Silvia Meixner / 12.02.2015 / 13:01 / 1 / Seite ausdrucken

Vorsicht vor den Finnen! Mit oder ohne Alkohol.

Silvis Culture Club (78)

Vor finnischen Männern wird gewarnt. Immer wieder, online und offline. Sie sollen viel trinken, zu viel, viel zu viel. Und dann wissen sie nicht mehr, was sie tun. Da hilft dann auch Schuhgröße 45 nichts mehr. Die hat Aulis Rävänder, der Held des neuen Romans von Arto Paasilinna („Der Mann mit den schönen Füßen“, 240 Seiten,18,99 Euro). Rävänder ist Reeder, wohlhabend, er hat eine Frau, zwei Kinder und eine tolle Wohnung in Helsinki – und eines Tages ist alles futsch. Die Gattin hat einen Liebhaber, der auf das schöne Nest spekuliert und sie möchte sich scheiden lassen. Für Aulis Rävänder ist das, wie für viele Männer – Alkohol hin, Alkohol her – eine große Überraschung. Dass er schöne Füße hat erfährt er erst, als er bei der Telefonseelsorge anruft. Er verwählt sich und landet bei Irene Oinonen, einer freundlichen Fußpflegesalon-Unternehmerin. Die meisten Menschen ärgern sich, wenn sie sich verwählen. Für den verlassenen Reeder hingegen ist es ein Glücksfall, denn Irene hat nicht nur Verständnis, sondern auch ein großes Herz.

Die eine heile Welt ist verloren, eine nächste lockt. Aber wie immer beim finnischen Schriftsteller Arto Paasilinna gibt es das alles nur nach einer skurrilen Achterbahnfahrt. Das macht seine Bücher so grandios. Frau weg, Geld weg, Schlepper weg (der Lebensinhalt Rävänders, besser als ein Auto!), da muss man erst mal den einen oder anderen trinken. Aber Irene sorgt dafür, dass der zeitweise hilflose Reeder wieder auf seine schönen Füße kommt. Der Liebhaber seiner Frau wird erpresst – der Noch-Ehemann hilft. Rävänder gerät in Lebensgefahr, kauft unverhofft ein riesiges, ausgestopftes Wildschein, wird Mittäter eine fröhlichen Entführung. Langweilig wird es dem Verlassenen jedenfalls nicht, dafür sorgt eine skurrile Runde von Erpressungsopfern und – immer wieder die Fußpflegerin. Silvia Meixner ist Journalistin und Herausgeberin von www.good-stories.de

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Hjalmar Kreutzer / 13.02.2015

Ja, ein wunderbares, optimistisches, verblüffendes, zum Staunen und zum Lachen und zum Beifallklatschen animierendes Buch, lesen, lesen, lesen! Wer sich noch mehr in dieser Richtung geben will, dem sei ein weiteres Buch empfohlen: “Nördlich des Weltuntergangs” Wie überleben die Finnen im Hohen Norden die EU, die Weltwirtschaftskrise, den 3.! Weltkrieg!, entledigen sich einer verirrten Atombombe, der Dorfschmied übt eine Bypass-Op an einem herzkranken Bären, um sie anschließend erfolgreich am Chef der Gemeinde auszuführen. Danach ist nur noch mal eben ein Asteroidenvolltreffer zu überstehen, der aber freundlicherweise die Erdachse etwas dreht, so dass die Finnen in Badehosen am See Weihnachten feiern können und gleich anschließend die zweite Frühjahrsbestellung ihrer Felder in Angriff nehmen. Ein wunderbarer Kontrast zu manchem elegischen, kulturpessimistischen Gejammere, was man sonst so liest.

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