US-Präsident Obama bringt am 11. November – einen Tag vor dem EU-Afrika-Gipfel in Malta – seine „tiefe Sorge“ über Burundi zum Ausdruck. Dort sind seit den Protesten gegen den Putsch vom 13. Mai 2015 Zehntausende auf der Flucht. Über 200 Tote werden beklagt. Er bittet in einem Telefonat mit Südafrikas Präsident Jacob Zuma alle Politiker des Subsahara-Raums mit seinen 980 Millionen Einwohnern “um Dialog und eine langfristige Lösung der Krise”
Ihre Ursachen werden nicht angesprochen. Die Konflikte beginnen noch im vereinten Ruanda-Urundi, wo Belgien für die UNO regiert und zwischen 1959 und 1962 über 80.000 Tutsi ermordet und große Teil dieser Bevölkerungsgruppe nach Uganda vertrieben werden. Nach der 1962er Aufteilung in Ruanda und Burundi gibt es 1972 in Burundi einen Aufstand gegen eine Tutsi-Minderheitsregierung. Er scheitert und 150.000 Menschen – überwiegend Hutu – kommen zu Tode. 1993 folgt – wieder in Burundi – ein Putsch von Tutsi gegen eine Hutu-Mehrheitsregierung, wobei rund 75.000 Opfer gezählt werden. 1994 begeht in Ruanda eine Hutu-Regierung Völkermord an der Tutsi-Minderheit und demokratischen Hutu. 800.000 sterben, bis eine Tutsi-Exil-Armee aus Uganda – Nachkommen der 1962 Vertriebenen – das Töten beenden kann. In der UNO einigen sich zuvor die USA und Frankreich darauf, von Bürgerkrieg statt von Völkermord zu sprechen, um nicht eingreifen zu müssen. 1998 entschuldigt sich Präsident Clinton für die Ermöglichung des Schlachtens. In Kämpfen von 1994 bis 2000 zwischen nunmehr vertriebenen Hutu und Ruandas Militär stirbt noch einmal eine Viertelmillion.
Alles Blutvergießen ändert nichts daran, dass die beiden Nationen, die 1950 bei 4,6 Millionen Einwohnern stehen, 2015 deutlich über 20 Millionen liegen und 2050 fast 40 Millionen erreichen sollen. Burundis Kriegsindex (15-19-jährige Jünglinge zu 55-59-jährigen Alten) steht bei 4,4. Auf 1.000 Rentennahe folgen 4.400 zornige junge Männer. In Ruanda steht es ähnlich aus. In Deutschland dagegen folgen auf 1.000 Alte nur 660 Junge. Sie – sowie von ihnen zu erarbeitende Steuergelder – sollen dazu beitragen, in Afrika die Kriegsursachen zu beseitigen. Zugleich müssen die Senioren daheim versorgt werden. Misslingt die Beruhigung Afrikas, gibt es allein in Ruanda und Burundi – zusammen lediglich ein Fünfzigstel der Menschen im Subsahara-Raum – 20 und alsbald womöglich 40 Millionen Schutzberechtigte. Syrien erschiene plötzlich – falls Metaphern straffrei bleiben – wie ein laues Lüftchen.