Thomas Rietzschel / 17.03.2016 / 17:05 / 2 / Seite ausdrucken

Vorwärts in die Vergangenheit! Mit Angela und Gregor

Wer sich noch fragen sollte, wohin die Reise Deutschlands unter Kanzlerin Merkel gehen wird, muss nur auf Gregor Gysi hören, um klarer in die Zukunft schauen zu können. Es sei an der Zeit, sagte er dieser Tage in einem Gespräch mit dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland", dem immerhin mehr als dreißig Medien angehören, es sei an der Zeit, über ein Bündnis der CDU mit seiner Partei, der LINKEN, nachzudenken. Auch die Christdemokraten müssten nun "springen", wenn nicht heute, dann spätestens morgen. Angesichts des Aufschwungs rechter Alternativen würde man sonst "historisch einen schweren Fehler" begehen.

Wie der Kaiser bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges will der einstige Frontmann der LINKEN, vormals bekannt unter dem Kürzel SED, "keine Parteien" mehr kennen. Die Christlich Demokratische Union Deutschlands ist für ihn zu einem respektablen Partner herangereift. Mit anderen Worten: Angela Merkel hat ganze Arbeit geleistet, sie hat einen guten Job gemacht. Es ist ihr gelungen, die CDU der alten Bundesrepublik so zu umzukrempeln, dass sich die Kommunisten jetzt vorstellen können, mit den Christdemokraten in ein Boot zu steigen, zunächst auf Landes-, später gar auf Bundesebene. Selbst die GRÜNEN würden dann vermutlich mit von der Partie sein. "Im Zweifel auch mit der Union", sagt ihr Fraktionschef Anton Hofreiter. "Deutschland, einig Vaterland", hieß es schon in der Nationalhymne, die das Politbüro der SED für die DDR dichten und komponieren ließ.

Vertraute Klänge für die amtierende Bundeskanzlerin, deren politischer Ziehvater Wolfgang Schnur ebenso wie Gregor Gysi einst mit der Stasi auf gutem Fuß stand. Damals bereits schritten die Parteien im Osten "Seit' an Seit'" auf dem Weg in ihre "neue Zeit". Später dann gerieten sie sich, von der Freiheit geblendet, in die Wolle. Manche sprachen von Demokratie. Nun aber, da das Volk drauf und dran ist, den Begriff gar zu wörtlich zu nehmen, hören wir die alten Lieder wieder klingen.

In der Not frisst der Teufel Fliegen; und die demokratischen Parteien des Westens suchen ihr Heil, indem sie sich auf die mediokren Modelle des Ostens besinnen. Als "Blockparteien" hoffen sie ihrem Untergang zu entgehen: gemeinsam gegen den Rest des Volkes. Über das nötige "Know-how" verfügt niemand besser als die kommunistisch erzogene Pfarrerstochter aus der märkischen Sandwüste. Gysi, der gewiefte Wortverdreher, weiß nur zu gut, was er von ihrer christlich getarnten Partei, von Kauder, Altmeier, Bouvier und anderen Hasenfüßen, unterdessen erwarten kann. Um der bloßen Demokratie willen wird keiner von ihnen sein Amt aufs Spiel setzen. Dann schon lieber mit den Wölfen heulen, und seien sie noch so rot.

Es steht Spitze auf Knopf. Entweder wir erleben mit Angela Merkel die historische Rolle rückwärts auf dem Weg in die Welt von gestern, wie ihn Gregor Gysi aufzeigt, oder das Volk zeigt der politischen Elite die Instrumente an den Wahlurnen, notfalls auf der Straße. Alternativen ergeben sich, wo sie gesucht werden.

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Leserpost

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Thomas Krefeld / 19.03.2016

Wir haben ein Zwei-Parteiensystem. Auf der einen Seite die SPCDUGrüneLinke. Auf der anderen Seite die AFD.

Joachim Fesefeldt / 17.03.2016

Sehr geehrter Herr Rietzschel, besten Dank für diesen Artikel.  Aus einer anderen Perspektive könnte man es aber auch so sehen:  Es hat sich - mehr oder minder schlagartig und aus vollem Galopp -  eine runde Wagenburg aus den etablierten Parteien gebildet um die die AfD nun kreist.

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