Dirk Maxeiner / 31.10.2006 / 13:00 / 0 / Seite ausdrucken

Sterns Stunde

In Großbritannien herrscht Wahlkampf und in Deutschland kriegen sie nicht einmal ein Gesundheitsreförmchen gebacken. Höchste Zeit also, die Welt zu retten. In Großbritannien hat der Ökonom Nicholas Stern für die Regierung lauter alte Daten neu aufgewärmt und einen bomastischen Klimaschutz-Bericht verfasst, in dem es gar nicht schlimm genug kommen kann: Der Klimawandel werde die Welt „5500 Milliarden Euro“ kosten, dies sei das „größte Marktversagen, das die Erde je gesehen hat“. Der Klimawandel könne eine „Weltwirtschaftskrise“ auslösen (ganz so als ob Politik das nicht auch ohne schaffen könnte).

Nichthandeln werde größere Kosten „als die beiden Weltkriege“ verursachen. Der im Auftrag des britischen Finanzministers erstellten Studie ist wirklich kein Vergleich zu schräg und abgeschmackt. Wie immer bei solchen Berechnungen werden ökonomische Modellrechnungen auf klimatologische Modellrechnungen draufgesetzt. Das kann man machen, sollte aber dazu sagen, dass die Streubreite solcher Szenarien von hier bis zum Mond reicht - je nachdem welche Annahmen man zugrunde legt. Siehe beispielsweise hier:http://timworstall.typepad.com/timworstall/2006/10/stern_report_ch_2.html

Noch erstaunlicher als die Chuzpe mit der solche simulierten Szenarien als Realität verkauft werden, ist die Kritiklosigkeit vieler Medien, siehe beispielsweise http://www.welt.de/data/2006/10/31/1092878.html
Es müsste doch zumindest stutzig machen, das gleichzeitig Informationen über geplante umfangreiche Ökosteuern in Großbritannien durchsickern. Es müsste doch stutzig machen, das Labour dem Grün-Konservativen Herausforderer David Cameron beim urbanen Ökopublikum etwas entgegen setzen muss.

„Labour awakes to the danger – of Cameron’s green appeal“ schreibt Charles Glover im Telegraph: „The really staggering thing about Stern’s analysis, good though it is, is how much of it we have read before. The scientific predictions about global warming are little different from those made by the Inter-Governmental Panel on Climate Change in 1990, and subsequently in 1995 and 2001. And I distinctly remember reading Sir Nicholas’s conclusion that the cost of tackling climate change would be only one per cent of global GDP by 2050, but that the cost of business as usual would be far more — back in 2001. I used it myself on this page last year. So why is everyone in the Government pretending that the Stern review is new, important and interesting?“ http://www.telegraph.co.uk/opinion/main.jhtml?xml=/opinion/2006/10/31/do3101.xml

Klar doch, dass da auch Umweltminister Siegmar Gabriel nicht fehlen darf, der gestern einen „New Deal“ propagierte, eine von einem „grünen Industriekabinett“ staatsgesteuerte „dritte industrielle Revolution“. Nun die dritte industrielle Revolution ist auch ohne Herrn Gabriel längst im Gange, dank unserer grandiosen Politik allerdings überwiegend im Ausland. Natürlich brauchen wir neue Technologien, die uns vom Erdöl unabhängig machen. Was wir nicht brauchen sind Politiker, die Angst- und Panikmache schüren, um ihren Einfluss weiter zu erhöhen und in Europa die Marktwirtschaft noch mehr außer Kraft zu setzen.

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