Das funktioniert allerdings in alle Richtungen, s. Empörungen konservativerer Geister über die EU, der sie gerne Maßnahmen zusprechen, die es gar nicht gibt oder die auf nationalstaatlicher Ebene stattfanden. Zuletzt das angebliche “Steinkrugverbot” und davor u.a. der Klassiker: die “Krümmungsverordnung” für Bananen.
Die Frauen, denen es gelungen ist, eine Schaulspielkarriere ohne die Zwangsbeglückung durch den Herrn Weinstein zu starten, sind hoffnungslos in der Überzahl. Seriöser Journalismus würde also danach fragen, was zu tun ist, um dem Machtmissbrauch durch den Bock von Hollywood und seine Geistesverwandten ohne gravierende Nachteile zu entgehen, statt dämliche “me too”-Propaganda zu forcieren. Übrigens ist der Machtmissbrauch in praktisch allen Wirtschaftsbereichen alltäglich. Sei es, das es um Selbstbedienung bei den Vergütungen geht, sei es, das es darum geht, sich die Verkürzung eines Arbeitsvertrages um ein Jahr mit 300 Millionen Dollar vergolden zu lassen, wie es meinem ehemaligen Chef gelungen ist. Am Anfang steht immer der Machtmissbrauch, danach folgen nur noch nahezu beliebig austauschbare Details.
Als ich in den 60er Jahren in der Schule in vorbildlicher Ausführlichkeit die Hitler-Jahre durchnehmen durfte, habe ich mich gefragt, wie es möglich ist, dass “Kauft nicht bei Juden” offenbar in Deutschland schnell Allgemeingut werden konnte. Heute, z.B. nach dem Terror um den AfD-Parteitag in Köln und andere Veranstaltungen dieser Art, weiß ich, wie einfach es ist, eine nahezu alle Bevölkerungsgruppen übergreifende Hetz- und Vernichtungskampagne zu inszenieren. Ich weiß nicht, ob ich mich nach diesen Erfahrungen auf meine noch verbleibende Lebenszeit freuen soll.
“Oder werden schlichtweg Täter gesucht, über die sich herfallen lässt, um der eigenen Leidenschaft Herr zu werden?” Das mag ein Grund sein. Ein anderer ist der Versuch der Ablenkung des gemeinen Wahlvolkes von wichtigeren Problemen - wie der immer noch weitgehend unkontrollierten illegalen Massenmigration und der damit verbundenen Zunahme der Kriminalität. Von den Kosten und langfristigen Folgen für unsere Gesellschaft ganz zu schweigen. Die MeToo-Kampagne ist dafür besonders gut geeignet: richtet sie doch wieder mal die Aufmerksamkeit auf die bösen alten weißen Männer und weg von den neu hinzugekommenen, bunten Vergewaltigern.
Zitat: “..., obwohl es schon mal vorgekommen ist, dass der AfD die Scheiben ihres Büros eingeworfen, Flüchtlingsunterkünfte angezündet wurden. An der Tagesordnung sind derartige Übergriffe nicht, noch nicht.” Ab wievielen Übergriffen auf AfD-Mitglieder, deren Eigentum und deren Parteieigentum wird es denn Tagesordnung? Wir können doch fast jeden Monat darüber lesen, wie AfD-Mitglieder einschließlich deren Familien angegriffen werden und deren Eigentum beschädigt wird. Es sind nicht “nur mal” ein paar Scheiben. Deutschland ist schon etwas weiter. Des Weiteren sollte man nicht einfach davon sprechen, dass “Flüchtlingsunterkünfte” angezündet worden sind. Die meisten wurden von den Insassen selbst angezündet und die wenigen anderen vor dem Bezug oder wurden warm saniert. Dieser zitierte Satz trägt im Subtext eine andere Deutung. Es sollte schon exakter formuliert werden.
Sehr geehrter Herr Rietzschel, vielen Dank für diese erstklassige Diagnose des real existierenden gesellschaftlichen Alltags! Ihr abschließender Satz “Klassenkampf in Zeiten der Dekadenz” trifft den N. auf den K.
Bravo. Danke für diesen Artikel.
Die den Diskurs bestimmenden weltweiten Kampagnen werden von international vernetzten, mächtigen Lobbyvereinen gesteuert. Sie bestimmen mittlerweile die Politik, die Wirtschaft und das gesellschaftliche Zusammenleben in weiten Bereichen. Mit druckvoller Lobbyarbeit, zielen sie auf Gefühle und üben damit einen Druck aus, dem man kaum noch ausweichen kann. Die Medien haben sich auf ihre Seite geschlagen. Diese Aktivisten sehen sich als Pioniere des Wandels und umgehen systematisch parlamentarische Entscheidungsprozesse. Ihre “Gemeinnützigkeit” sollte nach strengen Kriterien überprüft werden. Journalisten sollten verpflichtet werden, ihre Verbindungen mit Lobbyverbänden und Stiftungen offenzulegen. Vielleicht gelingt es dann wieder, der Sache, dem Abwägen von Argumenten, der Betrachtung der Realität zu ihrem Recht zu verhelfen. Jedenfalls ist es der Wahrheit nicht dienlich, wenn jede Behauptung z.B. eines Klimaaktivisten mit der Phrase eingeleitet wird: “Die Experten sind sich einig”. Das kann (und soll!) im Weinstein- und Paradise-Rummel schon mal untergehen.
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