Henryk M. Broder / 12.12.2012 / 21:37 / 0 / Seite ausdrucken

Und der Sieger ist…

Es sieht aus, als hätte jemand einen Wettbewerb für die dümmste Stellungnahme zur Lage im Nahen Osten ausgelobt und dem Sieger einen wertvollen Preis versprochen, vermutlich einen vierwöchigen All-inclusive-Aufenthalt in einer Wellness-Oase unter Leitung der Al Kaida im Norden von Mali. Die erste, die das Angebot annahm, war die Generalsekretärin der SPD, Andrea Nahles. Sie kündigte eine „strategische Partnerschaft“ zwischen der SPD und der palästinensischen Befreiungsbewegung Fatah auf der Basis „gemeinsamer Werte“ an, als da wären: „Freiheit, soziale Gerechtigkeit, Demokratie, Gleichheit und Achtung von Minderheiten“, lauter Werte, für die Name „Fatah“ zum Markenzeichen geworden ist.

Es dauerte nicht lange, und Claudia Roth, die neu-alte Vorsitzende der Grünen, nahm den Faden auf. In einem Interview mit dem Morgenmagazin der ARD forderte sie Israel auf, „Verhandlungen mit dem pragmatischen Teil der Hamas“ aufzunehmen. Mehrere Anfragen bei Frau Roth, wo der „pragmatische Teil der Hamas“ zu finden wäre, blieben von ihr unbeantwortet.

Die Statements der beiden Top-Frauen aus dem rot-grünen Lager müssen eine geradezu euphorisierende Wirkung auf den Fraktionschef der CDU, Volker Kauder, gehabt haben. Er überlegte, wie er sie toppen könnte. Dann hatte er eine Idee. „Die Saudis mögen selbst judenfeindlich sein, aber sie sorgen auch dafür, dass der Iran die Juden nicht ins Meer treiben kann“,  erklärte er in einem Interview mit der Welt am Sonntag.

Die meisten Deutschen sind damit überfordert, zwischen Juden, Israelis und Israeliten zu unterscheiden. Kauder macht da keine Ausnahme. Was er sagen wollte, war: „Die Saudis sorgen auch dafür, dass der Iran die Israelis nicht ins Meer treiben kann.“ Das wäre zwar begrifflich richtig, aber dennoch vollkommen falsch gewesen. Worauf es Kauder ankam, war etwas ganz anderes: Er wollte den Verkauf deutscher Panzer an Saudi-Arabien rechtfertigen. Zu sagen, es gehe um ein Milliardengeschäft, wäre zu banal gewesen, denn die Bundesrepublik hat sich verpflichtet, keine Waffen in Spannungsgebiete zu liefern. Es sei denn, zum Schutz der „Juden“, die von den Deutschen zwischen 33 und 45 sich selbst überlassen wurden.

Damit hat Kauder sowohl Frau Nahles wie Frau Roth souverän geschlagen. Der Wettbewerb ist entschieden.

Erschienen in der Weltwoche vom 13.12.12

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Henryk M. Broder / 03.04.2024 / 12:00 / 120

Kein Freibrief von Haldenwang

Von „Verfassungshütern“ wie Thomas Haldenwang geht die größte Gefahr für Meinungsfreiheit und Demokratie in unserem Land aus. Wenn die Bundesrepublik eine intakte Demokratie wäre, dann…/ mehr

Henryk M. Broder / 12.03.2024 / 14:00 / 62

Christian Wulff: Liechtenstein? Nein, danke!

Unser beliebter Ex-Präsident Christian Wulff hat Angst, Deutschland könnte auf das Niveau von Liechtenstein sinken. Das kleine Fürstentum hat auf vielen Gebieten längst die Nase…/ mehr

Henryk M. Broder / 07.03.2024 / 16:00 / 19

Aserbaidschanische Kampagne verhindert Armenien-Debatte

Eine in Berlin geplante Buchpräsentation und Diskussion über bedrohtes armenisches Kulturgut konnte aus Sicherheitsgründen nur online stattfinden. Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP)…/ mehr

Henryk M. Broder / 04.03.2024 / 14:00 / 23

Michael Blume: Vom Zupfgeigenhansl zum Ersten Geiger?

In der Dienstzeit des Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume hat die Zahl antisemitischer Straftaten in Baden-Württemberg erfolgreich zugenommen. Aber der Mann hat andere Sorgen. Ende Dezember letzten…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 12:15 / 35

Eilmeldung! Herr Schulz ist aufgewacht!

Im Büro der Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann war nach einem Bericht von Achgut.com die Luft heute morgen offenbar besonders bleihaltig. Richtet man…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 06:00 / 125

Frau Strack-Zimmermann hat Cojones, ist aber not amused

Es spricht für Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ), dass sie mein Schaffen verfolgt. Deshalb hat sie noch eine Rechnung mit der Achse offen. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) hat…/ mehr

Henryk M. Broder / 22.02.2024 / 10:00 / 80

No News aus Wolfsburg in der Tagesschau

In Wolfsburg stellt sich der VW-Chef auf die Bühne, um Weltoffenheit zu demonstrieren. Die Belegschaft hat derweil andere Sorgen. Die Tagesschau meldet, auch an diesem Wochenende hätten tausende…/ mehr

Henryk M. Broder / 18.02.2024 / 11:00 / 57

Eine Humorkanone namens Strack-Zimmermann

Ja, wenn einem deutschen Politiker oder einer deutschen Politikerin nichts einfällt, irgendwas mit Juden fällt ihm/ihr immer ein. Dass immer mehr Frauen in hohe politische…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com