Claudio Casula / 31.01.2018 / 14:49 / Foto: Ben.83 / 34 / Seite ausdrucken

Trump redet, SpOn schnaubt

Unter der Überschrift „Spalten statt Versöhnen" analysiert SpOn Donald Trumps Rede von heute Nacht zur Lage der Nation. Lesen wir mal kurz in dieses Paradebeispiel für deutschen Qualitätsjournalismus hinein. Oder jedenfalls in die Highlights. (Wer die Rede von Trump nachlesen will, findet hier die ins Deutsche übersetzte Fassung der Trump-Rede, hier die englische Fassung).

SpOnMit seiner ersten Rede zur Lage der Nation wollte Trump die Amerikaner eigentlich einen. Doch er erreichte das Gegenteil.

Nur Stunden nach Trumps Ansprache zur Lage der Nation haben die Spiegel-Autoren bereits feststellen können, dass die 323 Millionen Amerikaner gespaltener sind als vorher.

Mit großem Gefolge und noch größerem Pomp…

Stimmen wir uns schon mal auf diesen schmierigen Typen ein!

Die meisten Demokraten klatschten demonstrativ nicht. 

Ein bedenkliches Zeichen. Normalerweise sind Oppositionspolitiker ja vom Präsidenten begeistert.

Seine Beliebtheit ist auf einem historischen Tiefpunkt.

Jedenfalls in den Redaktionen unserer Quantitätspresse.

Trump beschwor seine nationalistischen Standardparolen "America First" und "Make America Great Again", und zählte seine vermeintlichen Erfolge auf.

Dass dieser Nationalist das Wohl seines Landes in den Vordergrund stellt, macht Nelles und Pitzke fassungslos. So etwas sind sie aus Deutschland ja auch nicht gewohnt. Und Erfolge, die dieser unsägliche Mensch aufzählt, können selbstredend nur vermeintliche sein. Mal ehrlich: Schon diese Frisur…

Das sorgte für Reflex-Applaus bei den Republikanern und der populistischen Basis, die Demokraten begeisterte das aber nicht.

Weil die Republikaner dumm sind und die Demokraten super, soviel Differenzierung muss auch in einer stocknüchternen Analyse sein.

Ähnlich seine Verzerrungen der Immigrationsdebatte.

Ist das vielleicht doch ein Kommentar? Nein, da steht Analyse drüber. Wirklich.

Da gab es sogar Buhrufe.

Die man leider in einem Text nicht lauter stellen kann, so wie man es bei der in Sachen Seriosität über jeden Zweifel erhabenen Tagesschau zu handhaben pflegt.

Seine angeblich so tolle Wirtschaftspolitik…

Es genügt nicht, Erfolge des Erzfeindes in Zweifel zu ziehen. Man muss es auch noch im Schülerzeitungsjargon tun.

Auch im außenpolitischen Teil der Rede prahlte Trump vor allem mit vermeintlichen Erfolgen.

Obama hätte seine Erfolge herausgestrichen, Trump prahlt. Dabei sind Trumps Erfolge natürlich gar keine. Bätschi!

Außerdem drohte er allen Staaten, die Amerikas Außenpolitik kritisieren (etwa im Nahen Osten), mit der Kürzung von Finanzhilfen.

Zwar verweigert die Palästinenserführung seit Jahren Friedensgespräche, erzieht die Jugend zum Dschihad und zahlt den Familien inhaftierter „Märtyrer“ fürstliche Pensionen, aber das kann doch nicht der Grund sein, Abu Mazen & Co. die Alimente zu kürzen!

Noch seltsamer erschien jedoch die Instrumentalisierung von Privatpersonen für Propagandazwecke. Doch so schamlos wie diesmal war es noch nie. Besonders perfide wurde es, als er zwei New Yorker Familien vorstellte, deren Töchter von der mexikanischen Gang MS-13 ermordet worden waren.

Wie schäbig und hundsgemein von Trump! Undenkbar bei Frau Merkel oder Herrn Steinmeier. Die brauchen ja schon ein Jahr für ein 08/15-Kondolenzschreiben.

„Wir können uns das Ausmaß eurer Trauer nicht vorstellen", sagte Trump, während die Eltern auf der Tribüne heulten.

Und Nelles & Pitzke wollen sich es nicht vorstellen. Schon die Wortwahl verrät ihre kalte Verachtung für Hinterbliebene von Mordopfern der falschen Herkunft.

Eine große, versöhnliche Geste wäre gewesen, wenn Trump in irgendeiner Form auf seine Kritiker zugegangen wäre. Etwa, indem er eigene Fehler in seinem ersten Amtsjahr eingeräumt hätte.

Genau das ist ja auch die Aufgabe eines US-Präsidenten: in der Ansprache zur Lage der Nation Asche auf sein Haupt zu streuen, zu bereuen, „Mea culpa! Mea maxima culpa!“ zu barmen und die Kritiker um Vergebung zu bitten.

Dies hat er aber nicht getan, Selbstkritik ist bekanntlich nicht seine Stärke. 

Während sein Amtsvorgänger jeglichen Anwandlungen von Selbstverliebtheit stets abhold war. So wie deutsche Edelfedern.

In ersten Reaktionen kritisierten etliche Demokraten Trumps Rede scharf.

Und nur die sind ja maßgeblich.

Trump wird die Pose des einenden Staatsmannes wohl kaum lange durchhalten, üblicherweise dauert es bei ihm nach derartigen Auftritten nur wenige Tage, bis er wieder in wütenden Tweets auf seine Gegner losgeht.

Ah – es war also doch ein staatsmännischer Auftritt! Jedenfalls warf er sich in die entsprechende Pose. Aber wenn schon. Natürlich wird dieser lächerliche Prahlhans umgehend wieder zu dem Proll zurückmutieren, der er ist. Wütende Attacken auf ihre Gegner zu reiten – das könnte Nelles und Pitzke, Meistern der sachlich-fairen politischen Analyse, im Leben nicht passieren.

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Leserpost

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Frank Mertes / 31.01.2018

Köstlich zu lesen und vor allem: So herrlich verpackt, erträgt man endlich auch ein paar SPON-Sätze. Man kann gar über das lachen, was sonst einfach nur zum Heulen ist. Spiegel lese ich trotzdem nicht mehr. Bin ja kein Masochist und vor allem kein Einfaltspinsel.

Dr. Ulrich Keil / 31.01.2018

Das schreibt SpOn: „Mit seiner ersten Rede zur Lage der Nation wollte Trump die Amerikaner eigentlich einen. Doch er erreichte das Gegenteil.“ Und das sind die Fakten: „In einer anschließenden Umfrage des Senders CBS reagierten drei von vier befragten Zuschauern positiv auf Trumps Rede. Sogar 80 Prozent stimmten der Aussage zu, Trump habe sich in seiner Rede bemüht, das Land zu einen. In einer Umfrage des Senders CNN bewerteten 48 Prozent die Rede sehr positiv, 22 Prozent positiv, knapp ein Drittel reagierte negativ.“ So viel zur Qualität von tendenziösen Medien wie Spiegel online. Das gleiche gilt für unseren Staatsrundfunk. Vor 20 Jahren hätte ich nie geglaubt, dass ich medial einmal in einer Art DDR-light leben würde.

Tom Hess / 31.01.2018

Ich hab die Rede live gesehen. Ich fand sie grandios und ich vermisse so etwas für Deutschland. Na, wir werden ja sehen, wie toll die Demokraten sind, wenn das FISA Memo erst mal öffentlich ist. Einen Vorgeschmack bekam ich bei CNN von der Demokratin Pelosi. Als sie nicht mehr weiter wusste, erklärte sie dem Journalisten, er wisse ja gar nicht, von was er da spricht (und jetzt ist ja CNN gewiss nicht mit den Republikanern verheiratet; wie die wohl bei Fox auftreten würde?). Obwohl optisch ganz anders, hatte ich sofort Stegner vor Augen.

Stefan Lanz / 31.01.2018

Von solchen Analysen würde ich gern mehr lesen! Danke!

Joachim Müske / 31.01.2018

Den Grundsatz von Rudolf Augstein selig, “SAGEN WAS IST“, hat man beim Spiegel längst vergessen. Mein bald 40 Jahre währendes Spiegel-Abonnement habe ich schon vor einiger Zeit gekündigt. Ich werde immer wieder bestätigt, dass das gut und richtig war.

Hans-Jacob Heidenreich / 31.01.2018

Ich habe, bis vor 6 Jahren, ärgerlicherweise den “Spiegel” gekauft und gelesen fast 20 Jahre lang. Nach einer kurzen Übergangszeit lese ich diesen nicht einmal mehr wenn er z,B. beim Zahnarzt als einzige Zeitschrift ausliegt und online schon gar nicht. Nach diesem Artikel weiss ich erneut, warum dies der fall ist.

R. Bunkus / 31.01.2018

“Eine große, versöhnliche Geste wäre gewesen, wenn Trump in irgendeiner Form auf seine Kritiker zugegangen wäre. Etwa, indem er eigene Fehler in seinem ersten Amtsjahr eingeräumt hätte. [...] Dies hat er aber nicht getan, Selbstkritik ist bekanntlich nicht seine Stärke.” Nett von SPON. Die deutsche politische Kultur ist da ja ganz anders. Besonders hervorzuheben ist, wie Kanzlerin Merkel sich nach eingehender Selbstreflexion sich nach einer verlorenen Wahl in Demut übt: “Ich sehe nicht, was wir anders machen sollten.” Oder die Glanzleistung eines Herrn Pofallas, ehemals Kanzleramtsminister, der auf Kritiker folgendermaßen zuging: “Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen.”

Walter Steinmaier / 31.01.2018

In WO wird Trump heute sogar als Golfbetrüger entlarvt. Gehts noch.

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