Da fällt mir ein schönes Wort von Hannah Arendt ein: „Meinungsfreiheit ist eine Farce, wenn die Information über die Tatsachen nicht garantiert ist.“ Ist die Information über die Tatsachen in Deutschland garantiert? Nur, wenn man lange genug danach sucht! Was können wir uns glücklich schätzen, dass wir über das „Netz“ verfügen.
“Meinung setzt immer die Interpretation von Fakten voraus”. Absolute Zustimmung, Herr Matthes. Aber wie kommen Sie zu der Ansicht, dass Zeitung lesen oder das Radio einschalten Ihnen die notwendigen Fakten liefert? Man muss selbst bei kritischer Einstellung zum Internet doch konstatieren, dass man heute nur noch auf diesem Weg an die nackten Fakten kommt. Deren Interpretation, wenn sie überhaupt veröffentlicht werden, wird in der Mainstream-Presse doch schon geliefert. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich vermisse schmerzlich sachlichen Journalismus, von investigativem gar nicht zu reden. Sie brauchen persönlich soziale Medien weder zu lieben noch in Anspruch zu nehmen. Ihre Forderung nach Sperrung aller politischer Inhalte übertrifft ja den Plan von Herrn Maas noch! Ich bin einigermaßen fassungslos. Moderierte Foren! Ist Ihnen bewusst, was Sie da fordern? Kennen Sie die Willkür mancher Moderatoren? Mir fällt zu solcherlei Vorschlägen nur das Wort Zensur ein.
Aktualität heißt heute nicht mehr zeitnah, sondern zeitgleich. Daher diese Verhackstückung u.a. politischer Inhalte.
Sehr geehrter Herr Matthes, dies ist einer der besten Beiträge der letzten Zeit. Ich sehe in den “Sozialen Medien” eine Plattform der Befindlichkeiten bzw. der Befindlichkeitsstörungen. Dafür sind sie vielleicht auch ganz gut. Die ernsthafte politische Debatte gehört für mich in “echte Medien”, diese machen Arbeit und wollen zu Recht bezahlt sein.
“Wie wäre es, eine Zeitung zu lesen, das Radio einzuschalten, die Polit-Seite der eigenen Wahl im Internet zu lesen, mit seinen Freunden zu reden und seinen Gegnern?” Guten Morgen, Herr Matthes, haben Sie gut geschlafen? Und schön geträumt? Dann werden Sie jetzt bitte langsam wach und ziehen Sie die Vorhänge auf. Schauen Sie, was draußen passiert. Ich bin nicht bei Facebook, nicht bei Twitter, bin zu alt und zu altmodisch, vielleicht auch zu überheblich dafür, mag meine Zeit nicht damit vertun. Aber ich erlebe mit Entsetzen, wie die einst freie Presse immer mehr zu etwas mutiert, was mir aus der DDR nur zu bekannt ist, und was bewirkt, dass ich außer der Zeitansage, dem Wetterbericht und den Staumeldungen davon nur noch sehr wenig zur Kenntnis nehme. Die Politseiten meiner Wahl, zum Beispiel die “Achse” und “Tichys Einblick”, wurden bereits durch finanzielle Austrocknung bedroht. Ver.di ruft zur Bespitzelung auf. Das ist inzwischen die deutsche Wirklichkeit. Geht es Ihnen in den sozialen Medien um schlechte Manieren oder um falsche Meinungen? Fake News werden überall verbreitet, versehentlich oder absichtlich, das kann nur bei sehr offensichtlichem Unfug ein Grund zum Streichen sein. Und wie wollen Sie “politische Inhalte” eingrenzen? Wir nähern uns Zeiten, in denen ein Gespräch über Bäume…usw. Sie plädieren für Zensur, nichts anderes.
Sehr geehrter Herr Matthes, im Allgemeinen schätze ich Ihre Beiträge sehr. Aber in diesem Aufsatz, sind Sie mir einwenig zu verliebt, in Ihr eigenes Wort. Wen interessieren pH-Wert abhängige Zwitterionen ? Höchstens den Chemiker oder Arzt, der sich mit Aminosäuren beschäftigt. Ansonsten haben Sie mit dem Froschkonzert natürlich recht.
Danke für diesen Text. Nur eines im Speziellen: Ich befürworte nicht, dass politische Inhalte bei Facebook und co per se nicht zugelassen werden sollen. Ich habe in diesen Netzen auf der Metaebene soviel über Politik und Demokratie gelernt, wie nie zuvor. Demokratie ist keine garantierte Wohlfühlzone. Nie zuvor konnten sich so viele Menschen zu Wort melden. Will man wirklich nicht wissen, was die unterschiedlichsten Menschen früher auch schon im Freundeskreis oder allein vor dem TV-Gerät dachten und denken-fühlen, wenn sie wütend, verletzt oder überfordert sind? Provokationen sind auch als Gesprächsangebote zu werten. Also auch sprachliche Entgleisungen. Ich kann das gut aushalten. Mich kann man nicht beleidigen. Und ich mische mich ein. Versuche dabei (meist) zu deeskalieren. Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht. Es kamen gute Dialoge zustande. Wenige, aber immerhin. Schlechte Erfahrungen habe ich mit ICH BIN HIER gemacht. Diese Aktion der Amadeu Antonio Stiftung (?) gießt oft Öl in die lodernden Feuerchen. Grundsätzlich halte ich wenig von demonstrativem Zeichensetzen. Was ich sagen will: Wir selbst können viel zum sozialen Frieden beitragen, indem wir uns auf Augenhöhe einmischen. Gerade die Bildungsnahen versagen hier meiner Meinung nach auf ziemlich breiter Linie. Arroganz und Selbstgerechtigkeit wirken auf mich zerstörerischer als unbeholfene Hasspostings. Gehen wir liebevoller miteinander um! Was ich mir von Facebook aber wünsche, ist die Einführung des DISLIKE-Buttons. Für den schnellen Leser :-)
“Mit einer Sperrung der sozialen Medien für politische Inhalte käme auch der Diskurs wieder dorthin, wo er hingehört, in die Presse, in die Blogs, die moderierten Foren, in die öffentliche Diskussion, in das persönliche Gespräch.” - Sehr geehrter Herr Jesko, ich glaube auch nicht, dass man per Twitter allzeit und überall sofort seine Meinung zum Ausdruck bringen sollte - ganz im Gegenteil! Ich bin dafür, dass man nachdenkt und danach erst sich äußern sollte. Trotzdem ist das eine persönliche, freie Entscheidung, die man nicht unterbinden darf, wenn einem an der Offenheit des Diskurses gelegen ist, alles andere bedeutet eine Einschränkung der freien Meinungsäußerung. Unterbinden sollte man solches nur in einem Fall: im Fall der öffentlichen Einrichtungen, z.B. der Polizei, da hat Twittern meines Erachtens - außer in Form einer sachlichen Warnung in Notfällen - absolut nichts zu suchen.
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