Gastautor / 26.09.2015 / 14:30 / 0 / Seite ausdrucken

US-Wahlkampf: Scott Walker - Ende eines Favoriten

Nach dem absehbaren Ende der Präsidentschaftskandidatur von Rick Perry ist nun auch der einstige Favorit der republikanischen Partei Scott Walker aus dem Rennen ausgeschieden. Man kann wohl durchaus von Donald Trumps erstem richtigen Opfer sprechen. Aus diesem Grund beendete Walker seine Kandidatur auch mit dem Aufruf an seine Partei, sich hinter einem gemeinsamen Kandidaten zu versammeln, um Trump das Handwerk zu legen. Dies zu tun, empfand Walker als seine „patriotische Pflicht“.

Gründe und Ursachen

Natürlich hat das Ende einer Präsidentschaftskandidatur immer einen Hauptgrund und zwar Mangel an Unterstützung. Dieser setzt sich fort in schlechten Umfragewerten und führt zu weniger Spenden. Ein Teufelskreis, den Walker durch seine beiden mäßigen bis schlechten Auftritte in den TV-Debatten noch verstärkte. Der letztendliche Auslöser für dieses abrupte Ende war wahrscheinlich die Tatsache, dass seine Umfragewerte auf nationaler Ebene in den nicht messbaren Bereich gefallen waren, und ihn selbst in Iowa nur noch knapp fünf Prozent der Republikaner unterstützen würden. Wie Politico unter Berufung auf Walkers Kampagnenchef berichtete, war Walkers finanzielle Lage bereits vor den letzten Umfragen extrem angespannt. Dennoch waren wohl tiefer liegende Gründe ausschlaggebend für Walkers überraschenden und vor allem schnellen Niedergang.

Der erste Grund liegt im Aufstieg Donald Trumps und der anderen Außenseiterkandidaten. Anfang des Jahres dachte man noch, dass das schlechte Bild von Washington, das in der republikanischen Partei vorherrscht, dazu führen würde, dass ein Gouverneur die besten Chancen hätte, die Nominierung zu erhalten. Nun sieht es so aus, als sei es ein Nachteil, überhaupt ein politisches Amt auszuüben. Aber Walker verfolgte als Gouverneur von Wisconsin vor allem eine Strategie, die stark auf einen Sieg im Nachbarstaat Iowa ausgelegt war. Als er dort zugunsten von Trump und Carson stark an Zustimmung verlor, gab es sogar die Überlegung, die nationale Kampagne um 80 Prozent zurückzufahren und sich nur noch auf Iowa zu konzentrieren. Gerüchten zufolge, stand sogar die Idee im Raum, das Hauptquartier von Madison nach Des Moines zu verlegen. Aber auch das hätte man sich nach dem schwachen Auftritt in der zweiten Debatte wohl nicht mehr leisten können und es hätte wohl auch nichts mehr genützt.

Walker war zweitens aber auch handwerklich ein schlechter Kandidat. Er hatte den Höhepunkt seiner Unterstützung in der Partei sehr früh erreicht und selbst im Juli erzielte er noch sehr gute Umfragewerte, aber entweder war er einfach noch nicht bereit für die nationale Bühne oder er hat zu sehr versucht, keine Fehler zu machen und deshalb auch nichts wirklich gut gemacht. Immer wieder stand er wegen seltsamer Antworten auf Reporterfragen in der Kritik. Manche Fragen wollte er sogar überhaupt nicht beantworten, wie die nach seiner Haltung zu Ethanol, welches ein sehr wichtiges Thema im Agrarstaat Iowa ist. Spätestens seit er auf Trumps Vorschlag, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen, mit dem Vorstoß reagierte, er würde auch eine an der Grenze zu Kanada bauen, war er wohl für die seriösen Republikaner kein ernstzunehmender Kandidat mehr. Ein überzeugender und starker Auftritt in der letzten TV-Debatte hätten ihn wahrscheinlich trotzdem noch retten können, aber er blieb blass und unauffällig, und mit Fiorina triumphierte eine weitere Außenseiterin.

Auswirkungen auf die Vorwahlen

Walkers Abgang macht zunächst einmal sowohl finanzielle als auch personelle Ressourcen für andere Kandidaten frei. So hoffen vor allem Marco Rubio und Jeb Bush, einige Schlüsselpersonen aus Walkers Kampagne in ihr Team aufnehmen zu können. Von diesen Ressourcen wird Marco Rubio wohl am meisten profitieren können, da Bush schon sehr früh angefangen hat, eine sehr große Infrastruktur aufzubauen und auch finanziell bereits extrem gut aufgestellt ist.

Desweitern könnte Walker vor allem durch seinen Aufruf an die anderen Kandidaten das Feld frei zu machen, weitere Kandidaten ermutigt haben, besser heute als morgen aus dem Rennen auszusteigen und diese außergewöhnliche Vorwahlsaison den Anderen zu überlassen. Für die republikanische Partei bleibt zu hoffen, dass sich dieser Prozess jetzt beschleunigt fortsetzen wird, denn je länger Trump an der Spitze des Feldes bleibt, desto schlechter stehen die Chancen der GOP, das Weiße Haus zurückzuerobern. In diesem Punkt sind sich fast alle Kommentatoren einig.

Zuerst erschienen auf http://gunsandburgers.com

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