Peter Grimm / 21.09.2017 / 06:10 / Foto: Brylutherking / 17 / Seite ausdrucken

Belichtung: Fotografie ist rassistisch!

Die Diskriminierung lauert überall und manche Formen haben unentdeckt viele, viele Jahrzehnte überdauert. Zum Glück gibt es ja immer mehr aus üppigen Fördertöpfen besoldete Beauftragte, die mit dem Aufspüren neuer Diskriminierungstatbestände nicht nur die Welt besser machen können, sondern mit regelmäßigem Einkommen gleichzeitig ihren Lebensstandard verbessern. Und das zahlende Publikum, also die Steuerzahler, lernen Dinge, die sie bis dato nicht für möglich hielten.

Wer, außer besonders Engagierter, hätte gedacht, dass die Fotografie rassistisch ist. Also nicht die Bildinhalte, die von Fotografen in die Welt getragen werden, sind es, sondern die Technik der Fotografie an sich. Egal, ob alte analoge oder neue digitale Technik – sie ist rassistisch. Wenn Sie das nicht glauben wollen, dann fragen Sie doch eine ausgewiesene Wissenschaftlerin, die das klar herausgearbeitet hat.

Dr. Natasha A. Kelly arbeitet u.a. für das Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung und als Dozentin an der Berliner Humboldt-Universität. Sie ist Kommunikationswissenschaftlerin und Soziologin mit – wie es im Gunda-Werner-Institut heißt – „den Forschungsschwerpunkten race und gender“. Außerdem wird sie als „gewählte Hauptvertreterin der Europäischen Union im Landesbeirat für Integrations- und Migrationsfragen des Berliner Senats“ vorgestellt. Mehr Sachkunde geht ja fast nicht.

Frau Dr. Kelly hat nun bereits im Sommer in einem Interview den Stein ins Rollen gebracht, als sie bewies, dass es überall Rassismus gibt, auch dort, wo man ihn noch nie vermutet hat:

Rassismus betrifft alle Disziplinen und alle Fächer und es gibt große Wissenslücken diesbezüglich. Ich habe mich vor Kurzem mit einem Physiker über das Thema unterhalten. Er glaubte, dass Rassismus die Physik nicht betreffe. Doch er irrt sich. Wenn wir etwa die Technik der Fotografie anschauen: Die Belichtungstechnologie wurde für weiße Haut entwickelt. Das ist eine Normsetzung, wie es sie in zahlreichen anderen Bereichen auch gibt, ohne dass das vielen Menschen bewusst wäre.

Die Belichtung in der Fotografie ist also rassistisch? Warum? Weil weiße Haut stärker reflektiert als schwarze Haut? Das ist für die Fotografie zwar relevant, aber der Technik kaum anzulasten. Die Naturgesetze, die Sonne, Gott oder wer auch immer für diesen Umstand verantwortlich gemacht werden kann, ist vielleicht nach Dr. Kellys Maßstäben rassistisch, aber doch nicht die Technik, die mit diesen vorhandenen Vorgaben arbeitet, oder?

„Ohne zusätzliches Licht geht bei schwarzen Menschen nichts.“

So leicht darf man heutzutage einen Rassismus-Vorwurf nicht abtun, zumal wenn er von Dr. Kelly, also einer Wissenschaftlerin kommt. Deshalb setzte sich der Tagesspiegel damit auch ernsthaft auseinander und konnte Kellys These darin auch untermauern:

Für viele professionelle Fotografinnen und Fotografen sowie Filmschaffende ist es gar nichts Neues, dass Fototechnologie nicht neutral ist. Barry Jenkins etwa, der Regisseur des oscarprämierten Films „Moonlight“, sagte dem Tagesspiegel unlängst: „Technisch gesehen war das Kino immer schon auf helle Haut fixiert: Setlicht, Make-up, selbst die Filmemulsion, auf der Kinobilder über ein Jahrhundert lang festgehalten wurden. Dunkle Haut reflektiert das Licht anders als helle Haut. Um Reflexionen zu vermeiden, wird sie mit Puder zugekleistert.“

Auch im Zeitalter der Digitalfotografie sind Kameras auf weiße Personen eingestellt, wie Tagesspiegel-Fotografin Kitty Kleist-Heinrich sagt: „Ohne zusätzliches Licht geht bei schwarzen Menschen nichts.“

Auch hier könnte der in Sachen Rassismus unsensible Weiße noch einwenden, dass die unterschiedliche Reflektion heller und dunkler Haut nun einmal vorhanden ist und die Fotografie darauf nur reagieren kann. Aber das muss man im richtigen Kontext sehen:

Von Anfang an wurden die Filmchemie, die Entwicklungsverfahren und die Farbabmischung für Bildschirme auf das Weißsein als globale Norm ausgerichtet, schreibt Lorna Roth von der Concordia University in Montreal in einem Aufsatz von 2009. Schließlich dominierten Weiße die Entwicklung der Technik. Und Weiße waren diejenigen, die sich Kameras als Erste leisten konnten.

Wäre die Technik der Fotografie anders, wenn man Schwarze an ihrer Entwicklung beteiligt hätte? Diese Frage wird leider nicht beantwortet. Aber die Missstände sind nun einmal unübersehbar:

Auf Fotos von US-amerikanischen Schulklassen strahlen nur die Gesichter weißer Schüler, während die ihrer schwarzen Mitschüler fast mit dem Hintergrund verschmelzen.

Auch mehr Licht kann rassistisch sein

Unsensibel nüchtern technisch denkende Weiße könnten nun auf den Gedanken kommen, man müsse dann die dunkelhäutigen Mitschüler einfach besser ausleuchten. Doch auch das kann ein rassistischer Gedanke sein, wie der Leser des zitierten aufklärerischen Textes lernen kann. Beispielsweise habe Polaroid einst eine äußerst umstrittene Aufhellung angeboten:

Für das Apartheid-Regime in Südafrika baute die Firma aber einen „Boost“-Blitz ein, sodass auch schwarze Gesichter auf den Fotos klar zu erkennen waren – das Regime verwendete die Fotos für Pässe, mit denen es die schwarze Bevölkerung kontrollierte.

Am rassistischen Charakter des einstigen südafrikanischen Apartheidstaates besteht natürlich kein Zweifel. Aber ist – unabhängig vom Regime – der Gedanke, dass man dunkelhäutige Menschen auf Passbildern erkennen möchte, grundsätzlich verwerflich?

An den Naturgesetzen lässt sich bedauerlicherweise wenig ändern. Der Umstand, dass helle Haut das Licht stärker reflektiert als dunkle, ist derzeit durch keine vollkommen diskriminierungsfreie Beleuchtungs-, Belichtungs- oder Nachbearbeitungstechnik zu lösen. Der Unterschied wird immer ein Unterschied sein. Also müssen wir vielleicht unsere Sehgewohnheiten ändern. Vielleicht liegt der Diskriminierungstatbestand darin, dass wir ein unterbelichtetes Bild als mangelhaft, als falsch belichtet empfinden. Wir brauchen einfach mehr Akzeptanz gegenüber allem Unterbelichteten. Wäre das eine Lösung? Frau Dr. Kelly hat ja leider keine andere vorgeschlagen.

Wer nun weiterhin die Regeln der Fotografie beachten möchte und eine gewisse Unterbelichtungsintoleranz aus allein schon geschmacklichen Gründen auch in der heutigen Zeit noch für vertretbar hält, dabei aber unter dem wissenschaftlichen Rassismus-Vorwurf von Dr. Kelly leidet, dem sei dieser Artikel von heise-online empfohlen. Hier finden Sie blendenstufengenaue Argumente. Warum ich mir diese erspare? Ich sehe in dem Umstand, dass sich der Unterschied zwischen schwarzer und weißer Haut auch in der Fotografie widerspiegelt nichts Rassistisches. Rassistisch wäre es, daraus einen unterschiedlichen Wert der jeweiligen Menschen abzuleiten, nicht der Unterschied an sich. Warum wollen Antirasissmus-Ideologen lieber den Unterschied bekämpfen als dessen ideologischen Missbrauch? Vielleicht, weil es wirklich zu viel verlangt ist, dass Ideologen die Engstirnigkeit von Ideologien verstehen.

Dieser Beitrag erschien auch auf Peter Grimms Blog sichtplatz

Foto: Brylutherking CC-BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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André Dreilich / 21.09.2017

Ok, aus meiner Redaktionspraxis kenne ich für Fotos, auf denen mangels Kontrast nichts zu erkennen ist, den Schmähbegriff “Kämpfende Neger im Tunnel”. Meines Wissens fand dieser sich sogar in einem Journalistenhandbuch der spätern 80er Jahre. Heute undenkbar, aus lauter p.c. müsste es heißen “Mangels hinreichender Ausleuchtung unkontrasitert abgebildete alternativ pigmentierte Mitbürger”. Aber zurück in die heutige Zeit: Es gibt Dinge, die sind schwer zu filmen bzw. zu fotografieren: Meine leider dahingeschiedene pechschwarze Katze, eine verrußte Dampflock, ein Kleid aus schwarzem Samt ... und ja, auch Menschen mit sehr dunkler Haut. Wer daraus Rassismus ableitet, braucht wirklich mehr Licht ... in seinem Hirn.

Klaus Peter / 21.09.2017

Nur noch Kopfschüttel ! Und jetzt warten wir alle auf die ersten Fotoapparate/Kameras nur für Schwarze: CANON “Black Edition” oder wie ?? Und ja, Sie hatten selbstverständlich Recht, Herr Grimm, Gott ist rassistisch oder waren Adam und Eva etwa beide keine Weißen?  

Thomas Rießinger / 21.09.2017

Diese seltsame Dame ist “Kommunikationswissenschaftlerin und Soziologin”, das heißt, sie kann nichts außer leeres Stroh dreschen. Das Problem der Unterbelichtung ist hier wohl kein technisches, sondern ein geistiges.

Dirk Jungnickel / 21.09.2017

Als fotografierender Mensch habe ich den Beitrag mit Interesse gelesen. Möglicherweise hätten die Schwarzafrikaner ja in die Kameras von vornherein generell einen Aufhellungsblitz eingebaut, wenn sie die Fotografie erfunden hätten. Haben sie aber nicht. Jetzt plagen sich schwarze wie weiße Fotografen und Kameramänner vor allem dann mit den physikalischen Gegebenheiten wenn Weiße und Schwarze gleichzeitig im Bild sind.  Wenn Frau Dr. Kelly   mit ideologischer Besessenheit vermeint in der Foto - Physik Rassismus aufspüren zu müssen, dann gibt es nur eine Diagnose: Hochgradig unterbelichtet.

Barbara Nowak / 21.09.2017

“Vielleicht, weil es wirklich zu viel verlangt ist, dass Ideologen die Engstirnigkeit von Ideologien verstehen.” Dazu wußte schon Dieter Bohlen passend zu sagen: “Das Problem ist: mach einem Bekloppten klar, daß er bekloppt ist.”

Allan Foster / 21.09.2017

Langsam wird es albern. Mehr fällt mir da jetzt nicht mehr ein. Wissenschaft zum Selbstzweck.

Sven Kleb / 21.09.2017

Wir sind nur noch vom nackten Wahnsinn umgeben. Mittlerweile glaube ich, dass auffällige Persönlichkeitsstrukturen mit einem normalen IQ bewusst an Schlüsselpositionen gesetzt werden, um mit ihren völlig wirren Gedankengängen Gesellschaften zu destabilisieren.

Gerdlin Friedrich / 21.09.2017

Diese Leute sind scharf auf Rassismus, sie mögen Rassismus, es ist ihr “Geschäftsmodell”.  Natürlich können sie es nicht zugeben, sonst würde es als “Geschäftsmodell” nicht funktionieren. Rassismus soll es in dieser Gesellschaft nicht geben,  ist etwas, was den kulturellen Normen nicht entspricht,  auch wenn er untergründig vorhanden sein kann Sie sind auf Rassismus fixiert, sehen ihn überall, sind auf der Lauer nach Rassismu und wo er nicht ist, wird er behauptet, erfunden, hineinprojiziert. Sie schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe:  sie können ihren Rassismus pflegen, sich auf der Seite der “Guten” placieren und damit Geld und öffentliche Anerkennung gewinnen. Fakt ist, Schwarze haben die Fotographiertecnik nicht erfunden, die Technik nicht auf ihre Hautfarbe hin entwickelt. Warum sie das nicht haben ? Ja, vermutlich sind daran, wie immer, der Kapitalismus und der Kolonialismus schuld, die Ausbeutung durch Weisse, der Sklavenhandel, wobei bei letzterem, der ausgiebige muslimische immer besonders gerne ignoriert wird und auch vergessen wird, wer sonst noch so alles profitierte, man denke an die Königin Nzinga. Die Lüderitzstrasse im Afrikanischen Viertel im Wedding sollte aus kolonialismuskritischen Gründen umbenannt werden. Vorgeschlagen wurde der Name Nzinga, der Name einer afrikanischen Königin. Dass diese Königin auch Sklavenhändlerin war, war den kolonialismuskritischen Befürwortern der Umbenennung entgangen.  

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