Immer wenn in der deutschen Politik ein Führungstandem losradelt, kann man auf den baldigen Sturz wetten. Herbert Wehner und Willy Brandt, Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble, Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine – das politische Doppelpack endet in der Katastrophe. So jetzt auch bei Erwin Huber und Günther Beckstein…
Das Führungsduo der CSU stolpert von Fettnapf zu Fettnapf. Rauchverbot, Transrapid, Pendlerpauschale, Bayern LB. Was die beiden auch anfassen, es gerät zur Farce. Als hätten die Christsozialen gleich zwei Kurt Becks an der Spitze. Die CSU war über Jahrzehnte der Inbegriff von Regierungsfähigkeit, exekutivem Selbstbewusstsein und Haltung. Nun verliert sie nicht nur Kommunalwahlen und Umfragen. Sie verspielt ihr größtes Pfund: die Autorität.
Zum einen zeigt die CSU-Krise, dass Edmund Stoiber in mancherlei Beziehung viel besser war als sein Ruf. Er verband persönliche Integrität mit jenem bajuwarischen Spezial-Charisma der Gewissheit. Zum anderen erkennt man schon jetzt, dass Horst Seehofer trotz seiner privaten Eskapaden wohl der bessere Partei-Vorsitzende gewesen wäre, schon weil er die CSU aus dem Dunst des Oberbayrischen ins Licht einer größeren politischen Bühne geführt hätte. Er verkörpert es noch, jenes magische CSU-Pathos der Selbstverständlichkeit. Aber wenn Huber so weiter wurschtelt, kann das mit Seehofer ja noch werden.
Vor allem aber bestätigt sich die Grundregel der bundesrepublikanischen Machtarchitektur: eine Doppelspitze funktioniert einfach nicht. Die vermeintliche Männerfreundschaft ist eine einzige Tragödie. Von Adenauer und Erhard bis Westerwelle und Gerhardt sind es stets vergiftete Umarmungen, die den „Freund“ halten. Man wird den Verdacht nicht los, dass auch dieses bayrische „Tandem“, dieses „Doppel, zwischen das kein Blatt Papier passt“, dieses „starke Gespann“ am Ende tragisch endet – also mit dem Sieg des einen über den anderen. Oder, in diesem Fall wahrscheinlicher: mit dem Sturz beider.