Henryk M. Broder / 21.11.2016 / 14:19 / 2 / Seite ausdrucken

Wal geht auf keinen Fall, das gäbe einen Aufstand

Wer eine Reise mit der „Ocean Diamond“ bucht, weiß, was ihn erwartet: Eine „Expedition“ im Retro-Stil, als man sich noch zum Abendessen umzog und „gediegen“ ein viel gebrauchtes Adjektiv war, etwa so wie „geil“ heute, aber ganz anders unterlegt. Man speist an großen runden Tischen, treibt Konversation an der Bar und trifft sich in kleinen Gruppen zu Vorträgen über Geologie, Geschichte und das Verhalten der Wale.

Die Reise zum Mittelpunkt der Erde fällt aus

Neun Tage und ebenso viele Nächte braucht das 125 Meter lange Schiff für maximal 225 Passagiere, um Island zu umrunden. Einmal von Reykjavik nach Reykjavik im Uhrzeigersinn. Mit dem Auto, auf der 1400 Kilometer langen Ringstraße, kann man es in drei bis vier Tagen schaffen. Aber Tempo ist nicht das, worauf es bei einer Bildungsreise ankommt: Der Weg ist das Ziel. Geschippert wird nachts, tagsüber ankert das Schiff in oder vor einem Hafen. Bei starkem Wind und Wellengang kann es passieren, dass die Passagiere nicht an Land können, dann muss zum Beispiel der Ausflug zum Vulkan Snaefellsjökull auf der Halbinsel Snaefellsnes, wo Jules Verne seine „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ anfangen ließ, abgesagt werden.

Dafür werden im nächsten Hafen vier „Expeditionen“ angeboten: Dorschangeln, eine Bootsfahrt zu den Eiderenten auf der Insel Vigur, eine Bustour zum Dynjandi-Wasserfall, der zu den schönsten des Landes zählt, und Kajakfahren in einem Fjord.

An Bord bleiben, nichts tun und entspannen

Es gibt aber auch eine weitere Option: an Bord bleiben, nichts tun und entspannen. Es sind allerdings nur wenige, die sich für diese Möglichkeit entscheiden. Dabei bietet ein Tag an Bord im Hafen die Gelegenheit, Menschen kennenzulernen, ohne die so eine Kreuzfahrt nicht möglich wäre, zum Beispiel den Kapitän. „Meine wichtigste Aufgabe ist es, die Passagiere zu unterhalten“, sagt Hans Söderholm, ein Finne aus der Hafenstadt Vaasa, der seit 34 Jahren zur See fährt, auf Cargoschiffen, Fähren, Kabellegern und auch auf Spaßdampfern wie der „Ocean Diamond“. Wer will, kann ihn auf der Brücke besuchen, sollte aber nicht allzu viel maritime Romantik erwarten. Der Raum erinnert eher an die Leitstelle in einem modernen Kraftwerk. Computer und Monitore, so weit das Auge reicht. Hier geht es weiter, barrierefrei.

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Leserpost

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Dirk Jungnickel / 23.11.2016

Danke für den launigen Reisebericht. Kleine Korrektur: Die trolligen Küstenvögel heißen nicht Papageientaucher, weil sie nämlich nicht nach Papageien tauchen, die im Allgemeinen unter Wasser nicht existieren,  sondern schlicht Papageitaucher weil ihr Konterfei an Papageien erinnert.

Wilfried Cremer / 22.11.2016

Hund geht noch weniger. (See)hundbaby schon gar nicht, auch nicht Flughundbaby downunder. Von wegen Kindchenschema. Wir wollen doch keine Assoziationen wecken bzw. den Kindersatz töten. Igitt.

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