Sehr geehrter Herr Kessler, auch Ihnen scheint wie vielen Journalisten die naturwissenschaftlichen Grundlagen nicht klar zu sein. Herr Röhl hat völlig recht. Visionen zu technischen Entwicklungen zu haben ist gut und schön, nur sollten sich diese im Rahmen der Physik bewegen, sonst wird es albern und man wird perpetuum mobile Erfinder, von denen es zwar viele gibt, aber bekanntermaßen kein einziges funktionierendes Modell. Wie auch. Die Physik, bzw. die Natur setzt nun mal auch bei Photovoltaik ihre Grenzen: Die einstrahlende Sonnenenergie kann man unter optimalen Bedingungen in der Größenordnung von 1000 W/m² ansetzen, die Energiedichte von Akkus ist mit der Verwendung von Lithium schon nahe am Anschlag des überhaupt möglichen (siehe elektrochemische Spannungsreihe), Die Faustformel, dass ein motorgetriebenes Flugzeug ca. 0,4 kWh pro km und Tonne Gewicht braucht, ist aufgrund der Eigenschaften der Luft und Aerodynamik auch weiterhin grob gültig. Man müsste an den genannten Parametern um Größenordnungen drehen, um damit überhaupt ernsthaft in die Nähe der Leistungsfähigkeit eines “normalen” Flugzeuges zu gelangen. Das geht mit PV nicht. Nicht, weil man nicht will, zu wenig investiert, sondern weil es so prinzipiell unmöglich ist. Siehe oben. Wenn man alle ingenieurstechnischen Möglichkeiten und Werkstoffe ohne Rücksicht auf Kosten ausreizt, kommt ca. dieses Solarflugzeug raus: Lächerliche Tragkraft, nur schönwettertauglich. Man möge Solartechnik dort anwenden, wo sie sinnvoll ist, z.B. im Weltraum (wo weder Wind, Schwerkraft noch Staub großflächige Ausbringung verhindern), Parkscheinautomaten oder Almhütten.
Sehr geehrter Herr Kessler, habe zwar die Intention Ihrer Wortmeldung nicht verstanden, möchte aber zur Solartechnik in der Raumfahrt eine Anmerkung loswerden. In einer Umgebung mit konstanter Sonneneinstrahlung, null Witterung = null Wolken, verhältnismäßig übergroßen Solarpanels und im Vergleich mit manchen Stromverbrauchern auf der Erde eher geringem Energiebedarf geht das Konzept auf: hier genügen dann auch kleinere Akkukapazitäten, um den 45-min.-Durchlauf der ISS über die Nachtseite der Erde stromtechnisch zu überstehen; und “tagsüber” reicht die 45-min.-Sonneneinstrahlung über die Giganto-Panels dann sogar zur Akkuladung. Wie man an der teuren Rosetta-Mission aber sehen kann, ergibt solare bzw. photovoltaische Energiegewinnung nicht immer einen Vorteil - aus rein ideologischen und politischen Gründen wurde gegen jede weltraumtechnische Expertise auf den eigentlich geplanten Mini-Kernreaktor verzichtet (damit hätte “Philae” bis jetzt pausenlos senden können, UND ggf. sogar herumfahren können), und Rosetta wäre nicht monatelang “eingeschlafen”. Vom Steuerzahler bereitgestellte Forschungsgelder wären sinnvoller genutzt gewesen und das Husarenstück, nach einem Millionen-Kilometer-Flug auf einem Mini-Kometen zu landen, hätte ein Zigfaches an Forschungsergebnissen erbringen können. Teure, vertane Chancen! Röhls Artikel hingegen beleuchtet mit seinem Resumée “Spirit of Bullshit” auch für einen Technik- und Luftfahrtbegeisterten den Kern des Problems ernüchternd witzig.
Lieber Herr Röhl, auch die Internationale Raumstation wird ausschließlich mit Strom aus Solarzellen versorgt. Aber gut, dass sie so weit oben über der Erde fliegt. Denn dann kann keiner von den Stadtwerken kommen, um den Stromzähler abzulesen und anschließend die astronomisch (!) hohe Rechnung zu schreiben.
Diese ganze Show beweist für mich eher, dass die Solartechnik nicht im geringsten dazu geeignet ist, aktuelle konventionelle Technik zu ersetzen. Es ist ja nicht so, dass diese Technik in den Anfängen stecken würde. Im Gegenteil, auf keinem anderen Gebiet wird seit Jahren und mit enormen Subventionen soviel geforscht. Trotzdem ist sie nicht in der Lage, eine auch nur in Ansätzen alltagstaugliche Technik zur Verfügung zu stellen. Da wird dann ein Flugzeug von der Größe eines Jumbojets gefertigt, das nur bei Rückenwind fliegen kann und wenns wolkenlos ist. Und dann vermag es immerhin einen Menschen zu tragen, der wahrscheinlich Astronautennahrung dabei hat, alles andere wäre zu schwer. Das Schlimme ist, wir ersetzen derzeit im Energiebereich im übertragenen Sinn Jumbo-Jets durch Solarflugzeuge. Jahrzehntelang bewährte, sichere, stabile Technik wird durch Anlagen ersetzt, die nur liefern, wenn es ihnen in den Kram passt. An installierter Leistung übertrifft Solar die Kernkraft um das dreifache, effektiv liefert die Kernkraft aber das dreifache an Energie, sie ist also um das neunfache zuverlässiger, bei Windkraft ist der Faktor 5,5 zugunsten der Kernkraft. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir auch unsere Wirtschaft auf Solar/Wind-Niveau heruntergebremst haben, aber für den Fall haben wir ja einen europäischen Rettungsfond.
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