Manfred Haferburg / 18.01.2017 / 20:51 / 0 / Seite ausdrucken

Vom „Schlawiner“ übers „Schlitzohr“ zum „Chefverkäufer“

Ich öffne die Welt-Online Seite und traue meinen Augen nicht. Da steht tatsächlich: „Wall-Street Schlawiner soll erklären, was Trump wirklich will“. Ein Artikel über Antony Scaramucci, den „Seibert von Donald Trump“. Ach hätte ich doch einen Screen-Shot gemacht.

Denn ich weiß wohl, was das Wort „Schlawiner“ bedeutet, schließlich ist meine Frau eine schöne Slowakin. Wikipedia hilft: „Es ist zu beachten, dass dies nicht notwendigerweise bedeutet, dass die so ursprünglich bezeichneten Hausierer slawischer Herkunft, denn zumindest Slowaken waren auch als Bezeichnung für Zigeuner im engeren – also Roma einschließlich der Sinti – oder weiteren – fahrendes Volk, was auch Juden und Jenische einschloss – Sinne gebräuchlich. Hausierer waren oft Roma, Juden oder Jenische.“

Uuups, die Welt auf politisch-korrekten Glatteis erwischt? Schließlich ist Scaramucci nicht nur ein erfolgreicher Banker, sondern auch ein aktiver Menschenfreund. Wikipedia: „He is an active philanthropist. He is a board member of Warrior Gateway,[26] Business Executives for National Security (BENS)[27] and The Brain Tumor Foundation.[5] In 2011, he was honored for his humanitarian efforts by Hedge Fund Cares at its 13th Annual New York Open Your Heart to the Children Benefit and Alicia Keys’ Keep a Child Alive 8th Annual Black Ball.”

Also „Alt-Pfeil-zurück“ zum Artikel – und wieder traue ich meinen Augen nicht. Jetzt heißt es plötzlich bei der Welt: Wall-Street-Schlitzohr soll erklären, was Trump wirklich will“. Und wieder hab ich Schlamperli keinen Screen-Shot.

Da gibt es doch bei der Welt wirklich noch helle Köpfe, die bemerken, wenn die politisch unkorrekten Pferde durchgehen, weil gerade gegen Trump und seine Entourage geritten wird. In diesem Sinne, liebe Welt: „Respekt“. Vom « Schlawiner » zum « Schlitzohr »

Da hilft nochmal Wikipedia: „Das seit dem 19. Jahrhundert belegte Wort „Schlitzohr“ bezeichnet redensartlich einen listigen, durchtriebenen Menschen. Das soll auf die Strafe für kleine Diebe und Betrüger zurückgehen, denen das halbe Ohr kupiert oder auch nur mit einem Schnitt versehen wurde, um sie zu zeichnen“ …  „Zweck eines Schandmales ist auf der einen Seite die Bestrafung selbst, die durch die öffentliche Sichtbarmachung soziale Diskriminierung miteinschließen kann“.

Uuups, gerade zwei Stunden später hat derselbe Artikel eine dritte Überschrift: „Der kuriose Chefverkäufer der Trump-Regierung“. Da ist der Chef vom Dienst aber am Zurückpaddeln. Könnte ja sein, dass er dem kuriosen Schlawiner-Schlitzohr demnächst in einer Pressekonferenz eine Frage stellen will. Und bei Trump-Leuten muss man mit allem rechnen. Also, liebe helle Köpfe von Welt: beim Trump-Bashing immer bei Wiki nachsehen, sonst verheddert Ihr Euch im Gestrüpp des politisch korrekten Neusprech.

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