Dirk Maxeiner / 14.12.2015 / 11:50 / 4 / Seite ausdrucken

Wahl in Frankreich: Über einen Pyrrhussieg

Der Wahlausgang in Frankreich wird allgemein als schwere Niederlage des Front National gewertet. Doch Sozialisten und Konservative haben diesen Sieg womöglich teuer erkauft.

Wer etwas längerfristig denkt und an einem weiteren Erstarken des Front National nicht interessiert ist, kann eigentlich nur bedauern, dass die Partei von Marine Le Pen nirgendwo in die Verlegenheit kommt, ihr politisches Programm in die Wirklichkeit umsetzen zu müssen.

Hätte es in einer Region für die Machtübernahme gelangt, käme jetzt der Realitätstest. Und der würde höchstwahrscheinlich zur Ernüchterung der Le Pen-Wähler führen.

Erstens weil eine neue Partei auch den Zwängen der Realpolitik und den Mühen der Ebene ausgesetzt ist. Und zweitens weil beispielsweise das Wirtschaftsprogramm eher dem von Linke und Attac entspricht. Damit ist kein Staat zu machen und keine einzige Reform. Doch ohne Reformen wird das wirtschaftlich schwer angeschlagene Frankreich nicht auf die Beine kommen.

Die Erkenntnis, dass an Reformen auch für den Front National nichts vorbei führen wird, unterbleibt nun bis auf Weiteres. Befreit von der Last praktische Politik machen zu müssen, kann der Front National weiter das wachsende Potential unzufriedener Franzosen einsammeln. 2017 wird es Marine Le Pen dann womöglich direkt in die Stichwahl zum Präsidentschaftsamt führen.

   

 

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Leserpost

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Peter Nuster / 16.12.2015

Vielleicht braucht es diesen völkischen Populismus, bis wirklich endlich jemand mal in seinem Land den Euro abschafft…

Jacek Berger / 15.12.2015

Stellen wir uns folgendes Szenario vor: 1 Bundesliga, letzter Spieltag. Schalke ist auf dem dritten Tabellenplatz, was direkte Championsleague Teilnahme bedeutet. Dortmund belegt Platz zwei mit 5 Punkten Vorsprung auf Schalke, auf Platz 4 ist Wolfsburg mit einem Punkt Rückstand hinter Schalke. Schalke spielt gegen die übermächtigen Bayern, Wolfsburg gegen Dortmund. Da die Dortmunder die Schalker nicht mögen verlieren die absichtlich gegen Wolfsburg, gleichzeitig schafft Schalke gegen die Bayern nur Unentschieden. In Folge davon qualifiziert sich Wolfsburg in die Championsleague, Schalke geht leer aus. Das ganze wird dann von einem Bild Reporter aufgedeckt. Das ist doch eine Schiebung mit möglichen Konsequenzen, wie Geldstrafen, Punkte Abzug, sogar ein Zwangsabstieg in die zweite Liga! In einem demokratischen Land ,wie Frankreich ist das selbe bei den Regionalwahlen passiert, und niemand regt sich darüber auf.

Dr. Ralph Buitoni / 14.12.2015

Tja, Herr Maxeiner, da sind Sie nicht ganz auf dem aktuellen Stand: der Front National zeigte sich inzwischen zumindest auf der kommunalen Ebene äußerst wirtschaftspolitisch geschickt, bzw. gar nicht populistisch - der Bürgermeister David Racheline aus Frejus wurde sogar zum Bürgermeister des Jahres gewählt! Gerade auf der kommunalen Ebene zeigte der Front National recht beeindruckend wie sehr “politische Unkorrektheit” mit wirtschaftspolitischer Vernunft und neuen Zukunftschancen einhergehen! http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/Wie-Frankreichs-Nationalisten-ihre-Kommunen-regieren;art1158781,3583447 Insofern ist das Panikbündnis zwischen Sozialisten und “Konservativen” durchaus logisch: nichts wäre schlimmer, als wenn der Front National die Möglichkeit erhielte, auf noch höheren Ebenen seine Kompetenzen und den Nachweis auszuspielen, dass “andere Politik” tatsächlich möglich und zukunftsfähig ist! Das Todesurteil für die alten leistungsfernen “Eliten” der Sozialstaatsära….

Frank Jankalert / 14.12.2015

Natürlich war diese Wahl keine Niederlage für die FN. Vorher waren sie nur in der Hälfte der Regionalparlamente vertreten, jetzt in allen, mit den 3-fachen Sitzen. Die Sache mit dem Scheitern an einer Regierungsverantwortung ist ein vielbemühtes Klischee und lässt sich leicht kontern, wenn die politischen Gegner seit Jahren völlig versagen. Dazu kommt, dass die FN in den wenigen Städten, die sie regiert, keinen Rückhalt verloren hat. Totzdem sehe ich die Wirtschaftspolitik der FN als linken Populismus, bis auf die Aufgabe des Euro. Das macht wirtschaftlich wirklich Sinn.

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