Thomas Rietzschel / 15.11.2016 / 09:04 / Foto: Marcus Quigmire / 13 / Seite ausdrucken

Trump verdirbt die Preise

Das schlägt dem Fass den Boden aus. Nicht genug, dass Donald Trump Frauen und Ausländer verachtet, keine islamisch motivierteren Terroristen in Amerika dulden will, nicht genug auch, dass Frank-Walter Steinmeier den Mann als  "Hassprediger" enttarnen musste, jetzt will er obendrein noch auf das Gehalt verzichten, das ihm als gewähltem Präsidenten der USA zusteht, umgerechnet 370.000 Euro jährlich, und sich mit einem symbolischen Dollar pro Jahr begnügen.

Eine Unverschämtheit, über die SPIEGEL Online (SPON) nur entsetzt berichten kann. "Das Gehalt eines US-Präsidenten", lässt uns die Redaktion wissen, "ist für Trump offenbar nicht der Rede wert". Was an der selben Stelle über die Geldgier des "Multimilliardärs" zu lesen wäre, würde er das Salär einstecken, mag sich jeder selbst ausmalen. Unsererseits können wir den wachsamen Redakteuren des Qualitätsmediums nur dankbar sein, dass es ihnen wieder einmal gelungen, den Finger in die Wunde zu legen. (Der stern tutet in das gleiche Horn. Tramps "Ankündigung, auf das ihm zustehende Salär zu verzichten, ist respektlos", schreibt der "Crossmedia-Koordinator" der Illustrierten.)

Wo kämen wir hin, würden alle nachmachen, was sich das Greenhorn in Washington herausnimmt? Da loben wir uns doch ein Vorbild wie Martin Schulz, den Präsidenten des Europäischen Parlaments und vormaligen Bürgermeister von Würselen an der Wurm. Der politische erfahrene Genosse weiß, dass es sich einfach nicht gehört, den Kollegen die Preise zu verderben, sich unter Wert zu verkaufen.

Nicht im Traum würde es ihm einfallen, die Bürger zu beleidigen, indem er die Möglichkeit ausschlägt, sich mit ihren Steuergeldern die Taschen zu füllen. Brav kassiert er Tag für Tag zusätzlich zu seinen Dienstbezügen 304 Euro Tagegeld, rund 112.000 Euro jährlich, ein knappes Drittel des Gehalts, auf das Donald Trump verzichtet. Gleich, ob er in Brüssel am Schreibtisch sitzt, in Berlin für die SPD in den Wahlkampf zieht oder daheim unterm Christbaum "O du fröhliche ..." anstimmt, stets hält Schulzi pflichtbewusst die Hand auf.

Und was tut Trump, der designierte 45. Präsident der USA, dem die Kanzlerin schon vor seinem Einzug ins Weiße Haus die Leviten lesen musste? Er folgt dem Beispiel Michael Bloombergs, der das Amt des New Yorker Bürgermeisters ebenfalls für einen symbolischen Dollar versah, weil ihm vor allem anderen die Geschicke der Stadt am Herzen lagen.

Allein SPON war wachsam genug, so etwas Trump nicht durchgehen zu lassen. Könnte es doch sogar bedeuten, dass der Reaktionär die obwaltenden Verhältnisse in Frage stellt. Schlimmstenfalls besinnt er sich noch auf die Kindertage der Demokratie, als Männer und Frauen in die Politik gingen, weil sie etwas im Interesse ihrer Wähler bewegen wollten, nicht weil sie hofften, Karriere zu machen und ordentlich zugreifen zu können.

Du lieber Himmel, am Ende würde noch der Turmbau zu Brüssel ins Wanken geraten.

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alexander meyer / 16.11.2016

Andere Länder andere Sitten : Unser ex-Präsident bekommt seit seinem 54. Lebensjahr u 20-monatiger Tätigkeit einen lebenslangen Ehrensold von 220.000.- p.a.,plus Dienstwagen mit Personal. No-na,man schaut schon auf sich u lässt niemanden verhungern !

Dr. Wencke Steinle / 16.11.2016

Diese Tatsache ist eines der vielen kleinen Anzeichen dafür, dass es durchaus passieren könnt, dass der Mann die Welt mit seiner Politik am Ende doch in positives Staunen versetzt. Clinton hätte so sicher nicht gehandelt, betrachtet man sich die Wahlkampfmillionen, die Sie gesammelt hat und vor allem von wem (Saudis, George Soros - Migrationstreiber Par excellence). Schade, dass sich eine Art Trump in Deutschland nicht finden lässt. Dieses machthungrige, verkommene Personal, dass sich neuerdings Elite nennt, käme sicher nicht darauf , auf ein fürstliches Gehalt zu verzichten- was wäre das uns gegenüber auch respektlos!! Es macht traurig zu sehen, dass die Politiker mit Rückgrat (Merz allen voran) als politische Leichen von Merkels Gnaden geendet sind. Aber es bahnt sich an: Sie könnte sich nächstes Jahr über diesen Leichen das Eigene politische Genick brechen. Deutschland wäre es zu wünschen!

Andreas Rochow / 16.11.2016

Eine Glosse kann man nicht kommentieren. Sie ist einfach brilliant und spießt linke Herablassung und eorooäischen Größenwahn auf. Vielen Dank.

peter polzomfky / 16.11.2016

Demokratische Politiker sind keine römischen Senatoren, die von ihren Latifundien leben. Es stärkt die Tendenzen zur Plutokratie, wenn wir erwarten, dass hohe Staatsämter ohne Bezahlung bekleidet werden. Daher gilt bei uns sogar die Regel, dass Inhaber von Staatsämtern das Gehalt annehmen müssen, damit sie nicht von Lobbyisten abhängig werden und sich in die Personalauswahl nicht die fiskalische Frage der Einsparung von Gehältern mischt. Insofern war der Gehaltsverzicht von Trump ein grundfalsches Signal. Leider kann ich diese Auffassung nicht teilen. Natürlich handelt es sich bei diesem “Gehaltsverzicht” um eine strategische Massnahme. Andererseits kann man davon ausgehen, dass Hr. Trump dieses Salär nicht braucht, um seinen Lebensstandard zu erhalten. So, wie viele andere Spitzenpolitiker auch. Daher erscheint es mir ein wenig opportunistisch, diesen Gehaltsverzicht gegen Trump zu verwenden. Andererseits lässt er damit wieder sein strategisches Talent hervorblitzen, es als “Erster” gemacht zu haben, unabhängig von den genannten anderen Präsidenten.

Karla Kuhn / 15.11.2016

Im Gegensatz zu diesen Schreiberlingen hat President Trump Stil. Nach jeder Hetze wird er mir sympathischer, im Gegensatz zu Schulz und den anderen Crewmitgliedern.  Ich finde es einfach herrlich, daß Trump denen schon wieder die Suppe versalzt.  Merkt diese ganze Clique nicht, daß die sich mit ihrem Geschreibsel total lächerlich macht ? Mich amüsiert das.

Wolfgang Thiele / 15.11.2016

Trump ist nicht der erste amerikanische Präsident, der auf das ihm zustehende Gehalt verzichtet: Vor ihm taten das bereits Herbert Hoover (im Amt 1929 bis 1933) und John F. Kennedy (1961 bis 1963). Hoover war ein Selfmade-Millionär und Kennedy stammte aus einer steinreichen Familie.

Sönke Joachim Peters / 15.11.2016

Die Präsidenten Hoover und Kennedy verzichteten übrigens ebenso auf ihr Gehalt; bzw. spendeten es.

Johannes Lambert / 15.11.2016

Demokratische Politiker sind keine römischen Senatoren, die von ihren Latifundien leben. Es stärkt die Tendenzen zur Plutokratie, wenn wir erwarten, dass hohe Staatsämter ohne Bezahlung bekleidet werden. Daher gilt bei uns sogar die Regel, dass Inhaber von Staatsämtern das Gehalt annehmen müssen, damit sie nicht von Lobbyisten abhängig werden und sich in die Personalauswahl nicht die fiskalische Frage der Einsparung von Gehältern mischt. Insofern war der Gehaltsverzicht von Trump ein grundfalsches Signal.

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