Wir leben nicht erst seit 15 Jahren von der Substanz. Das sehen Sie noch zu optimistisch. Und wir sind in vielfältiger Weise zurückgefallen. Das ist nur so schlecht wahrzunehmen, weil wir uns unter einer großen Propagandaglocke befinden, die den Vergleich mit der Aussenwelt erschwert. Dazu kommt, das die Altparteien gewissermaßen Löcher ins Boot bohren und so das Absaufen noch beschleunigen. Merkel hat diesem Land eine zusätzliche Belastung nach der anderen aufgebürdet. Und alles Belastungen, die keine Redite bringen. Man muss sich das klar machen. Der Staat kassiert seit Jahren einen Steuereinnahmerekord nach dem anderen, und man denkt über weitere Steuererhöhungen nach. Und was haben wir für all das Geld bekommen? Jede Menge Sozialschmarotzer und einen Berg Opfer und Leichen. Sonst nichts.
“Weitgehend dieselben Leute machen weitgehend immer dasselbe und verbrennen Unmengen von Geld, für das andere Leute arbeiten müssen.” Nein, die Unmengen an Geld werden nicht verbrannt, sie wechseln den Beitzer. Das ist der Sinn des Geldes und Teil des Wirtschafts-Kreislaufs. Allerdings sollte von den neuen Besitzern ein entsprechender Gegenwert z.B. in Form von funktionstüchtigen Flughäfen, Bahnhöfen, Schulen, Brücken, Straßen, Wohnungen… geliefert werden. Aber ist nicht das massive Zurückfahren öffentlicher Investitonen ein Merkmal der Politik der letzten Jahre? Könnte es sein, dass deshalb Interesse daran besteht, die wenigen noch laufenden, mit öffentlichen Geldern finanzierten Projekte so lange wie möglich hinauszuzögern? Je länger diese Projekte laufen, um so größer wird ja auch die Menge des Geldes, welches dabei den Besitzer wechselt. Handelt es sich also um eine Art Darüber-Hinweg-Helfen der “leidenden” Unternehmen über die schwierigen Zeiten der “Schwarzen Nullen” und “Schuldenbremsen”? Ein weiteres Merkmal der Politik unserer letzten Regierungen ist aus meiner Sicht das Fehlen von Visionen. (Nein, ich meine nicht Halluzinationen. Daran gab es bei etlichen Regierungsmitgliedern leider auch keinen Mangel.) Jedenfalls so lange über eine Regierungsbildung verhandelt wird, muß diese (noch nicht existierende) Regierung auch nicht bekennen, wieder keinen Plan, kein Ziel geschweige denn eine langfristige Vision zu haben.
Ein kluger Artikel, Frau Heinisch, danke! Wir haben wichtige Entwicklungen verschlafen, schreiben Sie. Richtig, Schlaf ist wichtig und unerlässlich für Körper und Geist, nicht so aber Dauerschlaf. Und viele Menschen in unserem Land schlafen immer noch tief. Gut für die Mächtigen, die sie sehr nachhaltig sediert haben. Wären die Menschen wach geblieben, hätten sie so manche Gefahr rechtzeitig erkannt und entsprechend reagieren können. Ich vermute, Sie haben das Bild vom Reschensee sehr bewusst gewählt. Eine überaus gelungene Wahl, die auf ein Geschehen in der Vergangenheit hinweist. Dieser See entstand dereinst, als ein Dorf geflutet wurde und für immer in den Tiefen verschwand. Nur die Kirchturmspitze erinnert als stummer Zeuge noch daran. Vielleicht erkennt der eine oder andere Parallelen und sieht, dass auch über uns eine Flut hereingebrochen ist. Wer hat sie verursacht und zu welchem Zweck? Die Kirchturmspitze von Reschensee erinnert an ein Dorf. Was wird dereinst an unser Land erinnern?
Interessante Sichtweise, wir haben nicht die Misswirtschaft der DDR beseitigt, sondern diese ausgeblutet um unser System noch weiter am Leben zu erhalten. Ansonsten wäre das, was sich jetzt abspielt, bereits in den 90ern passiert, sei es der wirtschaftliche Abschwung, der damals nur durch das erschliessen neuer Märkte aufgehalten werden konnte oder das erstarken der rechten Kräfte wie DVU und Republikaner, dem durch die Wende Einhalt geboten wurde. Auch war die Verschuldung der DDR niedriger als die der BRD. Da sollte sich die Autorin vlt. doch einmal mit den Zahlen beschäftigen. Aber der “Besser-Wessi” in Form der Autorin zieht sich durch den ganzen Artikel und zeigt eindrucksvoll, woran es hapert. Der Grund für das jetzige Debakel und den Niedergang der BRD ist in der Arroganz der westdt. Macht- und Führungseliten zu suchen, die verbunden ist mit dem Glauben, man würde noch in der Profiliga spielen, obwohl man eigentlich bereits im Amateurbereich angekommen ist. Daher dürfte sich auch die Annahme als falsch erweisen, dass sich mit “neuem” Personal etwas ändern würde und Expertise von Außen helfen könnte. Diese Expertise gibt es bereits und die steuert das ganze Chaos, seien es Unternehmer oder Lobbyisten, die die Politschauspieler in die gewünschte Richtung lenken, um sich zu bereichern. Den benötigten Umschwung möchte mMn auch die Autorin nicht, denn dieser würde nur erfolgen, wenn man die Systemfrage stellen würde, was von allen Beteiligten auch dem “neuen” Personal nicht erwünscht wird.
Die Idee klingt gut, die “alteingesessene Politgarde” durch “frische Leute von außen” und Gremien ausgewiesener Experten zu ersetzen. Allerdings, die von der alten Politgarde ausgewählten und eingesetzten Regierungsbeamten (gem Rüttgers “die Arbeitsebene”) blieben uns erhalten, und auch die Lobbyisten würden das Feld nicht räumen; es liefe also wohl auf (auch) ineffektive und noch teurere Doppelbesetzungen hinaus. Übrigens sehe ich BER nicht als “d i e” Metapher für das heutige Deutschland, sondern als “e i n e”, und zwar nicht die aussagekräftigste. Eine aussagekräftigere Metapher für das heutige Deutschland ist meines Ermessens die Rheintalstrecke: Während die kleine Schweiz termingerecht den Gotthard-Basistunnel mit zwei Röhren zu jeweils 57 km und den höchstmöglichen Sicherheitsstandards termingerecht fertiggestellt hat, laboriert Deutschland, hier vertreten durch die DBAG, den Bund und das Land Baden-Württemberg, noch immer an der oberirdischen Zulaufstrecke zum o.g. Tunnel herum, wo zu allem Überfluss beim Bau jüngst auch noch ein sog. Trog eingebrochen ist mit langfristigen Zugausfällen und massiven Verspätungen. Die Politgarde führt also ständig “Europa” im Mund; die wirtschaftliche Basis hierfür, der Warenverkehr, leidet. Man könnte die Liste fortsetzen, z.B. bezüglich des schnellen Internet.
Sie haben da einen sehr treffenden Text formuliert. Haben Sie vielen Dank dafür. Wie jede Blüte welkt und jede Jugend; Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,; Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend; Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Auch die ersten Worte der “Stufen” passen gut in unsere politische Landschaft, denn Tugend und Weisheit sucht man in diesem Land schon seit langer Zeit vergebens. Leider werden jedoch die klugen und fähigen Köpfe weiter ungehört bleiben, leider werden wohl auch in Zukunft “Experten” Entscheidungen fällen, über die jeder an der Basis arbeitende Mensch nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen kann- und das in beinahe jedem Bereich. Die lebensferne Überheblichkeit, das nicht Wahrnehmen des Lebens an sich, das die Menschen praktizieren, denen wir ausgeliefert sind, wird sich weiter fortsetzen. Der Druck gegen tatsächliche Meinungsfreiheit wächst und wir, die einfachen Leute, die nie in irgendwelchen Geschichtsbüchern erwähnt werden werden, müssen uns immer mehr in unserer Freiheit einschränken lassen. Sie haben Recht: Wir leben von einer Substanz, die nahezu aufgebraucht ist. Augenscheinlich merken das die Menschen, die sich ihrer Verantwortung bewusst sein sollten, sich für das Wohl eines Volkes einzusetzen, nicht. Da wären wir wieder; bei der lebensfernen Überheblichkeit. Abschied hätten wir schon vor langer Zeit nehmen müssen; das Gesunden wird noch unsere Kindeskinder beschäftigen.
Ein nicht unwesentlicher Grund, warum so viele Ostdeutsche enttäuscht und verbittert, trotz höheren Lebensniveaus sind ist: Der Westen hat es gemeinsam mit den friedlichen ‘Revolutionären’ versäumt, sich aller, ich betone aller, Kader aus Politik, Wirtschaft, Medien, Armee, Polizei, Gerichtsbarkeit, Geheimdienst und Sport zu entledigen. Es frustriert noch heute große Teile der Bevölkerung zwischen Erzgebirge und Hiddensee, dass die einstige Nomenklatura in erklecklicher Zahl Unterschlupf in allen o.g. Bereichen gut und sehr gut bezahlten Unterschlupf gefunden hat. Von den Renten gar nicht zu reden. So berappt der Steuerzahler jährlich 3,4 Mrd. Euro für die Sonderrenten, die sich Armee-Polizei-Stasi- Angehörige, sowie Mitarbeiter des Partei- und Staatsapparates der DDR zu alten Zeiten selbst gut- geschrieben haben. Und wenn man dann noch einen politischen Redakteur eines ehemaligen SED- Bezirksblattes, der nach dem Zusammenbruch auch in der ehemaligen Feindpresse reüssierte, in einem Ausflugsort im Thüringer Wald mit einem 100 000€ SUV vorfahren sieht, ja dann freut man sich doch, wie gerecht es in dem Lande zugeht, in dem die einen gut und gerne leben, die anderen noch ein bisschen mehr.
Die dritte Möglichkeit wird ausgeklammert: CDU/FDP/AFD.
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