Ein gewisser emotional aufgeladener Utopismus brachte in der SPD schon immer das Blut in Wallung, vorangetrieben von dem gehobenen Bürgertum entstammenden Theoretikern. Ein Gegengewicht bildete da immer der Pragmatismus und die Bodenhaftung der einfachen Kreisen entstammenden SPD-Politiker. “Internationale Solidarität” war in Arbeiterkreisen eher in der verdünnten Form von guten Wünschen für die Arbeiter anderer Ländern vorhanden, ganz ungebrochen war (und ist!) man deutsch-patriotisch. Auch die Vorstellungen von Familienleben waren (und sind) bürgerlich. Auf die Transformation der Arbeiterschaft in den letzten Jahren hat die SPD keine Antwort gefunden, ja, sie nimmt diese Transformation in sozialen Aufstieg mit hoher Steuerbelastung einerseits, Absinken in prekäre Verhältnisse andererseits so gut wie gar nicht war. So hat sich in der SPD-Ideologie auch die Multi-Kulti-Ideologie eingenistet, verbunden mit der Ignoranz gegenüber den durch Massenmigration entstehenden Spannungen, unter denen auch “Menschen mit Migrationshintergrund” durchaus leiden - nirgends richtig daheim. Da halfen die deutlichen Warnungen eines Helmut Schmidt so wenig wie die diplomatischen Warnungen des heißgeliebten Willy Brandt. Letzten Endes war und ist den linksintellektuellen Kreisen das Wohl der “Schonlängerhierlebenden” genauso wurscht wie das Wohl der “Menchen mit Migrationshintergrund”. Für die Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik gilt dieser Utopismus entsprechend und manifestiert sich in Kevin-Johanna. 2015 wäre theoretisch die letzte Chance für die SPD gewesen das Krebsgeschwür des “Buntland”- Utopismus zu überwinden. Man hätte mit viel Getöse “Hilfe für Flüchtlinge vor Ort” propagieren und Spendenaktionen starten können, “open border” als kontraproduktiv brandmarken, dazu etwas Schmidt und viel Brandt zitieren können.- Dazu war die bereits kranke SPD jedoch nicht mehr in der Lage - stattdessen “Mehr von demselben!” Somit kann die SPD nur noch palliativ behandelt werden.
Diese Analyse bedrückt, weil sie zutrifft. Die Befragung offenbart ein atemberaubendes Maß von Unreife und Hohlheit bei der künftigen SPD-Führung, das eine trübe Zukunft erwarten lässt. Am meisten erschreckt das Bekenntnis der Befragten zu Antikapitalismus, Postdemokratie und krassem Rechtsbruch (NGO, Schleuseraktivität im Mittelmeer). Was die gegenwärtige Plünderung des Sozialsystems durch “sachfremde Leistungen” im Integrations- und Politaktivistengeschäft angeht, stellt eine Form des Kapitalismus dar, die doch auch bei linken Jungfunktionären gnädige Akzeptanz finden sollte.
Perfekt auf den Punkt gebracht. Bei diesem hoch kompetenten Politiknachwuchs kommt nicht nur der Strom aus der Steckdose, sondern auch das Geld aus dem Steuersäckel. Wertschaffung, Leistung, gegenständliche Arbeit - Fragezeichen. Richtige Arbeit besteht halt im auf- und zuklappen des Mundes beim Erzeugen von Sprechblasen.
Eigentlich ist alles garnicht so schlimm. Jede Entwicklung, wenn auch nach unten, hat eine Gegenentwicklung. In einer komplizierter werdenden Welt ist das vorhandene Parteiensystem eben nicht mehr zeitgemäß. Ein schlankes Zweiparteien-System muß her. Einfach und gut, für jeden Wähler eine einfache politische Heimat. Der Weg dorthin erfolgt über die Aufweichung der alten Parteien auf der einen und Sammlungsbewegungen (Wagenknecht) auf der anderen Seite. Das Ziel ist gleich. Republikaner (der Begriff war mal negativ besetzt aber das haben die meisten vergessen) und Demokraten. Rechte und Linke, möchte man meinen. Schaut man sich jedoch die Demokraten in Amerika an, so entsprechen sie eher der hiesigen CSU. Ganz so einfach ist es also doch nicht. Dennoch. Wir stehen vor einer Transformation unserer Parteienlandschaft und nicht wenigen, die es ahnen, schlägt es Sorgenfalten auf die Stirn. Doch bis dahin fließt noch viel Wasser die Elbe hinunter…
Einfach bitter grandios, dieser Artikel! Es war schon auf der Penne so, dass die Schüler, welche etwas konnten, nach dem Studium von der Wirtschaft aufgesogen wurden, während die hippen Schwätzer sich durch mehrere Fächer der Geschwätzwissenschaften laviert haben, um danach um die Posten des aufgeblähten Staatsapparates zu buhlen. Sicherheit zuerst war die Devise. Als Soziologe oder Politikwissenschaftler ist die Aussicht auf Zulauf von Kundschaft ja eher bescheiden, wenn man versucht, seine Kenntnisse auf dem freien Markt anzubieten.
Das sozialistische Gesellschaftsmodell ist in den letzten Jahrzehnten vielfach erprobt und angewendet worden und jedes mal ist es gründlich daneben gegangen. Ich hatte die Gelegenheit in der damaligen Ostzone während meiner Berufstätigkeit von 1973 bis 1989 diesen Prozess zu erleben und genau zu beobachten. Besonders auffallend war 1. die Verantwortungslosigkeit aller Beteiligten; gehört mir nicht warum soll ich mir Gedanken machen. 2. die Besetzung der Führungspositionen mit mittelmäßigem, fachlich eher unzureichendem Personal, weil es eben wie heute in der Politik zu beobachten, nicht auf die Qualifikation ankommt sondern auf die Umsetzung der herrschenden Ideologie, auf Willfährigkeit, auf nach dem nach dem Munde reden. 3. und weil es nicht klappt, nicht klappen kann setzen Repressalien ein bis hin zur Liquidierung von Kritikern. Immer fein raus sind die Funktionäre und Bonzen, die können sich wenigstens die Taschen vollstopfen. Als Gegenleistung müssen sie nur die richtige Meinung zur Schau stellen, konsequent die “Feinde” des Systems bekämpfen und niemals einen Fehler zugeben. Übrigens wird in einem solchen System zuerst die Sozialdemokratie beseitigt. Wie dämlich sind eigentlich diese Typen in der SPD die immer noch das sozialistische Gesellschaftsmodell propagieren und damit am eigenen Untergang basteln. Es mag die für die Masse der Menschen faszinierend sein, dass Alles Allen gehört, aber schon bald gehört Allen nichts mehr.
Die Partei Friedrich Eberts, Kurt Schumachers, Herbert Wehners, Willy Brandts und Helmut Schmidts gibt es nicht mehr. Diese Tradition ist nur noch Folklore. Die SPD steht inzwischen für ein unbekömmliches Ideengebräu, das ich nicht mehr von linken und grünen Positionen unterscheiden kann.
Und all diese Phrasendreschmaschinen werden dereinst über unser aller Wohl und Wehe entscheiden. Gott steh uns bei…..
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