Bernd Zeller / 04.11.2010 / 14:24 / 0 / Seite ausdrucken

Vergleichskultur

Man darf, auch wenn man nicht möchte, gespannt sein, wann jemand, vielleicht der Mercedes unter den Antisemitismusforschern, darauf kommt, bei der Naziphobie und den selbsternannten Antifaden dieselben Strukturen wie beim Feindbild Jude und dem Antisemitismus auszumachen.
Das Feindbild Nazi ist gleich dem Feindbild Jude gekennzeichnet von Vorurteilen und diffusen Ängsten, was zu Ausgrenzung führt. Ausgrenzung ist bekanntlich der Anfang von

noch mehr Ausgrenzung, und Anfängen müsste eigentlich gewehrt werden, doch wenn es um Nazis geht, hat die Mehrheit keine Probleme. „Nazis töten“ ist an Wände gesprüht zu lesen, ohne dass ein Aufschrei durchs Land ginge. Hier werden unverhohlen Menschen zu Bürgern zweiter Klasse gestempelt. Hysterisch sind die Reaktionen auf Jugendtrainer und Fahrschullehrer, die im privaten Kreis vielleicht rechtsradikal sind, wobei es weniger die echte Gefahr, die von ihnen ausgehen könnte, ist, sondern ihre Andersartigkeit, die sie zum Ziel von Anfeindungen macht.
Erschreckend sind auch die Ähnlichkeiten bei den Inhalten der Vorwürfe. Faschisten wollten die Gesellschaft unterwandern und ein eigenes Rechtssystem aufbauen, halten sich für die Elite der Menschheit, wollen auf fundamentalistische Art die Kultur kontrollieren und lassen keine anderen Meinungen zu, außerdem—Achtung!—seien sie bereit, zum Mittel des Terrors zu greifen, so die gängigen Auffassungen, die deutliche Parallelen zu den vormaligen Begründungen des Antisemitismus aufweisen. Dazu kommt im Falle des Nationalsozialismus ein Buch als Quelle, aus dem sich die Vorbehalte speisen. Dabei berufen sich die wenigsten Nazis auf „MK“, was aber die Feinde nicht davon abhält, dieses Buch als Beweismittel gegen sie zu verwenden, entsprechend den „Protokollen der Weisen von Zion“. Gern auch werden Abtrünnige und Aussteiger als Zeugen für die kruden Ansichten herangezogen.
Im Antisemitismus wie im Antinazismus werden den Objekten des Hasses alle negativen Eigenschaften und Schandtaten zugeschrieben, die man sich nur ausmalen kann. Dabei bleibt unberücksichtigt oder wird bewusst beiseite geschoben, dass es niemandem zumutbar ist, sich ständig von allem, was passiert ist, zu distanzieren, außer den Deutschen natürlich, die selbstverständlich eine Sonderstellung einnehmen.
Beides Gedankengut bedient sich gern der Aufklärung, der Frauenrechte und der westlichen Zivilisation als Keule und wird somit selbst fundamentalistisch.
In beiden Fällen sucht die Mehrheitsgesellschaft eine Identifikation und einen Zusammenhalt zu finden darüber, eine Minderheit zu diskriminieren, um sich selbst besser zu fühlen.
Wenn wir etwas aus der Geschichte gelernt haben, dann sollten wir aufhören, Nazis auszugrenzen. Das oder Ähnliches könnte demnächst auf Naziladen.de von Experten zu vernehmen sein.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Bernd Zeller / 16.10.2014 / 11:26 / 0

Fantoma und der Vampirbuddha

Anne Will wirkte angespannt. Ihre Talkrunde zum Thema „Alles Grün—Haben die Grünen ausgedient?“ verlief lebhaft zwischen den Diskutierenden Claudia Roth, Renate Künast und Kathrin Göring-Eckardt…/ mehr

Bernd Zeller / 12.09.2014 / 19:19 / 2

Hat sich die Wende überhaupt gelohnt?

Ein Auszug aus “Hat sich die Wende überhaupt gelohnt?Buchauszug: Der große Vergleich DDR—EU” Es ist nun schon wieder fünfundzwanzig Jahre her und bald noch länger,…/ mehr

Bernd Zeller / 21.09.2013 / 16:13 / 0

Systemtheorie auf die Bühne

Ich habe zwei satirische Einakter im Sitcom-Format und komme leider nicht dazu, sie selbst zu inszenieren. Gibt es unter den werten Lesern Interessierte, die die…/ mehr

Bernd Zeller / 31.08.2013 / 17:29 / 0

Die Satirewende kommt

Endlich gibt es Satire auch für Journalisten und andere sozial Schwache, nämlich gratis, monatlich und weltweit im Internet. www.pardon-magazin.de ist das Satire-Heft im paraktischen Online-Format.…/ mehr

Bernd Zeller / 02.04.2013 / 08:11 / 0

“Lost Merkel” - eine Leseprobe

Leseprobe aus meiner Satire “Lost Merkel”: „Sollen wir die Überwachungsvideos wirklich noch einmal anschauen?“ Mein Assistent pumpte sich noch eine Tasse Kaffee aus der Kanne.…/ mehr

Bernd Zeller / 09.11.2012 / 08:51 / 0

Bernd Zellers neuer Blog: Tagesschauder

Bernd Zeller posaunt seine kruden Ansichten zu aktuell-politischen Themen unter Missachtung journalistischer Standards nicht hinaus, sondern hinein, und zwar ins Internet im blog http://www.tagesschauder.blogger.de/ / mehr

Bernd Zeller / 29.10.2011 / 12:40 / 0

Ich habe einen Traum

Ein Grünenführer hat anlässlich des 50. Jahrestages der Auslieferung türkischer Arbeitswilliger an die deutsche Wirtschaft eine Quote für Migrationshintergründler im Staatsdienst gefordert. Wir sind gespannt,…/ mehr

Bernd Zeller / 27.09.2011 / 17:21 / 0

Wenn Nordkorea zu Deutschland gehören würde

Versetzen wir uns gedanklich mal in die frühen Neunziger und stellen uns vor, eine wachsende Zahl von Nordkoreanern migriere aus Nordkorea nach Europa und siedle…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com