Vera Lengsfeld / 27.01.2015 / 12:09 / 19 / Seite ausdrucken

Warum (nicht) zu Pegida gehen?

Meine Rede auf der gleichnamigen Veranstaltung:

Alle sprechen über Pegida, aber kaum jemand spricht mit Pegida. Deshalb ist der heutige Abend so wichtig und ich danke Frank Richter und seiner Sächsischen Landeszentrale ausdrücklich für diese Initiative. Es ist für unser zukünftiges Zusammenleben wichtig, dass dieser Abend keine Eintagsfliege bleibt, sondern der Beginn eines notwendigen Dialogs ist, der bisher nicht stattfand, ja verweigert wurde.

Es sind wieder einmal bewegte Zeiten. Fragen brechen auf, die bisher unter der veröffentlichten Wahrnehmungsschwelle blieben.  Statt sich zu fragen, was diesen gänzlich unerwarteten Ausbruch von Pegida- Demonstrationen veranlasst, reagieren Politik und Medien mit hysterischer Ablehnung, bei der die Regeln des Umgangs in einer offenen Gesellschaft über Bord geworfen werden.

Das beginnt damit, dass die Abendspaziergänge “Aufmärsche” genannt werden, wider besseres Wissen der Eindruck erweckt wird, bei den Demonstranten handele es sich um Nazis, kurz, um es freundlich zu formulieren,  Desinformation auf allen Ebenen betrieben wird. Dabei wird nicht mit Spekulationen und Vorverurteilungen gespart, die den Eindruck erwecken, man wolle das herbeireden und   -schreiben, was den Unterstellungen entspricht, mit denen Pegida ununterbrochen konfrontiert wird. 

Als ein Asylbewerber an einem Dienstag tot aufgefunden wird, titelt die Huffington Post: “Toter nach Pegida- Aufmarsch”. Alle Artikel, die zum Thema veröffentlicht wurden,  schienen von dem Wunsch diktiert zu sein, der Mord möge bitte, bitte einen Pegida- Hintergrund haben. Als sich dieser Wunsch nicht erfüllte, gab es keine wahrnehmbare Scham über solche
Tendenzberichterstattung. 

Nein, heute erschien in der FAZ ein Artikel, in dem berichtet werden musste, dass der Mord von einem anderen Asylbewerber begangen wurde, dennoch mit der Überschrift: “Getöteter Asylbewerber: Schatten über Dresden” Wieso über Dresden? Nein, der Schatten liegt über den Medien, die immer hemmungsloser sich einer Gesinnungsberichterstattung hingeben, die mit den Realitäten kaum noch etwas gemein hat. Der Schatten liegt über Politikern, wie Jasmin Fahimi, Volker Beck, Heiko Maass, die mit anonymen Briefen, Anzeigen gegen die Polizei und indem sie mit der linksradikalen Antifa in einem Zug marschieren, Öl ins Feuer giessen, statt sich an die .Lösung der offensichtlichen Probleme zu machen.

Als Bürgerrechtlerin bin ich immer wieder gefragt worden, ob ich nicht der Meinung sei, Pegida missbrauche den Ruf ” Wir sind das Volk” . Meine Antwort: Nein, denn die 35 000 Menschen am vorletzten Montag in Dresden sind ebenso ein Durchschnitt der Bevölkerung, wie die 36 000 Teilnehmer auf der Montagsdemo in Leipzig, wo dieser Ruf geboren wurde.

Wenn zehntausende   Menschen, hinter denen kein Apparat und kein Staatsgeld steht, wie hinter den Gegendemonstranten, dann gibt es Probleme. Diese Probleme müssen gelöst werden. Das passiert aber nicht, indem man diejenigen, die auf die Probleme hinweisen, mundtot macht, wie es gegenwärtig mit geballter Staatsmacht und dem organisierten Aufstand von staatsabhängigen Subventionsempfängern versucht wird.

Es ist offensichtlich eine Bürgerbewegung entstanden, die nur deshalb rechts von der CDU verortet werden muss, weil die CDU ihre klassischen Positionen geräumt hat.

Die bürgerlichen Leistungsträger unseres Landes haben keine Vertretung mehr, deshalb artikulieren sie sich selbst. Die Politik hätte die Aufgabe, die Signale zu hören und zu reagieren. Wenn sie das nicht tut, macht sie sich überflüssig .

Nicht Pegida spielt mit dem Feuer, von Pegida hört man differenzierende Standpunkte, die man bei Politik und Medien so schmerzlich vermisst.

Mir und da weiss ich mich mit vielen Menschen einig, ist die “breites Bündnis” genannte Einheitsfront von oben suspekt, denn diese Einheitsfront geriert sich als erweiterte Antifa, mit linksextremistischen Stichwortgebern und ebensolchen Schlägertrupps, die eine immer breitere Spur der Verwüstung in der Gesellschaft hinterlassen, materiell und geistig.

Ich schliesse mit Ignazio Silone: Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: “Ich bin der Faschismus” er wird sagen: ” Ich bin der Antifaschismus”

Dieses Impulsrefferat zu der gleichnamigen Veranstaltung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung wurde am vergangenen Freitag in Dresden gehalten. Zu den Gästen im Publikum zählte auch SPD-Chef Sigmar Gabriel. Siehe hier.

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Kersti Wolnow / 27.01.2015

Liebe Vera Lengsfeld, vielen herzlicchen Dank für Ihre Gedanken, die auch meine sind. Ich bin 1989 aus der DDR-Diktatur geflohen, alles Angeschaffte zurücklassend. Ich sehe noch heute den Honecker zum 40. Jahrestag der DDR, man hatte wie heute keine Hoffnung auf Veränderung, wie heute. Ich verstehe die Schreier nicht, wir demonstrieren doch für ihre Zukunft, für die junger Menschen, die nicht sehen wollen, wer an der Einwanderung verdient, die nicht sieht, daß mit den Einwanderern die Konkurrenz auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt wächst. Ich werde, wenn es Pegida in HH gibt (wir sind am Basteln) ein Plakat anfertigen: Heimat, Tradition, Wahrheit, daran mangelt es jetzt.

Dirk Ahlbrecht / 27.01.2015

“...geballter Staatsmacht und dem organisierten Aufstand von staatsabhängigen Subventionsempfängern versucht wird.” Großartige Rede, Frau Lengsfeld - insbesondere der obige Abschnitt bringt es auf den Punkt. Ich bin der festen Überzeugung, dass noch viel mehr Menschen zu den bundesweiten PEGIDA-Demos kommen würden, wenn nicht jene Punkte, die Sie völlig zu Recht kritisieren, diese Leute abhielte. Viele Demonstranten, die zu den PEGIDA-Demos gehen haben doch häufig das Gefühl diese befinden sich in einer Zirkusarena:  Absperrgitter rund um den Veranstaltungsort und rundherum ein brüllender Mob, dessen einzige “Argumente” “Nazis raus!” sowie “Haut ab!” sind. Und wenn die Polizei die PEGIDA-Veranstaltungen nicht schützen würde, dann würde den PEGIDA-Demonstranten wohl noch schlimmeres zustoßen. Das demokratische Deutschland im Jahr 2015.

Maria Leuschner / 27.01.2015

Gestern, am 27. Januar, nach der Theateraufführung der Dürrenmattschen “Panne” im Kleinen Haus in Dresden, glaubte ich mich in die DDR zurück versetzt: Nach gehörigem Applaus kamen die Schauspieler nochmals auf die Bühne mit einem Papier in der Hand - ich ahnte schon Schlimmes. Ja, es wurde mit agitatorischem Timbre die “Weltoffenheit Dresdens” und deren Gefährdung bekannt gegeben. Es hätte auch die SED-Parteigruppe des Staatstheaters sein können!

Engelbert Gartner / 27.01.2015

Sehr geehrte Fr. Lengsfeld, mit dem was sie schreiben, habe sie aus meiner Sicht vollkommen recht. Bisher habe ich noch in keinem unserer “Qualitätsmedien” die Auflistung der 19 Forderungen von Pgida lesen können. ( und ich lese mehrere Zeitungen ) Wenn ich Kritikern von Pegida diese Liste präsentiere ( aus Wikipedia ) sind diese vollkommen überrascht uns sprachlos. Machen Sie weiter so. Mit freundlichen Grüßen Engelbert Gartner  

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