Gefallen tut, wenn sie sich auf die Seite von Chemie, Massentierhaltung und Biogas (EEG-Zwangs-Boom!) stellt, wage ich zu bezweifeln.
Und was ist mit den Folgen der Energiewende, die uns eine Vermaisung ganzer Landstriche beschert hat mit katastrophalen Auswirkungen auf das Grundwasser? Allein der exzessive Anbau von Mais hat dazu geführt, daß Deutschland seit ein paar Jahren Getreide einführt und nicht mehr Überschüsse exportiert. Jetzt darf man mal überlegen, welche Folgen das Verbot von Glyphosat haben würde. Doch wie soll das den Grünen beigebracht werden, die für die Energiewende jedes Opfer für Mensch, Tier und Umwelt in Kauf nehmen?
Der Marktanteil biologischer Produkte im deutschen Lebensmitteleinzelhandel beträgt ca. 3%. Der Marktanteil an landwirtschaftlicher Berichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehprogrammen beträgt ca. 95% zugunsten sog. Biobauern und Biohöfe. Seit ca. Mitte 2011 (Fukushima und damit grünes Hauptthema weg) rollt in den öffentlich-rechtlichen Programmen eine regelrechte Hetzkampagne gegen fleischproduzierende Betriebe. Ein Veganer jagt dort den anderen. Ausserdem seien unsere Lebensmittel viel zu teuer und und und. Und ich schaue mir das alles an ohne etwas gegen diese ungezügelte fundamental-grüne Propaganda zu tun. Ach kann ich ja nicht. Verweigerung der “Demokratieabgabe” ist strafbar.
Alkohol und Benzin werden von der IARC als sicher krebserregend bewertet. Also verbieten? Kupferhydroxid als Fungizid in der modernen Landwirtschaft wie im Ökolandbau zugelassen ist krebserregend und giftig. Das Kupfer kann als Schwermetall nicht abgebaut werden. Müsste es nicht verboten werden? Der Kampf um Glyphosat hat also nichts mit dem Schutz der Gesundheit, dem Schutz der Natur zu tun. Er gilt allein dem Kampf gegen die Gentechnik, bedient gleichzeitig das Unbehagen, das viele Menschen einer Landwirtschaft gegenüber empfinden, ein Unbehagen das die Menschen rational nicht begründen können und das gar nicht der eigenen Erfahrung entspricht. Denn die Produkte dieser Landwirtschaft sind gesünder als die von vor 30 Jahren und sie schmecken gut.
Und wieder einmal wird etwas Lebenswesentliches durch die “Grünen u.a.” bei der “Würdigung” des Glyphosates “vergessen”: Wie vielen Menschen hat das Glyphosat seither das Leben gerettet (Hungertod) ? Nachweislich an Glyphosat hingegen ist noch kein Mensch zu Tode gekommen. Das ist die gleiche menschenverachtende Haltung unserer (heiligen) Ökologisten wie bei der Verteufelung von DDT (Malaria) oder “Golden Rice” (Vit-B-Mangel): Wie vielen Menschen könnte damit das Leben gerettet werden ! Und wie viele Millionen (!) Menschen sind wegen des Nichteinsatzes beider Möglichkeiten bereits umgekommen ?
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