Die „taz“ berichtet, dass die Oppositionszeitschrift „Grenzfall“ in der DDR wieder erscheint. Das ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einer freien Gesellschaft. Der „Grenzfall“ war insofern etwas Besonderes unter den Oppositionszeitschriften der DDR, als seine Redakteure bewusst auf den schützenden Hinweis „Nur für den innerkirchlichen Dienstgebrauch“ verzichteten. Somit war sie nach den Gesetzen der DDR illegal. Im Herbst 1987 hatte die Staatssicherheit versucht, einen Keil zwischen Opposition und Evangelische Kirche zu treiben. Ein Inoffizieller Mitarbeiter sollte dafür sorgen, dass auf der Druckmaschine der Berliner Zions- Gemeinde der „Grenzfall“ gedruckt wurde, damit die Staatssicherheit bei einem Überfall die Aktivisten der „Umweltbibliothek“, die sich unter dem Dach der Zions- Gemeinde befand, beim Druck einer verbotenen Zeitung erwischt werden sollten.
Der Plan ging schief. Der IM konnte wegen einer Autopanne die Matrizen nicht rechtzeitig zur Umweltbibliothek bringen. Seinen Führungsoffizier konnte er wegen fehlender Möglichkeit zu telefonieren, nicht benachrichtigen. So wurden gerade die legalen, weil angeblich „Nur für den Innerkirchlichen Dienstgebrauch“ bestimmten „Umweltblätter“ gedruckt. Zwar wurde aus dem missglückten Überfall die erste sichtbare Niederlage der Staatssicherheit, denn sie musste die Verhaftenten nach wenigen Tagen wieder frei geben. Es wurde danach für den „Grenzfall“ vorerst unmöglich , zu erscheinen. Nun waren die Schwierigkeiten überwunden. Es zeugt davon, wie stark sich die Opposition schon fühlte, dass eine Mitteilung über die Wiederaufnahme der Herausgabe einer illegalen Zeitung in den Westen gegeben wurde.
Während sich die Opposition des SED-Regimes einen wichtigen Freiraum zurückerobert hat, berichtet „Bild“ über die „Abrüstungsinitiative“ von Staatschef Honecker. Der hatte angekündigt, dass die Nationale Volksarmee um 10 000 Soldaten reduziert werden sollte. Ein genauer Termin wurde nicht genannt. Es blieb bis zum Ende seiner Regierungszeit bei der Ankündigung. Seine demonstrative Friedensliebe macht beim Springer-Verlag solchen Eindruck, dass im Hause laut darüber nachgedacht wird, auf die Anführungsstriche bei Nennung der DDR zu verzichten. Eine erstaunliche Instinktlosigkeit, die dem Verlag heute wenigstens peinlich sein sollte.