Sehr geehrte Frau Stephan, seit Jahren lese ich alle aus Ihrer Feder stammenden Artikel, derer ich habhaft werde, und so gut wie ausnahmslos mit Zustimmung. Hinsichtlich des Inhaltes gilt dies auch den oben stehenden Beitrag. Gar nicht einvertanden bin ich jedoch mit Ihrer Verwendung des der englischen Sprache entlehnten Begriffs ‘shitstorm’. Er ist schlicht und einfach vulgär. Kürzlich hatte ich in Berlin eine Begegnung mit zwei Amerikanern, der eine 32 Jahre alt und Abonnent der ‘Chicago Tribune’, der anderer doppelt so alt und vielleicht Abonnent gleich zweier Tageszeitungen, nämlich des ‘Wall Street Journal’ und der ‘New York Times’. Ich berichtete ihnen von der hierzulande regelrecht grassierenden Seuche, als die ich die immer öfter festzustellende Benutzung dieses ‘neudeutschen’ Wortes erlebe, leider auch in meiner überregionalen Tageszeitung, die sich zu den so genannten ‘Qualitätsmedien’ zählt. Meine Frage an die Amerikaner lautete, ob sie jemals von einem ‘Sturm aus Scheiße’ (denn nichts anderes bedeutet ‘shitstorm’) in ihren Blättern gelesen hätten. Beide verneinten und erwiderten, dieser Ausdruck würde als zu vulgär empfunden, als dass er es in eine respektable Zeitung schaffte. Wie hätten Sie sich noch vor fünf oder sechs Jahren ausgedrückt, Frau Stephan? Ich glaube, Sie hätten das völlig unbedenkliche Wort ‘Proteststurm’ gewählt.
Gerne wird auch das hirnlose Killerargument ,,Wenn du an seiner Stelle wärest” gebraucht. Als Anti-Killerargument ist zu empfehlen:,, Wäre er aber an meiner Stelle, er handelte genauso wie ich.”
Liebe Frau Dr. Stephan. Mit Ihrem Artikel ist Ihnen ein wirklich guter Denkanstoß gelungen. Der Missbrauch von Kindern, um sich einen gehörigen moralischen oder materiellen Vorteil zu erschaffen, ist in Westeuropa tatsächlich subtiler und perfider. Da nehmen erwachsene Demonstranten ihre Kinder mit zu Versammlungen, von denen man ausgehen darf, dass es dort auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei kommt. Die Kinder werden als Schutzschilde missbraucht und der Polizei damit signalisiert: Wenn Du uns angreifst, dann bist Du ein Schwein ohne Moral! Eine uralte Masche! Anderswo waren und sind die Methoden des Kindesmissbauchs gröber gestrickt, die Brutalität tritt offener zu Tage: In den 70er-Jahren hatten LKW-Fahrer auf der Route nach Nah- und Mittelost damit zu rechnen, dass etwa in Kurdistan, Irak oder auch Afghnistan ihnen Kinder vor die LKW’s gestoßen wurden. Anschließend beschuldigte man den Fahrer der schweren Körperverletzung (es kam auch zu tödlichen “Zwischenfällen”) und nahm ihn in Geiselhaft. Die Speditionsfirmen lösten dann diese Fahrer mit einigen tausend Dollars wieder aus, je nach Schwere des Schadens für die Kinder. Die Lösegelder waren fixiert in der Buchhaltung. Alle Formen des Kindesmissbrauchs sind zu verachten, weil - egal, ob sie nun auf die sexuelle Befriedigung abzielen, sich materiell zu bereichern und sein soziales Ansehen zu fördern - hinter ihnen primitive Regungen stehen. Ich gehe einmal davon aus, dass Kindesmissbrauch oder ein “verschwenderischer” Umgang mit Kindern zum eigenen, individuellen Vorteil noch vor 250 oder 300 Jahren in Mittel- und Westeuropa verbreiteter war, und sich erst mit dem Aufkommen von Nationalstaaten, Wehrpflicht und der “Wirtschaftsressource Arbeitskräftepotenzial” das Verhältnis zu Kindern verändert hat. Am Beispiel Preußens scheint mir das gut darstellbar. Heute befinden wir uns wieder in einem Wandel das Verhältnis zu Kindern betreffend. Es seien hier nur die Stichworte “Abtreibung”, der schwindende Wille Kinder in die Welt zu setzen und der “Import” von Kindern aus den fruchtbaren Regionen der sogenannten Dritten Welt angeführt. Das ganze perfide Spiel des Kindesmissbrauchs zu durchschauen, dürfte aber nur einer kleinen Minderheit hierzulande gelingen. MfG
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