Mich erinnert die Szenerie an zwei Dinge: einmal den Reichstagsbrand, der ja einem anderen Diktator Grund für diverse Maßnahmen gab und zweitens an “Säuberungsaktionen” eines weiteren Diktators, ebenfalls aus einem europäischen Land. Vielleicht hilft die Erwähnung des Namens Stalin weiter.
Ein Land, in dem solches möglich ist, möchte ich nicht in der EU haben (so diese denn weiter bestehen wird…) Ich möchte auch nicht, dass die Bürger eines solchen Landes visafrei die Länder der Rest-EU bereisen dürfen. Beides ist zwar (noch) nicht Realität, aber kürzlich schrieb schon jemand in einem unserer Zentralstaatsorgane (vulgo “Qualitätspresse”) von einem “Putsch in einem europäischen Land”... (Anmerkung: 3% europäisch, 97% asiatisch) Darüber hinaus würde mich interessieren, für wie verlässlich die NATO einen Mitgliedsstaat und Bündnispartner hält, in dem ein solcher - wenn auch gescheiterter - Militärputsch möglich ist?
Mich erinnert das ganze Vorgehen fast bis in jedes Detail an seinen Ex-Nachbarn Saddam Hussein, der ja immerhin genauso demokratorisch die alleinige Macht eroberte und den letzten Putschversuch gegen ihn zur wirksamsten Säuberung und seine öffentlichen Tribunale nutzte. Aber im Westen jammern ja inzwischen auch wieder immer mehr Demokraten selbst ihm hinterher, weil er angeblich für “Ruhe” sorgte, was zwar korrekterweise “Ruhe für Europäer” bedeutete, während unter den Irakern nur die sunnitische Minderheit ihrem Clan-Chef nachtrauert, und heute mehrheitlich wieder der IS (Dash) anhängt. Es ist nicht zuletzt dieser naive Glaube, das Demokratur als solche - quasi “automatisch” - zu Recht und Freiheit führte, ist sie allein doch auch nicht mehr als die Diktatur der größten Kaste im Land - auf Kosten aller anderen. Aber das hat bei uns inzwischen ja selbst (mal wieder) Konjunktur. Der sog. “Volxwille” hat ja auch hier einige Tradition. Wer braucht schon Recht und Freiheit, wo wir doch den demokratorischen “Volxwillen” haben?!?...
Die Parallelen zu Hitler finde ich interessant. Vor allem die aus unserer Sicht merkwürdig anmutende Tatsache, dass das türkische Volk mit großer Mehrheit hinter Erdogan steht. Hier können wir gewissermaßen einen Blick auf unsere eigene Geschichte werfen. Auch unsere Vorfahren haben mehrheitlich “Heil Hitler” gebrüllt und befunden, dass Hitler ja soviel gutes voran gebracht hat (Arbeitslosigkeit beseitigt und Nachschubwege (Autobahnen) gebaut, usw.) . Das gilt auch für viele der später selbst ernannten “Widerstandskämpfer”. Man fragt sich, wieso die Türken nicht erkennen, wofür sie sich da entscheiden. Spätestens jetzt muss sich Erdogan nicht mehr verstecken und redet und handelt ganz offen. Nach der Entscheidung, mehr als 2500 Richter von jetzt auf gleich kaltzustellen, wird der Rechtstaat zum Willkürstaat, und die Leute jubeln.
. . . und mit Bestürzung war am Samstag festzustellen, wie sich hupende, gröllende, mit Türkeifahnen bewaffnete türkischstämmige Angehörige der bereichernden 3. Generation (W. Schäuble) als offenkundige Erdowahnanhänger über die Straßen Kölner Vororte bewegten. Schon äußerst interessant, wie diese Bereicherung im politischen Leben aussieht und welche Gefahren von einem hier in Deutschland wahlberechtigtem Teil der Migrantenbevölkerung hinsichtlich Demokratieverständnis ausgeht - oder gilt der Herr R.E. bereits auch als lupenreiner Demokrat? Die peinlichen Äußerungen der Merkel oder des Obamas lasen es schon fast vermuten.
Dass ein Autokrat nach fehlgeschlagenem Umsturzversuch blutige Rache schwört, die Todesstrafe wiedereinführen will und nun Leute auf vorbereiteten schwarzen Listen inhaftieren lässt war erwartbar. Dass Frau Merkel sich, nachdem klar wurde dass der Putschversuch gescheitert war, in peinlichen Ergebenheitsadressen gen Sultan geradezu überschlägt - ebenso. (Diese Person kann mich nicht mehr negativ überraschen, da die Talsohle seit längerem erreicht ist.) Tief enttäuscht hingegen hat mich die Organisation “Reporter ohne Grenzen” welche nicht mit schärfster Kritik spart, um die nun in den Kerkern einsitzenden Meuterer wegen Eingriffs in die Pressefreiheit zu rügen (wegen der kurzfristigen und dilettantischen Besetzung des Fernsehsenders TRT1), und zugleich ihre Zufriedenheit darüber äußert dass in der Türkei die -so wörtlich- “demokratischen Kräfte” obsiegt hätten. Die Türkei liegt in der von ROG selbst erstellten Liste der Pressefreiheit auf Platz 151 von 183. Das sind also die “demokratischen Kräfte” welche “Reporter ohne Grenzen” bejubelt. Die in der Türkei wegen Regierungskritik inhaftierten Journalisten müssen sich verraten und verkauft vorkommen! Wahrscheinlich wäre auch die Stauffenberg Gruppe schärfstens kritisiert worden für ihre Taten am 20.Juli, hätten sie das Göbbelsche Rundfunkhaus wie geplant am Senden gehindert.
Die angekündigte Säuberungsaktion des türkischen Miltärs bezieht sich sicher nicht nur aufs Panzer waschen.
Hier ist übrigens Erdogans gestrige Flugroute: https://www.flightradar24.com/data/flights/tk8456/#a5a3952 Um etwa 21:19 (deutsche Zeit, 23:19 UTC) begann seine Gulfstream 4 ein Paar Schleifen zu fliegen…
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