Chapeau! Allein für solche Artikel kann sich die Achse des Guten auch in Achse der Besten umbenennen. Das Lob schließt alle anderen Schreiber mit ein.
Der größte Fehler ist, sich überhaupt in islamischen Ländern einzumischen, also, dass der Irak-Krieg geführt wurde, vom Vorgänger des jetzigen amerikanischen Präsidenten. Auch dass “Oppositionelle” in Syrien oder sonst unterstütz oder sogar mit Waffen ausgestattet werden, ist grundfalsch, auch um den Preis, dass der Machthaber Greueltaten an seiner Bevölkerung betreibt. Oder man besetzt alle Länder und katapultiert sich in das 19. Jahrhundert zurück - alle Länder im arabisch-islamischen Raum besetzen und die Macht übernehmen - eine völlige Illusion. Aber der Artikel stimmt - da Obama den Irak-Krieg des Vorgängers ja nicht mehr rückgängig machen konnnte, hätte sich Amerika aus dem Irak nicht zurückziehen dürfen. Was im Artikel allerdings verschwiegen wird, ist, dass der Westen das Wesentlichste in den islamischen Ländern ignoriert: die Religion. Da wir im Westen ggf. Religion als “Gedöns”, “nice to have”, Privatsache des Inidviduums ansehn, überträgt man diese Sichtweise auf islamische Länder. Getreu dem Motto: Ist der Diktator erst weggebombt, helfen wir den Menschen beim Aufbau der Demokratie, hat 1945 in Deutschland ja auch gut geklappt - und nach 10 bis 15 Jahren sind wir wieder weg. Da irren sie sich alle: Die USA hätten bis in alle Ewigkeit im Irak bleiben müssen! Denn in Wahrheit befindet sich die muslimische Welt seit 1400 Jahren in einem Religionskrieg, den der Westen 1648 im Wesentlichen überwunden hat. Dieser Religionskrieg, Sunniten gegen Schiiten, Muslime gegen alle anderen etc. ist das Grundübel. Meine Wahrheit ist: Nur wenn “der Islam” insgesamt, was nie passieren wird, radikal reformiert ist, könnte es so etwas wie Frieden geben. Der Westen steckt in dem Dilemma: greift er militärisch ein, bietet er die willkommenen Argumente, dass der Westen imperialistisch sei und leistet der Radikalisierung weiter Vorschub, greift er nicht ein, führen sie gegeneinander Krieg und Europa muss die Flüchtlinge aufnehmen. Solange der säkulare Westen nicht begreift, dass das Grundproblem der Islam ist, wird es keine Lösung geben. Man hat statt der Diktatoren nun die zerfallenen Staaten. Für Europa ist die 2. Variante eindeutig die nachhaltig schlechtere, es wird Europa, wie wir es aufgebaut haben, stark in Mitleidenschaft ziehen, in Ansätzen zerstören. Und es gibt noch einen falschen Denkansatz des Westens, indem “von sich auf andere” geschlossen wird: eine vergleichbare Nationenbildung im Islam gibt es nicht - die Zugehörigkeit zur Umma (sunnitisch) oder zur Schia (schiitisch) steht über der Staatsangehörigkeit. Ein sunnitischer Iraker ist erst Sunnit, und dann Iraker, ein sunnitischer Ägypter ist erst Muslim, und dann Ägypter. Wenn es nicht so wäre, warum verfolgen, ja töten dann die muslimischen Ägypter die koptischen Ägypter viel zu oft? Übrigens ist die priorisierte Zugehörigkeit zur Umma der Grund, warum in großer Mehrheit die Muslime im Westen nicht “ankommen”, sich nicht intergrieren - Grund: der Koran. Es hat fast nichts mit der Nationalität oder der Ethnie zu tun.
Gottseidank hat Obama seinerzeit nicht auch noch Krieg gegen Assad begonnen - rote Linie hin oder her! Wohl aber hätte der Westen Assad längst beispringen und den Dschihadisten und IS-Schächtern militärisch in den Arm fallen müssen, insoweit Zustimmung! Aber daran hat dieser Moslem kein Interesse! Z. B. ist sein Bruder bei den Muslimbrüdern aktiv. Und Lybiens Ghaddafi hatte EXAKT angekündigt, welche “Flüchtlings”-Flut wir in Europa erleben würden, wenn man ihn beseitigen würde; das hat die USA aber nicht interessiert, da sie meint, immer der geostrategisch lachende Dritte sein zu können. Putin hat der USA schon vor langer Zeit beim Papst ein gemeinsames Engagement gegen verfolgte Christen vorgeschlagen - vergeblich. Nur eine Achse Deutschland -Russland könnte ein Gegengewicht gegen den heuchlerischen US-Dollar-Imperialismus bilden.
In aller Regel folgt die deutsche Außenpolitik der amerikanischen. Und früher ist sie damit ja auch nicht schlecht gefahren. Aber, wie sie mit Recht monieren, will Obama ja offenbar in Syrien nicht eingreifen. Damit hat die deutsche Außenpolitik keine Opition zum Eingreifen, es sei denn, sie würde allein, auf eigenes Risiko, unter Außerachtlassung des amerikanischen Präsidenten im Nahen Osten eingreifen. Das ist nicht nur unwahrscheinlich, es ist auch fraglich, ob dies wünschenswert wäre. Bisher hat weder die deutsche Außenpolitik noch das deutsche Militär den Eindruck besonderer Kompetenz vermittelt.
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