Sehr geehrter Herr Rietzschel, 1) Die Wehrpflicht wurde nicht abgeschafft, sondern nur ausgesetzt. Laut Paragraph 12a GG *kann* jeder deutsche Mann zwischen 18 und 45 Jahren zum Wehr- oder Ersatzdienst herangezogen werden. Wird halt nur momentan nicht gemacht. Par. 12a, Abs. 4 sieht auch die Zwangsverpflichtung von Frauen im Verteidigungsfall vor, nur nicht mit der Waffe, aber z.B. auch in Militärlazaretten. (vgl. http://www.bundestag.de/bundestag/aufgaben/rechtsgrundlagen/grundgesetz/gg_01/245122) 2) Beamte leisten einen Amtseid, Angestellte im öffentlichen Dienst haben entsprechende Klauseln im Arbeitsvertrag. Durchaus ähnlich zum Fahneneid der Soldaten… 3) “Gelöbnis” gibt es nur für Wehrdienstleistende, früher Zwangs-, heute “Freiwilliger Dienst”. Für Zeit- und Berufssoldaten gibt es die Vereidigung. Wurde und wird i.d.R. im Rahmen der selben Veranstaltung abgelegt. Wird im allgemeinen Sprachgebrauch “Feierliches Gelöbnis” genannt, auch wenn es sich um zwei Veranstaltungen handelt: eben dem Gelöbnis und der Vereidigung. Das “Gelöbnis” kann man ohne grosse Konsequenz (lediglich Beförderungsstop) verweigern, die Vereidigung nicht (führt i.d.R. zum Rauswurf u.a.; vgl. Wikipedia - Vereidigung und Gelöbnis von Soldaten der Bundeswehr) Ich kann ja Gelöbnissen auch nicht viel abgewinnen. Ihre Argumentation ist aber etwas dünn. Das Gelöbnis hat durchaus seine Berechtigung, z.B. zur Festigung des Corpsgeistes. Das Seitens der Politik und Bevölkerung eine gewisse Verlogenheit oder schlicht Indifferenz herrscht, hat damit wenig zu tun. MfG,
Falsch, Klaas Hartmann, Herr Ritzel verhöhnt nicht die Soldaten, sondern die Politiker, die Soldaten auf einen patriotischen Eid einschwören, ohne als Staat diesen Eid ernst zu nehmen. Die wenigsten Soldaten dürften sich melden, weil sie dringend Deutschland verteidigen wollen. Wenn der Staat Soldaten zu einem Gelöbnis nötigt, ohne ihm funktionierende Waffen zur Verfügung zu stellen, dann ist was faul. Dann ist das Inszenierung.
Die Mainzer Jakobiner erflehten geradezu die “brüderliche Hilfe” der französischen Revolutionstruppen und forderten die Angliederung an Frankreich. Insofern stehen sie fest in der Tradition unserer Nachkriegsrepubliken. Sie waren, wie alle Regierungen von BRD und DDR seit 1949, Agenten fremder Mächte. Sovile zum Thema Minimum an historischer Kenntnis.
Die Wehrpflicht kam einst über manchen Wehrpflichtigen wie das Gewitter über den Spaziergänger… aus heiterem Himmel. Gelöbnisse hatten wohl den Zweck, die ganz Überraschten darüber aufzuklären, welchen Sinn diese zwangsweise Inanspruchnahme ihres Dienstes hatte, und wenigstens zu versuchen, bei diesen zum Dienst gezwungenen das notwendige Minimum an Kooperation herbeizuführen, indem man an ein Verantwortungsgefühl fürs eigene Land appellierte. Wie erfolgreich das wohl war, sei dahingestellt, aber eine gewisse Notwendigkeit kann man dem Ganzen nicht absprechen. Rietzschel hat aber ganz recht, daß die Notwendigkeit für solch eine “Aufklärung und Verpflichtung der vom Soldatensein Überraschten” wegfällt, wenn es keine “vom Soldatensein Überraschten” mehr gibt… d.h. heute. Wer sich für einen Beruf entscheidet und bewirbt, egal welchen, sollte eigentlich wissen, daß seine Aufgabe in diesem Beruf ist, im Sinne und nach den Wünschen seines Arbeitgebers zu wirken, und sich auch dahingehend verpflichtet fühlen. Selbst wenn der Arbeitgeber der Staat ist. Vereidigungen oder ähnliche Veranstaltungen, in denen diese Tatsache nochmal bekräftigt wird, braucht es dann nicht mehr, denke ich. Oder man führt sie für alle ein.
Ein Soldat braucht keine Wehrpflicht, um seinem Land zu dienen.
Man stelle sich mal ein feierliches Gelöbnis auf einem öffentlichen Platz in Berlin oder Frankfurt vor. Ein Aufstand gegen diese potentielle Mörderbande wäre vorprogrammiert. Die Mainzer sind da gelassen. Sie denken ohnehin, es handele sich um einen verspäteten Karnevalsumzug ihrer Ranzengarde. Wir haben eine Freiwilligenarmee mit einem halben Jahr Probezeit aus der man wegen rauen Umgangston oder schlechtem Essen jeder Zeit zurücktreten kann. Die Beschaffung neuer Gewehre wird wegen technischer Mängel eingestellt. Verbündete verzichten dankend auf die Bereitstellung von Transportflugzeugen, deren Besatzung halb so alt wie die Maschinen. Kommandeure machen in Zukunft ihren Dienst in Teilzeit und es wird nicht mehr lange dauern, bis Stillzeiten für die Damen der Armee auf dem Gefechtsfeld eingeführt werden mit gleichzeitiger Hissung der weißen Fahne. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 1. und 2. Weltkrieg ist es doch ungemein beruhigend, das von einer deutschen Armee in Zukunft keinerlei Gefahr mehr ausgeht.
Plädoyers für die Wehrpflicht sind ungefähr dasselbe, wie die Forderung, der Romantik des Reisens wegen wieder mit der Postkutsche übers Land zu fahren - von gestern. In einer modernen Armee des 21. Jhd´s ist der Kurzzeit - Milizionär (a.k.a. Wehrpflichtiger) so brauchbar, wie ein Amateurkicker vom SV Hintertupfingen beim FC Bayern, wenn Franck Ribery ausgefallen ist. Diese Erkenntnis hat die (immer noch) größte Militärmacht dieses Planeten schon vor über 30 Jahren gewonnen und umgesetzt. Den Patriotismus von Berufssoldaten in Zweifel zu ziehen, ist typisch deutsches Schubladendenken. Man frage am Besten die Hinterbliebenen in Afghanistan Gefallener, was sie von dieser These halten.
Wenn die einzige Motivation die ist, die der Autor benennt, dann soll er mir mal erklären, welche rein persönlichen Karriere-Vorteile, welchen persönlichen Ansehensgewinn und welchen materiellen Nutzen ich dadurch habe, daß ich mich dennoch als Reserveoffizier oute und gelegentlich vielleicht auch noch in Gefahr begebe (z.B. indem ich bisweilen eine Uniform in der Öffentlichkeit trage.). Ich müsste ein Ewiggestriger, ein Anachronismus sein! Was die Mainzer Jakobiner angeht, so lief es wohl wie bei vielen gutmenschlich-gutgemeinten Projekten: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht und wer anderer Meinung war, landete bei denen am Ende auch auf der Guillotine! Aber die Köpfe rollten ja für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Wenn’s um solch hehre Ziele geht, dann kann man solche Kollateralschäden ja vernachlässigen.
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