Henryk M. Broder / 29.04.2018 / 13:00 / Foto: Tim Maxeiner / 31 / Seite ausdrucken

Vorwärts Genossen, es geht bergab!

Es wird allmählich Zeit, einen Nachruf auf die SPD zu schreiben. Wenn es nicht bereits zu spät ist. Es könnte sein, dass die Beisetzung bereits stattgefunden hat, „im engsten Familienkreis“, wie es in Todesanzeigen oft heißt.

Bei der letzten Bundestagswahl kam die „Partei der kleinen Leute“ auf 20,5 Prozent der Stimmen, es war das schlechteste Wahlergebnis seit der Gründung der Bundesrepublik und das zweitschlechteste in der über 150jährigen Geschichte der Partei.

Heute dümpelt die Partei von Otto Wels („Wir sind wehrlos, aber nicht ehrlos!“), Ernst Reuter („Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!“), Willy Brandt („Mehr Demokratie wagen!“) in den Umfragen zwischen 17 und 19 Prozent, Tendenz fallend. Und nichts spricht dafür, dass eine Schubumkehr möglich wäre.

Der klägliche Zustand der SPD spiegelt sich nicht nur in den Wahlergebnissen wider, sondern auch im Innenleben der Partei. Daniel Friedrich Sturm hat in der WELT darauf hingewiesen, dass die SPD in den vergangenen 13 Monaten nicht weniger als fünf Parteitage abgehalten hat, „im Schnitt alle zwölf Wochen“ einen.

Ein verlorenes Fußballspiel wird neu angepfiffen

Und immer war von einem „Aufbruch“ die Rede, „einem Neuanfang“, als würde ein verlorenes Fußballspiel neu angepfiffen. Letzten Sonntag wurde die ehemalige Juso-Vorsitzende Andrea Nahles auf einem außerordentlichen Parteitag zur neuen Parteivorsitzenden gewählt. Nur 66% der Delegierten stimmten für sie, ein klares Misstrauensvotum. Nahles aber versprach, die SPD werde sich „in der Regierung erneuern“.

Ja, das wollen die Genossen wirklich: mitregieren und dabei neue Wege gehen. Seit Gerhard Schröder im September 1998 zum ersten Mal zum Kanzler gewählt wurde, hat die SPD sieben Jahre die Regierung geführt, mit den Grünen als Juniorpartner, und war acht Jahre an der Regierung beteiligt, als Juniorpartner der CDU.

Niemand kann behaupten, sie habe keine Chance gehabt, ihre Vorstellungen von einer „gerechten Politik“ umzusetzen. Wer aber ein eitles Großmaul wie Martin Schulz zuerst zum Parteivorsitzenden und dann zum Kanzlerkandidaten wählt, unterschätzt die Intelligenz der Wähler und wird abgestraft.

In den neuen Bundesländern kommt die SPD derzeit auf nur noch 13 Prozent. Daran wird auch die neue Vorsitzende nichts ändern. Vorwärts, Genossen, es geht bergab!

Zuerst erschienen in der Züricher Weltwoche

Foto: Tim Maxeiner

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Leserpost

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Bernd Klingemann / 29.04.2018

Das Wechselspiel der zahlreichen Parteivorsitzenden der SPD erinnert mich an die hektischen Trainerwechsel von Abstiegskandidaten in der Fußball-Bundesliga.

Björn M. Nagel / 29.04.2018

Seien wir mal ehrlich - und das sage Ich als alter Anhänger der SPD unter Oskar Lafontaine: Seit Gehrhard Schröder hat die Partei so ziemlich alle ihre Werte und Ansinnen verraten für die sie einmal Stand, ja an der Arbeiterschaft, ihre Kernklientel im Speziellen und am Bürger im Allgemeinen nichts ander HÖCHSTVERRAT betrieben. Was sie heute betreiben ist nichts anderes als das Glatte Gegenteil von dem was die SPD einst war: Sie leisten Beihilfe zu Beseitigung der Souveränität, Sicherheit, Wohlstand und der kulturellen Identität des Staatsvolkes. Und das, um dem ganzen die Krone aufzusetzen, tut die SPD mit einem solch blinden abscheulichen Hochmut, dass es einem die Wut schon zu den Ohren herauskommt. Jeder, der Teil einer Nation, eines Volkes ist, muss doch auf seine Regenten vertrauen können. Wie kann man aber noch einer SPD vertrauen, die goldene Bedingungen für wildfremde “Flüchtlinge” schaffen,  aber für die Eigenen Leute - also die, die dieses Staatswesen am existieren halten - gerade die Hölle auf Erden schafft. Der Deutsche wird Enteignet, zu Sklaven v. Wirtschaft und Migranten gemacht, während er alle Lasten und Konsequenzen tragen muss, während er seiner Souveränität, Bürgerrechte, der Früchte seiner (Lebens)Arbeitsleistung und dem Erbe seiner Ahnen schleichend doch unaufhaltsam beraubt wird, und mitansehen muss wie die Polit- und Wirtschafts-Eliten sich daran bereichern und - unter den Deckmänteln von “Humanismus” und “Demokratie” - Wildfremde Menschen (die sich großteils wie Barbaren verhalten) umverteilt! Totale Selbsterniedrigung der eigenen Zivilisation ist das. Ultimativ BÖSARTIGER wird es, wenn die SPD dann Teile ihrer eigenen Landsleute als Pack, Rassisten und schlimmeres Verleumden, Zensurgesetze erlassen, heimlich an einer Stasi für Soziale Netzwerke basteln um die Kritiker mundtod zu bekommen, Kriminalität und Barberei herunterspielen Die SPD müsste - wenn alles mit Rechten Dingen zuginge - heute selber vom Verfassungsschutz beobachtet werden!

Werner Kirmer / 29.04.2018

Will ja nicht über Namen lästern! A.Nahles ist Programm.

Rüdiger Fetthauer / 29.04.2018

Die SPD ist die Partei “mit kleinen Leuten“ - nichts als Karrieristen ohne Stallgeruch! Die führenden Gesichter dieser Partei sind mittlerweile Verliererfiguren, die nach X-Wahlschlappen immer noch die Folklore von Solidarität und Gerechtigkeit verbal reklamieren, in Wahrheit aber als Teile des “Juste Milieu” besoffen von der eigenen Wichtigkeit mit lebensferner Politik Ihre eigenen Pfründe sichern! Sie segeln mit Merkel auf Sicht ohne dem Bürger eine Aussicht bieten zu können!

Leo Lepin / 29.04.2018

Gut, die SPD wurde abgestraft. Aber ich habe meine Zweifel, ob wirklich so viele Menschen die Politik der Regierung, die ja von Grünen und auch von Linken unterstützt wird was die Migrationspolitik betrifft, ablehnen: Es haben nur rund 150 000 die Erklärung 2018 unterschrieben. Bei der Friedensdemo in Bonn in den 80er Jahren waren rund 300 00 dabei. Um die Erklärung zu unterschreiben braucht nicht übermäßig viel Mut. Man kann es bequem zuhause tun.

Emmanuel Precht / 29.04.2018

Ich finde die SPD ist nun auf einem guten Weg. In die Belanglosigkeit, das Ende ist nah(les). Wohlan…

Dr. Karl Wolf / 29.04.2018

Das Personal der SPD wirkt wie von der Resterampe, alles farbloser Durchschnitt.

Rudolf George / 29.04.2018

Frau Nahles versinnbildlicht die Probleme der SPD. Grundsätzlich möchte sie ihr Profil schärfen. Aber wie soll das als Fraktionsvorsitzende des kleinen Koalitionspartners gelingen? Sie ist komplett in der Merkelfalle, da sie die Regierung stützen muss. An der Opposition kann man sich zwar abarbeiten, das schafft aber wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Sie hätte in die Regierung eintreten müssen, was sich aber nach dem Schulzschen Saltomortale verbot. Gute Nacht liebe SPD, es war (nicht immer) schön mt dir.

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